
© Uwe von Schirp
Kanalbau: Wichtige Verbindungsstraße bleibt noch drei Monate gesperrt
Emscher-Umbau
Stichtag Silvester: Dann soll kein Abwasser mehr in die Emscher fließen. Auf der Zielgeraden ist auch eine Kanal-Baustelle im Dortmunder Westen. Eine Straße ist schon seit zehn Monaten gesperrt.
Bagger wühlen unter der Straße. Pumpen laufen. Autos und vier Buslinien fahren eine Umleitung. Seit dem 11. Januar ist das schon so. Eigentlich sollten die Bauarbeiten jetzt, nach zehn Monaten abgeschlossen sein. Aber sie dauern an.
Die Dönnstraße verbindet Mengede mit dem nördlichen Teil von Nette und dem Süden Oestrichs. Wegen der Bauarbeiten ist die viel befahrene Straße zwischen der Hugostraße und Im Apen gesperrt. Grund sind mehrere zusammenhängende Baumaßnahmen der Emschergenossenschaft (EG).
Südlich der Bahnunterführung hat der Wasserwirtschaftsverband auf einer Länge von zehn Metern einen Kanal erneuert. Durch ihn fließt der Bodelschwingher Bach – unterirdisch, wie auf vier Fünfteln seiner Gesamtlänge.
Kanalanschlüsse bis Silvester
Nördlich der Bahnunterführung baut die EG einen 37 Meter langen Stauraumkanal. Die Maßnahmen gehören zum Emscher-Umbau: Abwässer aus Haushalten und Betrieben an der Dönnstraße und den umliegenden Straßen fließen künftig von dort in den 51 Kilometer langen Abwasserkanal Emscher.

Dicke Rohre und eine ganze Reihe an Pumpen leiten das Abwasser während der Bauarbeiten um. © Uwe von Schirp
Mit den Maßnahmen trennt die Emschergenossenschaft das Oberflächen-, also Regenwasser, und das Abwasser. Weite Teile der Emscher und seiner Zuläufe sind bereits frei von Abwässern. Das Projekt an der Dönnstraße und mit ihm Dutzende weitere im gesamten Ruhrgebiet sind nun auf der Zielgeraden.
Die Zeit drängt. Der Emscher-Umbau hat 1991 begonnen. Auf 30 Jahre war das Generationen-Projekt angelegt. „Am 31. Dezember ist die Deadline, wie lange noch Abwasser in die Emscher eingeleitet werden darf“, sagt EG-Sprecher Ilias Abawi im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir sind jetzt in der heißen Phase.“
Eine weitere Baustelle ist der Zechengraben im Süden von Nette. Auch da legen Arbeiter noch dicke Betonröhren in die Erde. „Wir rechnen damit, dass wir bis Silvester noch Kanäle anschließen“, sagt Abawi. Und er meint das durchaus wörtlich.
Boden ließ sich nicht abtragen
Auch an der Dönnstraße werde die Trennung bis Jahresende gelingen. Trotz Verzögerungen, die die noch laufenden Bauarbeiten begründen. „Wir hatten im Sommer an der einen oder anderen Stelle Probleme mit dem Untergrund“, erklärt der Pressesprecher. Die traten zwischen den Sondierungspunkten auf, die vorher Aufschluss über den Untergrund gaben. „Der Boden ließ sich nicht wie geplant abtragen.“
Jetzt, im Spätherbst fehlen noch wenige Meter. Wie schwierig sich die Arbeiten gestalten, zeigt ein Besuch auf der Baustelle. Der Straßenunterbau ist nass. „Er fließt“, sagt einer der Arbeiter und zeigt auf ein Rinnsal aus Wasser, Schlamm und Geröll in gut drei Metern Tiefe.
Spuntwände und gewaltige Doppel-T-Träger aus Stahl sichern die aktuelle Grube. Dicke Holzbohlen verhindern ein Nachrutschen des Straßenuntergrundes in das aufgebaggerte Loch. Sie schützen auch die Arbeiter. Erst wenn die Vorarbeiten abgeschlossen sind, können sie das Beton-Schachtbauwerk mit Anschluss an den alten Kanal einbauen.
Behinderungen bis ins neue Jahr
In Richtung Süden liegt, noch offen und blitzsauber, das neue Kanalrohr. Dazwischen liegen noch wenige Meter mit einem gewaltigen Aufwand vor den Arbeitern. „Für Außenstehende ist das gar nicht ersichtlich“, sagt einer der Bauarbeiter.

Beim Bau des Kanals stießen die Arbeiter auf einen fließenden Untergrund. © Uwe von Schirp
Trotzdem sei die Emschergenossenschaft mit Blick auf die Abwasserfreiheit jetzt wieder im Plan, erklärt Ilias Abawi. Die Behinderungen für Anwohner, Auto- und Busfahrer dauern aber noch bis ins neue Jahr.
Nach Abschluss der Arbeiten unter der Erde müssen die Arbeiter die Baugrube verfüllen und die Straße wiederherstellen. Läuft da alles nach Plan und ohne Frost, Eis und Schnee, ist die Baustelle am 7. Februar 2022 Geschichte – und die Verbindungsstraße wieder frei.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
