Kaum sind die Baumaschinen am neuen Hochwasser-Rückhaltebecken in Dortmund-Ellinghausen weitgehend verschwunden, übernimmt die Natur die Regie. „Wenn wir weg sind, kommen die Tiere“, erklärt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft im Gespräch.
Zahlreiche Vogelarten sind in dem renaturierten Bereich des Emschertals schon heimisch geworden oder machen während der Zug-Saison dort halt. Leser Norbert Girlich aus Nette entdeckte am Samstag (7.9.) eine Rostgans. Der Höhlenbrüter zählt zur Gruppe der Halbgänse.
„Durch Gefangenschaftsflüchtlinge und unterstützt durch die Klimaveränderungen breitet sich die Art, die bis zum 16. Jahrhundert bis nördlich der Alpen vorkam, heute in NRW aus“, heißt es auf einem Faltblatt des Nabu. Am Niederrhein ist ein Bestand von zirka 200 Tieren ansässig.
Gemeinschaftlicher Jagdbezirk
Es ist nicht die einzige Art von Gänsen und Enten auf dem weitflächigen Areal zwischen Deusen, Niedernette und Ellinghausen. Derweil wundern sich einige Anwohner aus Deusen, dass Gänse im Bereich des Hochwasser-Rückhaltebeckens bejagt werden.
„Warum sind die Jäger in diesem Bereich tagsüber unterwegs?“, fragt Reiner Schramowski. Sollte es notwendig sein, könne man sie doch auch an ihrem Nachtquartier auf dem Feld zwischen Sportplatz und Dortmund-Ems-Kanal bejagen. Dort seien nicht so viele Radfahrer und Fußgänger unterwegs wie an Rückhaltebecken und Emscher-Weg. Und er fragt, in wessen Auftrag die Jäger unterwegs seien.
Das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Ellinghausen liege inmitten des gemeinschaftlichen Jagdbezirks Dortmund-Nette, erklärt Stadtsprecher Christian Schön. „Die dortige Jagdgenossenschaft hat das Jagdausübungsrecht an Dritte verpachtet. Diesen ist es selbstverständlich erlaubt, das dort vorkommende Wild zu bejagen.“

Dazu zählen auch die dem nordrhein-westfälischen Jagdrecht unterliegenden Grau-, Kanada- und Nilgänse. „Die Jäger halten sich dabei an die geltenden Bestimmungen, organisieren die Jagd selbst und in eigener Verantwortung“, schreibt Schön auf eine Anfrage unserer Redaktion. „Die Stadt Dortmund ist insofern nicht ‚Auftraggeber‘ und macht als untere Jagdbehörde keine Vorgaben.“
Allerdings sei das HRB Ellinghausen im Landschaftsplan Dortmund als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen. Dort gelten für die Ausübung der Jagd spezielle Regelungen, die auch auf der Homepage der Stadt veröffentlicht sind. Insoweit gebe es unter anderem naturschutzrechtliche Einschränkungen und Auflagen bezüglich der Jagdtage.
„Die Gänse wechseln übrigens im Laufe des Tages gerne ihre Standorte und sind stadtweit anzutreffen“, erklärt der Stadtsprecher. „Die Tiere haben sich längst an uns Menschen gewöhnt und werden leider auch von vielen Spaziergängern gefüttert.“ Das passiere am Phoenix See ebenso wie in den anderen Grünflächen und führe dazu, dass die Gänse diese Orte vermehrt aufsuchen.
Daher appelliere das Umweltamt an alle Besucher, die Gänse auf keinen Fall zu füttern. „Die Tiere finden selbst genug Nahrung“, erklärt Christian Schön. „Bei den Gänsen handelt es sich um Neozoen, also Tiere, die in unserer Region eigentlich nicht heimisch sind.“ Am Phoenix See gebe es keine Jagd, weil das Umfeld dort viel zu urban ist. „Damit die Zahl der Gänse dort nicht steigt, werden dort während der Brutzeit Eier aus den Gelegen entnommen.“