Es hat Gesprächsrunden der City-Händler mit dem Oberbürgermeister gegeben, vor Kurzem waren Vertreter des Dortmunder Einzelhandels auch bei Polizeipräsident Gregor Lange. So sehr ihnen jeweils Unterstützung durch Polizeikontrollen und Ordnungsamts-Patrouillen zugesagt wurde: Die Drogenszene vor allem am oberen Westenhellweg ist und bleibt ein Problem.
Torben Seifert, Center-Manager in der Thier Galerie, hat jetzt die Nischen des Einkaufszentrums an der Martinstraße mit Gittern abgesperrt.
„Jeden Morgen trafen sich dort 25 bis 30 Drogendealer und Drogenkonsumenten und alles wurde enorm verdreckt mit Spritzen, Blut und Notdurft. Uns sind wegen der Sonderreinigung jeden Monat Tausende von Euro Zusatzkosten entstanden. Seit die Absperrgitter da sind, findet nach meiner Beobachtung der Drogenkonsum an der Thier-Galerie so nicht mehr statt“, sagt Torben Seifert und betont: „Es geht nicht gegen Obdachlose, sondern wirklich gegen Drogenkriminalität.“
Polizei verstärkt ihre Präsenz
Erreicht wird mit den Gittern nur eine Verdrängung. Schon direkt nebenan am Westenhellweg erlebt Thomas Schlösser, Filialleiter des Wellensteyn-Geschäfts, genau diesen Effekt. „Dafür habe ich die Drogenkranken jetzt vorm Fenster“, sagt er.
„Das Ganze“, fährt er fort, „geht einfach gar nicht. Es werden immer mehr. Statt zwei bis drei Leute wie früher, sind es jetzt rund 30. Und die Drogenabhängigen verrichten vor den Schaufenstern ihre Notdurft, es gibt viel Geschrei und einer rennt hier zum Beispiel halbnackt rum.“
Neun Monate im Jahr beschäftige er mittlerweile einen Sicherheitsdienst, der aufpasse, dass die Drogenkranken nicht ins Geschäft kommen und vor den Schaufenstern keine Kunden belästigen.

„Die Drogenabhängigen zu vertreiben, ist keine Lösung“, sagt auch Thier-Galerie-Chef Torben Seifert. „Den Leuten muss geholfen werden. Wir haben einfach ein großes Problem, das nur gemeinschaftlich gelöst werden kann.“
Er setzt auf die Zusammenarbeit von Polizei, Ordnungsamt und der Drogenhilfeeinrichtung Kick mit dem eigenen Sicherheitsdienst und der Händlerschaft. Dass die Polizei im Kampf gegen das Dealen ihre Präsenz vor Ort spürbar verstärkt hat, wertet er positiv.

Auch Tobias Heitmann, Vorsitzender des Cityrings, stellt fest: „Das Problem ist wohl endlich erkannt und alle Behörden arbeiten daran - mit welchem Erfolg, muss man sehen.“ Für ihn und auch für Torben Seifert steht fest, „dass einfach der Drogenkonsumraum am Gesundheitsamt direkt hinter der Thier-Galerie an der falschen Stelle ist.“
Gesellschaftliches Phänomen
Olaf Schmitz, der derzeitige Leiter dieser angesprochenen Drogenhilfeeinrichtung Kick, argumentiert dagegen - und verteidigt die Zentralität einer solchen Einrichtung. „Zur Finanzierung ihrer Sucht betteln die Abhängigen dort, wo viele Menschen sind. Um sie überhaupt erreichen zu können, muss auch eine Drogenhilfe eben dort sein“, sagt er.
Gleichzeitig zeigt der Experte Verständnis für die Absperrgitter an der Thier-Galerie. „Grundsätzlich können wir nachvollziehen, dass man nicht möchte, dass die Leute sich da aufhalten. Für uns ist das aber immer verbunden mit der Frage: Wo können sie sich denn aufhalten?“ Um Entlastung für den Handel zu schaffen, darauf weist Olaf Schmitz hin, habe man ein Umfeldmanagement eingerichtet und zum 1. August die Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums verlängert. Man öffne jetzt schon um 8 Uhr - und damit zwei Stunden früher.
Zum Herbst wolle man auch abends die Öffnungszeit verlängern und bis 20 Uhr statt bis 16 Uhr die Tür für die Drogenkranken öffnen. „Wir geben den Menschen die Möglichkeit unter besseren hygienischen Bedingungen und medizinisch überwacht, ihre Sucht zu befriedigen. Drogensucht ist ein gesellschaftliches Phänomen. Unser Eindruck ist nicht, dass es in Dortmund in letzter Zeit massiv gewachsen ist“, so Olaf Schmitz.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 8. August 2023.
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