
© Dieter Menne
In „Rödels Kochlokal“ am Phoenix-See schmeckt der Gast die Leidenschaft des Küchenchefs
Restaurant-Check
Keine alltäglichen Gerichte, aber auch kein total abgehobenes Chichi, so könnte man seinem Liebsten „Rödels Kochlokal“ anpreisen. Genau das Richtige für einen besonderen Abend zu zweit.
An Rödels Kochlokal bin ich vor einiger Zeit zufällig vorbeigelaufen. Wann genau weiß ich nicht mehr. Die Tatsache, dass es das Restaurant schon sechs Jahre an der Ausfallstraße vom Phoenix-See nach Aplerbeck gibt, hat mich überrascht. Auf meiner „Will-ich-gern-mal-ausprobieren“-Liste stand es seit dieser Zufallsentdeckung weit oben. Bislang hatte ich aber nur die Speisekarte studiert.
Thomas Rödel hat im „Jägerheim“ in Wellinghofen die gut-bürgerliche Küche gelernt und im Anschluss in der Dimberger Glocke unter dem Sternekoch Urs Bischof gearbeitet. Zwei Jahre lang leitete er mit seiner Frau das Restaurant Mondavy im Hotel Ambiente in Dortmund-Wambel, bevor die beiden 2012 mit dem Kochlokal etwas Eigenes wagten. Das leben sie mit Leidenschaft.

Gina Rödel hinter der Bar mit den Lampen im Kettenhemd. © Dieter Menne
Die kleine, feine Karte ist eine ausgezeichnete dazu. Im September 2018 hat der das Gourmet-Magazin „Feinschmecker“ das Rödels erneut zu den 500 besten Restaurants in Deutschland gezählt.
Die Atmosphäre:
Von außen wirkt das Rödels wie eine gutbürgerliche Gaststätte mit Milchglasscheiben und Sprossen. Drinnen herrscht aber eine ganz andere Atmosphäre. Aufgefallen sind mir zuerst die extravaganten Lampen. Die über der Bar tragen zum Beispiel eine Art Kettenhemd. Der Gastraum ist schlicht und modern eingerichtet, weiße Tischdecken und Stoffservietten, im Kontrast dazu rote Lederstühle. Schön gerahmte Bilder, zum Teil in Schwarz-Weiß, Blumen in Übertöpfen aus Bauernsilber. Ein spannender Kontrast dazu ist eine freigelegte Backsteinwand. Die Atmospäre ist entspannt, nicht steif.
Sehen Sie sich im "Rödels Kochlokal" um!
Das Essen:
Passenderweise läuft bei unserem Besuch gerade die Aktion „Kochquintett“ und so entscheide ich mich, das Menü dieser Aktion zu testen. Während mein Mann überlegt, welche Gerichte er wählen soll, fällt die einstimmige Entscheidung für einen Winzersekt als Aperitif. Er stammt von der Privatsektkellerei Geldermann aus Breisach am Rhein.
Zunächst stellt Grazyna, genannt Gina, Rödel ein Schälchen mit frisch aufgebackenem Brot auf unseren Tisch. Dazu gibt es Holunderblütensirup-Butter. Ich stehe auf die Geschmackskombi von deftig und süß und bin direkt angetan.

Zum frischen Brot gibt es Holunderblütensirup-Butter. Eine schöne Kombi. Und dazu ein Glas Rosé-Sekt. © Nicole Giese
Als Vorspeise folgt in meinem Menü das „Gebeizte Filet vom regionalen Neuland-Weiderind mit Portweinfeigen an Salatturm in Limettendressing“. Auf dem Teller gesellen sich dazu einige Blütenblätter und ein Sträußchen Kerbel als Deko.
