
© Nick Kaspers
Tränen an der Ladentür: Kunden reagieren emotional auf Kaufhäuser-Ende
Karstadt und Kaufhof schließen
„Ich bin so traurig, ich habe Gänsehaut“, war nur eine von vielen bedrückten Stimmen zur angekündigten Schließung von Karstadt und Kaufhof. Manche bangen um die Dortmunder City.
Es wurde emotional am Freitagnachmittag (19.6.) - nicht nur in den Konferenz-Räumen von Karstadt und Galeria Kaufhof in Dortmund, sondern auch vor den Türen der Kaufhäuser bei den Kunden. Von Aufregung über Gänsehaut bis hin zu tränenden Augen war alles dabei.
Für einige Dortmunder gehört der Feierabend-Einkauf am Freitagnachmittag im Karstadt-Haupthaus oder dem Galeria Kaufhof am Westenhellweg zum Alltag. Nichtsahnend mussten viele Stammkunden an diesem Freitag (19.6.) vor den Türen umdrehen. Der Grund: Eine „Betriebsversammlung“ beziehungsweise „Mitarbeiter Info-Veranstaltung“, wie an den Türen zu lesen war. Ab 14 Uhr war geschlossen.
Stammkunden vor den Türen fassungslos
Der Dortmunder Karstadt-Betriebsrat Gerhard Löpke informierte unsere Redaktion aus der Mitgliederversammlung darüber, dass sowohl das Karstadt-Warenhaus als auch Galeria Kaufhof geschlossen werden sollen. Als Stammkunden der Häuser davon hörten, die vor den verschlossenen Türen standen, reagierte einige mit großer Fassungslosigkeit.
„Das ist der Hammer“, sagte der Dortmunder Guido Tallmann, der eigentlich bei Galeria Kaufhof einkaufen wollte. „Ich bin Dortmunder, die beiden Häuser sind für mich häufige Einkaufsziele“, sagt er mit bedrückter Stimme. „Das ist schlimm für die ganze Innenstadt. Vor allem: Was passiert mit den beiden Häusern?“, fragt er sich.
Viele Fragen blieben am Nachmittag bei den Menschen auf der Straße ungeklärt. Manche machten sich Sorgen, ob sie ihren Karstadt- oder Kaufhof-Gutschein noch rechtzeitig einlösen können. Andere mutmaßten, wie die beiden Häuser noch zu retten seien, wieder andere spekulierten darüber, was mit der Innenstadt passieren wird, wenn die beiden größten Kaufhäuser schließen müssen.
„Ich gehe mein ganzes Leben hier einkaufen.“
Vida Turk, geboren in Jugoslawien, aber Dortmunderin seit 50 Jahren, war von der Schließung der beiden Häuser sehr bedrückt. Sie war auf dem Weg ins Kaufhof-Gebäude, als sie davon erfuhr. „Ich gehe seit 50 Jahren immer von der Arbeit dort einkaufen. Jetzt gehe ich in Rente, da macht das zu“, sagt sie. „Das geht so schnell. Wenn nur eins von beiden schließen würde, aber direkt zwei? Wo soll ich jetzt hingehen?“, ist ihr Gedanke.

Viele Dortmunder mussten vor den verschlossenen Türen des Galeria Kaufhofs umdrehen. © Nick Kaspers
Noch getrübter wurde die Stimmung vor dem Karstadt-Haupthaus. „Ich habe von der Nachricht im Internet gelesen. Mir ist schlecht“, sagt eine Dortmunderin, die anonym bleiben wollte. „Ich gehe mein ganzes Leben hier einkaufen und hier zum Friseur. Ich bin so traurig, ich habe Gänsehaut“, ergänzt sie.
„Das sieht doch auch nicht schön aus, wenn so große Gebäude in der Innenstadt leer stehen. Das waren unsere Vorzeige-Häuser, unsere Platzhirsche“, sagt sie. „Ich brauche erstmal eine Beruhigungs-Zigarette.“
Die Ur-Dortmunder und ihre beiden großen Kaufhäuser
„Die hätten doch wenigstens den Kaufhof auflassen können“, ergänzt sie. Eine 78-jährige Dortmunderin steigt ins Gespräch ein: „Die können doch nicht wirklich zu machen, ich gehe seit 50 Jahren hier einkaufen“, so die 78-Jährige.
Eine andere Frau schlägt vor: „Können wir nicht Unterschriften sammeln? Oder kann die Politik nicht einen Zuschuss geben?“, fragte sie in die Runde. „Wenn die beiden Häuser zu machen, haben wir doch in Dortmund nichts mehr“, sagte sie.
Es waren vor allem die Ur-Dortmunder, die am Freitag um ihre beiden großen Kaufhäuser trauerten. Menschen, die seit Jahrzehnten immer am selben Tag in ihrem Lieblingsladen einkaufen, sich dort die Haare schneiden lassen und vieles mehr. Ihnen werden Karstadt und Galeria Kaufhof fehlen.
2000 in Heinsberg geboren, seit 2020 als freier Mitarbeiter bei den Ruhr Nachrichten. Ich studiere Journalistik und Politikwissenschaft in Dortmund. Mit 16 Jahren habe ich meine ersten Erfahrungen im Lokaljournalismus gemacht - und dort fühle ich mich zuhause.
