Die Lanstroper Franz-Josef Nienhaus, Karl Heinz Brockmann und Matthias Hüppe (v.l.l) zeigen Bilder, die an das nun zerstörte Kreuz an der Bremssstraße / Ecke Wasserfuhr erinnern

© Andreas Schröter

Jesus in der Schubkarre: Sturm hat über 100 Jahre altes Kreuz vernichtet

rnSturmtief Zeynep

Große Trauer in Lanstrop: Der Sturm hat am Freitagabend eine liebgewonnene Wegmarke zerstört - ein über 100 Jahre altes Wegekreuz. Die Katholiken wünschen sich Ersatz dafür.

Lanstrop

, 21.02.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Schock für alle Christen in Lanstrop - aber auch für viele, die mit Religion weniger am Hut haben: Sturmtief Zeynep hat am Freitagabend (18.2.) das unter Denkmalschutz stehende Kreuz an der Bremsstraße / Ecke Wasserfuhr vom Sockel geweht und zerstört.

„Wir sind alle sehr betroffen“, sagt Franz-Josef Nienhaus vom Kirchenvorstand der katholischen St.-Michael-Gemeinde. Das über 100 Jahre alte Kreuz diente als Wegmarke im Ort. „Wir treffen uns am Kreuz“ war ein häufig gehörter Ausspruch in Lanstrop.

Jesus in der Schubkarre: Die Gemeindemitglieder haben versucht zu retten, was zu retten ist

Jesus in der Schubkarre: Die Gemeindemitglieder haben versucht zu retten, was zu retten ist. © Matthias Hüppe

Es heißt, das Lanstroper Kreuz sei um 1870 herum von den Besitzern des Hauses Wenge gestiftet worden. Das Grundstück, fast an der höchsten Stelle des Ortes gelegen, war ein Geschenk des Hofes Schäckermann. Ursprünglich hatte es sich um ein Holzkreuz gehandelt, das aber im Jahre 1917 ebenfalls einem Sturm zum Opfer fiel.

Inschrift wirkt jetzt fast ironisch

Seit 1919 wurde die Christusfigur durch ein Steinkreuz getragen. Auf dem Sockel befindet sich die Innschrift „Stat crux dum volvitur orbis“. Dabei handelt es sich um den Wahlspruch des Kartäuser-Ordens, der besagt: „Das Kreuz steht fest, während die Welt sich dreht“ - etwas, das nun tragischerweise einer gewissen Ironie nicht entbehrt.

Sechs Mitglieder der St.-Michael-Gemeinde haben bereits am Samstagsmorgen den Platz, auf dem das Kreuz stand, gesäubert.

Sechs Mitglieder der St.-Michael-Gemeinde haben bereits am Samstagsmorgen den Platz, auf dem das Kreuz stand, gesäubert. © Andreas Schröter

Bereits am Samstagmorgen haben sich sechs Gemeindemitglieder darangemacht, den Schutt, der bis auf die Straße geflogen war, wegzuräumen und alle Teile zu sichern, die möglicherweise noch zu gebrauchen sind. So haben sie den Korpus der Jesus-Figur und den Kopf in eine Schubkarre gepackt und zunächst bei Matthias Hüppe vom Aktivkreis „Ja zu Lanstrop!“ zwischengelagert.

Nun müsse die Untere Denkmalbehörde entscheiden, was damit geschehen soll. Möglicherweise lasse sich ja zumindest diese Christus-Figur restaurieren. Hüppe könnte sich auch vorstellen, die Teile später im Haus Wenge auszustellen.

Erinnerungen an bessere Zeiten: Das Lanstroper Wegekreuz war Ort von Andachten und Ziel von Fronleichnamsprozessionen - hier ein Foto aus dem Jahre 2005

Erinnerungen an bessere Zeiten: Das Lanstroper Wegekreuz war Ort von Andachten und Ziel von Fronleichnamsprozessionen - hier ein Foto aus dem Jahre 2005. © Archiv

Viele Gemeindemitglieder wünschen sich ein neues Kreuz, sagt Franz-Josef Nienhaus. Der Kirchenvorstand müsse sich nun zusammensetzen, um zu entscheiden, ob das - auch finanziell - möglich ist.

Fronleichnams-Prozessionen und Maiandachten

Gemeindemitglied Karl Heinz Brockmann weist auf die große Bedeutung hin, die das Kreuz für die Gemeinde hatte: Fronleichnams-Prozessionen führten genauso dorthin wie die Maiandachten am 5. Mai eines jeden Jahres. Damit wurde eine Verbindung zwischen Marien- und Kreuz-Verehrung gezogen.

Im April 2012 wurde das Kreuz von der Stadt Dortmund zum „Denkmal des Monats“ gekürt, weil es seit seiner Errichtung nahezu unverändert erhalten geblieben war - bis zum vergangenen Freitag. Während es in Bayern oder auch im Münsterland viele solcher Wegekreuze gibt, sind sie in städtischen Gebieten wie Dortmund eher selten.

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