Nicole Mönnich steht hinter der Theke der "Ess bar" und reicht den Kunden die täglich wechselnden gut-bürgerlichen Gerichte.

© Uwe von Schirp

Die beliebte „Ess bar“ hat neuen Inhaber: „Futtern wie bei Muttern“

rnMittags-Gastronomie

In der Wärmetheke dampft der Grünkohl. Jeden Freitag gibt es Fisch. Nach Monaten des Leerstands freuen sich Kunden wieder über den Mittagstisch „wie bei Muttern“. Und das durchaus wörtlich.

Mengede

, 19.11.2021, 14:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist kurz vor zwölf. Mittagszeit. Peter Götz kommt über die Straße, steuert auf die Eingangstür zu. Nicole Mönnich sieht ihren Stammkunden schon auf dem Bürgersteig. Sie dreht sich um, geht zur Kochzeile an der Seitenwand. Als sie den Deckel des Speisewärmers hebt, steigt Wasserdampf auf. Duft von Grünkohl wabert durch den Raum.

Der Senior hat das Tagesgericht vorbestellt. Jeden Mittag kommt er in die „Ess bar“ gegenüber der Hauptstelle der Volksbank Dortmund-Nordwest im Ortskern von Dortmund-Mengede. Anfang November hat das kleine Ladenlokal neu eröffnet. Über Monate stand es leer. Bis Thomas Barliski es nun übernommen hat.

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Peter Götz ist dankbar. „Das Besondere ist das gutbürgerliche Essen zu zivilen Preisen“, sagt er. „Und es ist lecker vor allem.“ Ihr Stammkunde bestelle immer für die ganze Woche das Tagesgericht vor, erzählt Nicole Mönnich. Wenig verwunderlich darum der Abschied. „Bis morgen“, sagt Götz. Dann wird Nicole Mönnich ihm Fischfilet mit Senfsoße und Petersilienkartoffeln über den Tresen reichen.

Alternative zu Pizza und Grill

Die „Ess Bar“ ist der etwas andere Mittagstisch – die Alternative zu den umliegenden Pizzerien, Döner-Buden oder griechischen Imbissstuben. Zwar stehen auch hier Currywurst, Schnitzel und diverse Salate auf der Speisekarte. Beliebt sind aber vor allem die täglich wechselnden Gerichte.

Am bekannten Standort neben Gildenstube und Polizeiwache hat die kleine "Ess bar" wieder eröffnet.

Am bekannten Standort neben Gildenstube und Polizeiwache hat die kleine "Ess bar" wieder eröffnet. © Uwe von Schirp

Jede Woche erwartet die Kunden eine andere Karte. „Freitags gibt’s immer ein Fischgericht“, sagt Nicole Mönnich. In allen erdenklichen Variationen aus „Mutterns Küche“. Und das ist hier in dem kleinen Lokal an der Geschäftsstraße Am Amtshaus 13 durchaus wörtlich gemeint.

Denn am Herd steht die Mutter von Inhaber Thomas Barilski. „Sie ist eine Spitzenköchin seit 54 Jahren“, erklärt der 50-Jährige am Telefon. Denn während seine Mutter die beliebte Hausmannskost zubereitet und Nicole Mönnich sie den Gästen verkauft, sitzt Barilski im Pakettransporter. Noch.

„Ein halbes Jahr bei Mama in die Lehre“

„Seit 1997 arbeite ich im Paketdienst, wollte aber immer noch mal etwas Anderes machen“, erzählt er. „Das jetzt war schon immer mein Traum.“ Der Evinger sah das Schild im Schaufenster der „Ess bar“: „Nachmieter gesucht.“ Dann habe er geguckt, „wie bekomme ich das finanziell gestemmt“. Zunächst parallel: „Bis der Laden richtig läuft, fahre ich weiter Pakete aus.“

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Ganz fachfremd ist Thomas Barilski indes nicht. Er ist gelernter Metzger. „Von daher kenne ich mich mit Salaten und Fleisch aus.“ Die Frikadellen etwa habe er zubereitet und gebraten. Geschmackstest der Redaktion: Fleischig, saftig – lecker. Entscheidend für die Übernahme der „Ess bar“ war aber die Kochkunst seiner Mutter. „Wenn ich aufhöre Pakete zu fahren, kann ich noch ein halbes Jahr bei Mama in die Lehre gehen.“

Bei den Kunden kommt das an. „Es sind Geschäftsleute, die in der Mittagspause ein gut zubereitetes Menü dem Fastfood vorziehen“, sagt Nicole Mönnich. „Oder ältere Herrschaften, die ihr gewohntes Essen haben, aber nicht mehr selber zubereiten möchten.“

Vorzüge eines warmen Mittagessens

Sie freuen sich, dass das seit Jahren etablierte Angebot nun einen Nachfolger gefunden hat. „Ich bin schon ewig Kunde, bestimmt zehn bis 15 Jahre“, sagt Carsten Dirk Kensy. „Ich brauche nicht zu kochen und schätze die Vorzüge eines warmen Mittagessens“, betont der Inhaber einer Elektro-Installationsfirma.

Wenn die Corona-Situation es wieder zulässt, können die Gäste auch an einem der wenigen Plätze in der "Ess bar" zu Mittag essen.

Wenn die Corona-Situation es wieder zulässt, können die Gäste auch an einem der wenigen Plätze in der "Ess bar" zu Mittag essen. © Uwe von Schirp

Um kurz nach zwölf geben sich die Kunden quasi die Klinke in die Hand. Aber: „Es läuft erst an“, sagt Nicole Mönnich. „Es muss sich erst herumsprechen, dass hier wieder eröffnet wurde.“ Mit der Zeit dann wolle ihr Chef auch die Speisekarte erweitern – um vegane Kost etwa.

Die meisten Gäste nehmen ihr Mittagessen mit nach Hause oder ins Büro. Wegen des Corona-Infektionsschutzes bleiben derzeit die wenigen Sitzplätze und auch der Stehtisch frei.

Info

Neue Öffnungszeiten ab Dezember

  • Aktuell hat die „Ess bar“ von Montag bis Freitag, jeweils von 7.30 Uhr bis 14 Uhr geöffnet, Samstag von 7.30 bis 12 Uhr.
  • Ab dem 1. Dezember gelten es neue Öffnungszeiten: Mo-Fr von 10 bis 16 Uhr, Sa von 9 bis 15 Uhr.
  • Um Wartezeiten zu vermeiden, sollten Kunden ihr Essen unter Tel. (0231) 69675375 vorbestellen.