
© Angerer
Immer neue Hiobsbotschaften übers Deutsche Fußballmuseum
Meine Geschichte 2019
Die bittere Wahrheit übers Fußballmuseum kommt nur scheibchenweise ans Licht: Zum Jahresende ordnen unsere Redakteure das Thema ein, das sie 2019 am meisten bewegt hat.
„Sie popeln an der Frage herum, ob Sie hinter das Licht geführt worden sind. Das ist nicht der Fall“ – Stadtdirektor und Kämmerer Jörg Stüdemann war sichtlich genervt, als die Grünen ihn am 21. März 2019 im Finanzausschuss löcherten, warum es widersprüchliche Erklärungen von ihm und Oberbürgermeister Ullrich Sierau zu einem möglichen Verlustausgleich für das Fußballmuseum im städtischen Haushalt 2018 gebe.
Stüdemann sagte: „Es hat seine Ordnung und wird sauber beantwortet.“ Allerdings nur noch schriftlich, kündigte er an.
Das war der Auftakt zu immer weiteren Hiobsbotschaften, über die mein Kollege Gregor Beushausen und ich im Laufe des Jahres geschrieben haben. Schon im Oktober 2015, bei der Eröffnung des Fußballmuseums, das von Stadt und Deutschem Fußballbund (DFB) getragen wird, warnten Kritiker, der für 36 Millionen Euro errichtete Fußballtempel werde Verluste einfahren.
Verluste, die Stadt und DFB als Gesellschafter bis 500.000 Euro zur Hälfte tragen. Den Rest muss die Stadt allein schultern.
Nur ausweichende Antworten
Bis die ganze Wahrheit ans Licht kam – wenn es die ganze Wahrheit ist – dauerte es bis fast Ende des Jahres. Anfragen der Finanzpolitiker im Rat wurden wie schon im März auch im Mai nur ausweichend von der Verwaltung beantwortet, als sich die Anzeichen verdichteten, dass das Museum in die roten Zahlen rutscht; denn die Stadt hatte erstmals einen sechsstelligen Betrag für einen möglichen Verlustausgleich in den Haushalt eingestellt: 250.000 Euro für 2019 und denselben Betrag auch für die Folgejahre.
Ursachen, so der Kämmerer, seien wegfallende Abschreibungsmöglichkeiten. Zudem müsse man über den Substanzerhalt des Museums reden. Ob das Museum tatsächlich ins Minus rutsche, stehe aber noch nicht fest, betonte Stüdemann.
Im September sollten die Akteure im Museum dem Finanzausschuss über die wirtschaftliche Entwicklung berichten. Es wurde November, und auch danach wurden die Zahlen noch röter. Manuel Neukirchner, Direktor des Fußballmuseums, erläuterte im Finanzausschuss, die Stadt müsse jetzt „den Karren mitziehen“.
Vorschuss in Abschlägen
727.000 Euro sind es nun, die die Stadt für das Jahr 2019 für nicht geplante Verlustausgleiche sowie als Ausgleich für nicht eingeworbene Sponsorenmittel zubuttern muss, und zumindest für die folgenden zwei Jahre sollen es je 900.000 Euro sein - nicht mehr als nachträglicher Verlustausgleich, sondern als Vorschuss in Abschlägen. Es könnten aber auch 1,1 Millionen Euro werden, stellte Stüdemann fest.
Ursache für den Verlustausgleich sind neben den Abschreibungen die deutlich gesunkenen Sponsorengelder, die der DFB eingeworben hat. Sie sind von 6,2 Mio. Euro in 2018 auf knapp vier Millionen Euro in 2019 geschrumpft.
Die städtischen Rechnungsprüfer verhalfen weiteren Wahrheiten ans Licht. Sie stellten fest, dass schon 2017 das Museum in die roten Zahlen gerutscht wäre, wenn Stadt und DFB als Gesellschafter nicht zuvor einen zusätzlichen Betriebskostenvorschuss von knapp 69.000 Euro ins Museum gepumpt hätten. Das hatte die Verwaltung der Politik verschwiegen.
Diskussion auf Februar vertagt
2018 war das Museum laut Rechnungsprüfern im operativen Bereich in ein Minus von 219.000 Euro abgedriftet, das die Stadt zur Hälfte trug. Die Revisoren forderten von der Verwaltung gegenüber der Politik in Sachen Fußballmuseum einen „offenen und transparenten Umgang“.
Die Finanzpolitiker im Rat haben – auch, um die Genehmigungsfähigkeit des städtischen Haushalts nicht zu gefährden – zwar bislang öffentlich stillgehalten, sind aber nicht bereit, die erwarteten Verluste beim Fußballmuseum mit fast einer Million Euro jährlich widerspruchslos zu schlucken. Die Diskussion ist auf Februar vertagt. Laut Vertrag könnte die Stadt nach drei Jahren Verlustausgleich ihr Engagement überdenken.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
