Dunkle Wolken über Galeria Kaufhof und Karstadt. Der Handelsriese will seine beiden Häuser am Westenhellweg schließen.

© Stephan Schuetze

Kahlschlag: Karstadt-Haupthaus und Kaufhof auf der Streichliste

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Karstadt Kaufhof will in Dortmund gleich zwei seiner drei Häuser aufgeben. Sowohl das Karstadt-Haupthaus als auch Galeria Kaufhof am Westenhellweg sollen geschlossen werden.

Dortmund

, 19.06.2020, 11:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bei Galeria Karstadt Kaufhof kommt es zu einem Kahlschlag, von dem auch Dortmund massiv betroffen ist. Der Konzern verkündete am Freitagmittag, dass sowohl das Karstadt-Warenhaus als auch Galeria Kaufhof geschlossen werden sollen. Unklar blieb noch, wie es um das Karstadt-Sporthaus am Alten Markt/Hansaplatz bestellt ist.

Was am Freitagmorgen die Süddeutsche Zeitung zunächst abstrakt berichtete, bestätigte der Karstadt-Betriebsratvorsitzende Gerhard Löpke am Mittag. Aus der Mitarbeiterversammlung informierte er unsere Redaktion über das, was er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht hatte ausmalen können: Gleich beide großen Konsumtempel am Westenhellweg mit zusammen 350 Beschäftigten sollen geschlossen werden. „Ein Horrorszenario“, sagte er.

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Er selbst habe auch erst wenige Stunden zuvor von diesen dramatischen Schließungsplänen erfahren, so Löpke. Angesichts der Tragweite dieser Entscheidung der Konzernführung schlossen alle drei Dortmunder Häuser um 14 Uhr und machten auch für den Rest des Tages nicht wieder auf.

Während der Informationsversammlung im Karstadt-Haupthaus muss es zu tränenreichen Szenen gekommen sein. „Es ist überhaupt nicht zu begreifen. Etliche Kolleginnen und Kollegen haben einen Weinanfall bekommen“, schilderte der Betriebsratchef.

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Er selbst reagierte mit großem Unverständnis auf das, was da von der Essener Konzernzentrale mitgeteilt worden war: „Man muss sich fragen: Was haben die da oben für ein Konzept, wenn an einer der stärksten Einkaufsstraßen Deutschlands zwei Häuser geschlossen werden sollen?“

8 Millionen Euro wurde gerade ins Karstadt-Haupthaus investiert

Seit 16 Jahren, so Gerhard Löpke, würden die Beschäftigten Geld in die Firma geben, indem sie auf Lohn verzichten. „Und jetzt bekommen wir so einen Schlag ins Gesicht“, sagt er und ergänzt: „Zudem ist es auch nicht so, dass wir zwei Schuppen vor dem Zusammenbruch in Dortmund haben. In die Modernisierung des Haupthauses wurden gerade erst acht Millionen Euro investiert.“

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Gerhard Löpke will nicht glauben, dass schon das letzte Wort gesprochen ist. „Die Liste mit den Schließungen wird nicht final sein. Es werden Häuser auf der Liste stehen, die vielleicht dann doch nicht geschlossen werden. Hier wird mit der Angst der Mitarbeiter gespielt“, sagt er und kündigt für die nächsten Tage und Wochen gemeinsame Aktionen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi an.

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Der Betriebsratchef Löpke war in den vergangenen zwei Wochen bei dem Verhandlungsmarathon in Köln dabei, bei dem die Bundestarifkommission von Verdi mit der Konzernleitung über die geplanten Schließungen und einen Sozialtarifvertrag verhandelte.

„Einige Scheußlichkeiten“, so berichtete Löpke am Donnerstag, habe man abwehren können. So sei der geplante Personalabbau von 10 Prozent an allen Standorten vom Tisch und auch die Zahl der Filialschließungen falle wohl etwas geringer aus als zunächst befürchtet, sagte er da noch etwas erleichtert. Ursprünglich sollten bis zu 80 Filialen in Deutschland geschlossen werden. Jetzt sollen es 62 sein, insgesamt 18 in Nordrhein-Westfalen.

„Keine Fortführungsperspektive mehr“

Der Handelsriese Karstadt Kaufhof kämpft ums Überleben und suchte Anfang April bereits Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Das Unternehmen rechnet aufgrund der Corona-Krise bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro. Am Montag (22.6.) soll der Gläubigerversammlung nun ein Insolvenzplan vorgelegt werden.

Nach Darstellung der Warenhauskette ist die Schließung von mehr als einem Drittel der Warenhäuser der einzige Weg, um das Unternehmen zu retten. Die betroffenen Filialen hätten, so berichtet dpa, angesichts der Auswirkungen der Corona-Krise keine Fortführungsperspektive mehr und bedrohten die Existenz des Gesamtkonzerns.

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