Bereits das erste Gericht zeigt, was das Rödels kennzeichnet: Chefkoch Thomas Rödel verarbeitet mit Vorliebe Produkte aus der Region, passend zur jeweiligen Jahreszeit, das Fleisch aus artgerechter Haltung. Auf dem Teller keine wilde Kreuzung diverser Geschmacksnuancen, sondern zwei, drei Komponenten vereint. Solide, aber mit dem gewissen Etwas. Uns gefällt das super.
Mein Mann probiert derweil das Kürbiscremesüppchen mit Speck-Pfifferlingen. Das folgt in meinem Menü noch, aber erst als Zwischengang. Kurz ärgern wir uns, dass wir nicht die „Scharfe Thaisuppe mit Gemüse und Label-Rouge-Schwarzfederhuhn“ ausgewählt haben - um mehr Gerichte der Karte abzudecken. Doch die mild-sahnige Suppe mit den herbstlichen Pilzen schmeckt meinem Mann so gut, dass das Bedauern nur kurz anhält.

So hübsch dekoriert sieht die Vorspeise aus. © Nicole Giese
Zu meiner Suppe gesellt sich eine ungewöhnliche Weinauswahl. Gina Rödel gießt mir ein Glas Yellow Muscat vom Weingut Puklavec aus der slowenischen Steiermark ein. Bis zu diesem Moment hatte ich keine Ahnung, dass es die Region überhaupt gibt - geschweige denn, dass dort Wein angebaut wird. Aber die leichte Süße dieser Traube, die man sonst nur als Dessertwein kennt, passt wirklich grandios zu meiner Suppe.
Zum Hauptgericht hat die Weinexpertin einen Bordeaux ausgewählt, der allerdings nicht so schwer daher kommt, wie man es gewohnt ist. Er begleitet auf meiner Seite des Tisches die „Brust vom Label-Rouge-Schwarzfederhuhn mit Calvados-Schalotten-Äpfeln und Haselnuss-Kartoffelpüree“. Obwohl ich schon zwei Gänge verputzt habe, läuft mir beim Anblick meines gut gefüllten Tellers das Wasser derart im Mund zusammen, dass ich erst realisiere, dass ich eigentlich ein Foto des Hauptgangs machen wollte, als ich schon zwei Gabeln verputzt habe.
Mit den Äpfelchen zum butterweichen Fleisch machen Rödels mich erneut glücklich, das feine, leicht nussige Püree und die kräftige Jus harmonieren perfekt damit. Räuberattacken von der anderen Seite habe ich indes nicht zu befürchten. „Hmmm...“ macht mein Mann bei seinem ersten Bissen und schiebt gleich nach: „Ich glaub, ich will gar nicht tauschen“ - eine sonst übliche Aktion bei gemeinsamen Schlemmerabenden.
Probieren darf ich das „Paillard vom regionalen Neuland-Weiderind mit Parmesan auf Rucolasalat mit getrockneten Tomaten und roten Zwiebeln“ trotzdem. Das flachgeschnittene Rumpsteak ist perfekt auf den Punkt rosa gebraten, die Beilage leicht und frisch. Übrigens gibt es das Paillard auch als Vorspeisen-Portion.

Glitzerpartikel schmücken die köstliche Zartbitter-Schokoschnitte, die gar nicht so bitter ist und mit Buttermilchcremeeis und Amarenakirschen eine perfekte Ergänzung findet. © Nicole Giese
Zu diesem Zeitpunkt haben die Rödels meinen Mann anscheinend von ihren Kochkünsten vollendst überzeugt. Obwohl er kein Fan von dunkler Schokolade ist, traut er sich zum Nachtisch an die „Zartbitter-Schokoschnitte mit Buttermilchcremeeis und Amarenakirschen“ heran. „So bitter ist die auch gar nicht“, versichert Gina Rödel. Und hat recht. Wunderbar sanft schmelzend zergeht das Küchlein im Mund. Die leicht-saure Buttermilch sorgt dafür, dass das Ganze nicht zu mächtig wird.
