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Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund braucht noch mehr Geld, um Verluste auszugleichen
Rote Zahlen
Die Kostenspirale für das Deutsche Fußballmuseum dreht sich weiter: Finanzpolitiker in Dortmund bekommen Schnappatmung angesichts neuer Zahlen. Von schwer beschädigtem Vertrauen ist die Rede.
Es ist drei Wochen her, dass Manuel Neukirchner, Chef des Deutschen Fußballmuseums, den Politikern im Finanzausschuss des Rates eröffnete, nun müsse die Stadt „den Karren mitziehen“. Doch was das in Geld bedeutet, wird erst jetzt wirklich deutlich.
Denn der wachsende Verlustausgleich, den die Stadt für das Deutsche Fußballmuseum zahlen muss – und auch schon zahlen musste –, kommt nur scheibchenweise ans Licht. Vor drei Wochen waren es rund 600.000 Euro, die die Stadt für 2019 zum Ausgleich der roten Zahlen in den Fußballtempel am Königswall buttern sollte. Inzwischen sind es 727.000 Euro, unter anderem wegen nicht eingeworbener Sponsorenmittel.
900.000 Euro für Verlustausgleich – im Jahr
Das geht aus der jüngsten Vorlage für den Finanzausschuss der Stadt hervor. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), neben der Stadt zweiter Gesellschafter zu gleichen Teilen, muss laut Vertrag nur 250.000 Euro an Verlustausgleich beisteuern. Bislang war immer die Rede davon, dass die Stadt in Gesprächen mit dem DFB versuche, den Verlustausgleich neu aufzuteilen.
Das ist offenbar nicht gelungen. Denn es kommt für die Stadt noch dicker: Der Rat soll laut Verwaltungsvorlage beschließen, dem Fußballmuseum für die Geschäftsjahre ab 2020 zum Ausgleich der roten Zahlen jährlich 900.000 Euro zu überweisen – als Vorschuss und in Abschlägen.
Vorlage ignoriert Passus im Vertrag
Die Grünen sehen das Vertrauen in die Informationspolitik und -verpflichtung der Verwaltung in Sachen Fußballmuseum „schwer beschädigt“. Die Vorlage ignoriere einen Passus im Vertrag mit dem DFB, der der Stadt die Möglichkeit eröffne, ihre Beteiligung nach drei Jahren Verlustausgleich auf den Prüfstand zu stellen.
In einem Antrag für den Finanzausschuss am Donnerstag (28.11.) fordern die Grünen die Verwaltung auf, „die politischen Gremien zukünftig transparent und vollständig über den Umgang mit den Erkenntnissen zur wirtschaftlichen und sonstigen Entwicklung und der sich daraus für die Stadt ergebenen Konsequenzen zu informieren“.
Auch Rechnungsprüfer kritisieren mangelnde Transparenz
Zudem wollen die Grünen, dass Stadt und DFB für den nächsten Jahresabschluss des Fußballmuseums einen neuen Wirtschaftsprüfer beauftragen. Und sie verlangen von der Verwaltung, dem Finanzausschuss eine übersichtliche und vollständige Liste sämtlicher städtischer Betriebskostenzuschüsse, Personalkosten, Sponsorenleistungen und Verlustausgleiche für die Jahre 2015 bis 2019 vorzulegen, aufgeschlüsselt nach Jahren.
Sogar die städtischen Rechnungsprüfer fordern von der Verwaltung gegenüber der Politik in Sachen Fußballmuseum „einen offenen und transparenten Umgang".
Hintergrund: Die städtischen Revisoren haben in die Bücher geguckt und das Engagement der Stadt beim Fußballmuseum genauer unter die Lupe genommen.
In ihrem Bericht kommen sie zu erstaunlichen Ergebnissen: Entgegen allen Beteuerungen stand das Fußballmuseum bereits 2017 kurz davor, auch im operativen Geschäft (also im reinen Betrieb) rote Zahlen zu schreiben. Am Ende sei ein Plus von gerade noch 38.000 Euro herausgekommen.
Schon 2017 brauchte Museum Betriebskostenvorschuss
Aber nur deshalb, weil jeder der beiden Gesellschafter (Stadt und DFB) zuvor einen zusätzlichen Betriebskostenvorschuss von knapp 69.000 Euro ins Museum gepumpt hatte. Die Finanzpolitiker forderten zwar Auskunft. Ihre Anfrage wurde im Ausschuss aber lediglich mit dem Hinweis beantwortet, das Museum schreibe auch 2017 ein insgesamt „positives Jahresergebnis“.
Die Stadt müsse „keinen Verlustausgleich leisten“. Dass zuvor bereits Geld geflossen war erfuhren die Politiker nicht. „Der zusätzliche Betriebskostenzuschuss wurde nicht erwähnt“, stellen die Prüfer trocken fest.
Fußballmuseum-Geschäftsführer Manuel Neukirchner hatte jüngst im Finanzausschuss des Rates bestätigt, das Gesamtergebnis aus dem Geschäftsjahr 2019 drifte in den roten Bereich ab. Operativ hingegen würden „schwarze Zahlen“ geschrieben, betonte Neukirchner.
Erster Verlustausgleich bereits 2018
Was er nicht erwähnte: 2018 war das glatte Gegenteil der Fall. Da war das Museum selbst im operativen Bereich (also in der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) erstmals in ein Minus von 219.000 Euro abgedriftet. Konsequenz: Die Stadt musste ihr Konto bewegen und zum ersten Mal einen echten Verlustausgleich leisten und das bereits im dritten vollen Geschäftsjahr nach der Eröffnung des Museums im Oktober 2015.
109.500 Euro überwies die Stadt 2018, die gleiche Summe kam vonseiten des DFB. Auch das hatten die Finanzpolitiker bislang nicht auf dem Schirm. Anfragen im März 2019 und Mai 2019 zum Stand der Dinge wurden von der Verwaltung nur ausweichend beantwortet. „Auf den durch die Stadt (...) zu deckenden (…) Verlust wurde nicht eingegangen“, notieren die städtischen Revisoren.
Was für die Politik ebenfalls neu sein dürfte: Bislang sollte die Stadt pro Jahr rund 250.000 Euro Sponsorengelder einwerben. Als die Revisoren in den Wirtschaftsplan guckten, stellten sie fest, dass die Stadt 2019 tatsächlich rund 725.000 Euro Sponsorengelder beisteuern muss.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).

Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.