Kein Baum, kein Strauch steht mehr seit ein paar Wochen entlang eines Emscherdeichs in Deusen. Alles, was Wurzeln hat, hat die Emschergenossenschaft gerodet. Anwohner wie Reiner Schramowski hat das aufgeschreckt, sie haben sich an uns gewandt.
Schramowski kritisierte den „radikalen Kahlschlag“ auf längerer Strecke und befürchtete, dass keine Rücksicht auf die Tierwelt genommen worden ist. Außerdem hat er sich gefragt, warum die Abholzung nötig und ob sie rechtens war. Denn er habe auch noch Arbeiten im März beobachtet – und damit in der gesetzlich festgelegten Schonzeit.
Emschergenossenschaft und auch die Stadt Dortmund haben auf Anfrage erklärt, dass alle Arbeiten genehmigt gewesen seien. Der Deich habe auf einer Länge von 200 Metern gerodet werden müssen, weil Wurzeln den Deich schwächten, erklärte Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Der Bewuchs sei alt gewesen, mittlerweile hätten Bäume und Sträucher nichts mehr auf Deichen zu suchen.
Zudem soll der Deich neu vermessen werden, um den Hochwasserschutz entlang der Emscher zu optimieren. Man habe die Wahl gehabt, im Februar spontan und schnell zu roden oder bis zum Ende der Schonzeit (März bis Oktober) zu warten, so Abawi. Da man kein halbes Jahr verstreichen lassen wollte, habe man sich für die Hau-Ruck-Aktion entschieden. Mit dem Nachteil, dass die Anwohner nicht wie üblich informiert werden konnten, räumte der Sprecher ein. Gerodet habe man aber komplett vor Beginn der Schonzeit. Im März seien nur Nacharbeiten erfolgt.

Das bezweifelt Reiner Schramowski. Der Deusener ist auch weiterhin von der Notwendigkeit, den Deich in dieser Spontan-Aktion zu roden, nicht überzeugt und erhebt Vorwürfe, wie er in folgendem Leserbrief als Reaktion auf unserer Berichterstattung schreibt:
„(...) Mir kommt es bei den Aussagen der Stadt und der Emscher vor, als würde man die Bürger für doof verkaufen. Wofür sind die Auffangbecken errichtet worden? Ich glaube, um den Hochwasserstand der Emscher zu verringern.
Niemand hat sich für oder um den Artenschutz gekümmert, niemand hat sich in den Brombeerbüschen und Sträuchern um Nester oder Brutstätten gekümmert oder die Tiere verscheucht. Es wurde radikal, ohne Rücksicht auf Verluste weggeschnitten.
Vorwurf: Rücksichtslose Rodung
Es wurden bis weit in den März hinein nicht Nacharbeiten getätigt, sondern weiterhin mit schwerem Gerät alles beseitigt und über den Boden entfernt ohne Rücksicht auf irgendwelche Tiere.
Es waren keine 200 Meter, die gerodet wurden, der Bereich wird wohl eher bei 1000 Metern Länge liegen. Der Deich hat viele Jahrzehnte gehalten, da spielt ein halbes Jahr wohl keine Rolle. Das Gesetz ist sicherlich auch für die Emschergenossenschaft bindend oder wird hier mit zweierlei Maß bewertet und dann noch von dem Stadtsprecher und anderen Verantwortlichen wie in vielen Fällen schöngeredet?
So offensichtlich kann doch eigentlich nur jemand lügen, der weiß, dass es nicht rechtens war. [Es wird betont, ] innerhalb der Schonzeit-Frist geblieben zu sein [...]. Das ist eine absolute Lüge [...]. Auch mein Anruf und Nachfrage bei dem Verantwortlichen der unteren Naturschutzbehörde blieb ohne Reaktion und es wurde einfach aufgelegt.
[Das ist] typisch für viele Sachen, z. B. abgestorbene Neuanpflanzungen, ungepflegte Streuobstwiesen, Fußwege, die mittlerweile Trampelpfade sind usw., die wir über die Zeitung mittlerweile offengelegt haben.
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