Der Service:
Angenehm, zuvorkommend, souverän. „Haben Sie Garderobe, die ich Ihnen abnehmen kann?“, fragt Gina Rödel, als wir hereinkommen. Wir bekommen einen Tisch gegenüber der Bar, reserviert haben wir an diesem Donnerstagabend nicht. Gina Rödel denkt mit und serviert meinem Mann seine Suppe zu meiner Vorspeise, damit wir gleichzeitig anfangen können. Da die Weine festgelegt sind, kommen wir nicht in den Genuss einer Empfehlung. Aber die ausgewählten Menü-Weine können uns überzeugen.
Die Preise:
Die Preise sind gehoben, aber noch im Rahmen. Die günstigste Vorspeise war zum Zeitpunkt unseres Besuchs das von uns gewählte Kürbiscremesüppchen für 7,50 Euro. Die Speisekarte ist übersichtlich gehalten und bietet monatlich wechselnde Gerichte. Aus diesen kann man sich sein persönliches Menü frei zusammenstellen. Also auch ein Hauptgang als Vorspeisenportion oder ein Zwischengang als Hauptgericht. Das 3-Gänge-Menü kostet 43 Euro, fünf Gänge 51 Euro, sechs Gänge 66 Euro, sieben Gänge 73 Euro und acht Gänge 79 Euro.
Bei unserem Besuch gab es zusätzlich zur aktuellen Karte das September-Menü des „Kochquintetts“, das wir mit den begleitenden Weinen einmal für 69 Euro ausgewählt haben.
Kinderfreundlichkeit:
Auf der Karte gibt es keine speziellen Kindergerichte. Grazyna und Thomas Rödel sind aber selbst Eltern einer siebenjährigen Tochter. „Wir wissen also, was Kindern schmeckt“, sagt Grazyna Rödel. Und das wird dann unabhängig von der aktuellen Karte gezaubert. „Was da ist an frischer Ware, lässt sich beliebig kombinieren“, sagt Thomas Rödel. An unserem Abend waren keine Kinder im Restaurant, ein Abend mit Menü dauert erfahrungsgemäß immer etwas länger. „Viele Eltern genießen einfach mal einen Abend zu zweit bei uns“, sagt der Koch augenzwinkernd.
Barrierefreiheit:
Theoretisch lässt sich das Lokal mit dem Rollstuhl besuchen, im Eingangsbereich sind zwei relativ flache Stufen, der Zugang kann auch ebenerdig über die Terrasse erfolgen. Die Toiletten sind allerdings nicht behindertengerecht, da sie relativ klein sind und wenig Platz zum Rangieren bieten.
Anfahrt/ Parkplätze:
Links neben dem Lokal gibt es einen Hof mit sechs Parkplätzen. Ansonsten findet man auf dem Seitenstreifen entlang der Hermannstraße meist einen fußläufig erreichbaren Parkplatz.
Das sagt das Netz:
In allen Bewertungsportalen erreicht Rödels Kochlokal durchweg sehr positive Ergebnisse. 5,6 von 6 Punkten bei Quandoo (87 Rezensionen), 4,5 von 5 Punkten bei Tripadvisor (38 Rezensionen), 4,8 von 5 Punkten bei Facebook (65 Bewertungen) und 4,6 von 5 Punkten bei Google (28 Bewertungen). Nutzer loben die entspannte Atmosphäre, die ehrliche und kreative Küche und die entspannten Gastgeber.
Restaurant-Infos:
Rödels Kochlokal, Hermannstraße 164
Tel. 0231 39968137
E-Mail: info@kochlokal.de
Donnerstag, Freitag und Samstag ab 18 Uhr. Auf Anfrage auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten.
Außerdem bietet Rödels Kochlokal zu bestimmten Terminen Kochkurse an.
Kind des Ruhrgebiets, mit den Ruhr Nachrichten seit Schulzeiten verbunden. Neugierig auf Menschen und das, was sie begeistert und umtreibt. Mit einem (auch persönlichen) Interesse für Familien- und Kulturthemen.
