
© Joscha F. Westerkamp
Immer mehr E-Scooter in Dortmund – Schreitet die Stadt ein?
Mietroller
Hat Dortmund bald weniger E-Scooter? Mit Blick auf andere Städte wäre das durchaus denkbar - momentan entwickelt sich die Zahl allerdings eher in die andere Richtung. Die Stadt sagt: Die Anbieter seien „zu sorglos“.
E-Scooter sollen eine umweltschonende Alternative zum Auto sein. Doch immer wieder sorgen sie für Ärger, da sie oft quer über Bürgersteigen liegen.
Aber statt weniger werden es in Dortmund immer mehr: Circa 3.000 E-Scooter stehen aktuell insgesamt in Dortmund. Noch nie waren es so viele. Grund ist unter anderem der Markteintritt des Anbieters „Bolt“ – aber nicht nur.
Anbieter hat Flotte fast verdoppelt
Denn zum Beispiel hat der Anbieter „Tier“, der bereits seit gut zwei Jahren E-Scooter in Dortmund vermietet, im Sommer dieses Jahres seine Flotte noch einmal erheblich vergrößert: Laut Angaben des Betreibers von 450 im Juni auf nun rund 950 Roller. Und auch das soll noch nicht die Grenze sein.
„Wir können uns gut vorstellen, in enger Absprache mit der Stadt künftig unser Geschäftsgebiet weiter in die Außenbezirke zu erweitern“, teilt Tier-Pressesprecher Florian Anders auf unsere Anfrage schriftlich mit. „Jetzt kann man unsere E-Scooter auch in Dorstfeld, Barop und Gartenstadt nutzen. Unser E-Scooter-Service wird sehr gut angenommen.“
38 E-Scooter-Unfälle in Dortmund
2020 verunglückten insgesamt 38 E-Scooter-Fahrer in Dortmund, knapp ein Drittel davon durch Einwirkung von Pkw.
Ein noch viel präsenteres Problem sind die falsch abgestellten Roller. Immer wieder wenden sich Bürger an „ganz verschiedene Stellen der Stadtverwaltung“, sagt Stadt-Pressesprecher Christian Schön auf unsere Anfrage – dabei seien die richtige Anlaufstellen für Beschwerden eigentlich die Anbieter selbst.
„Diese sind dazu verpflichtet, entsprechende Kontaktdaten auf ihren Fahrzeugen anzubringen.“ Man könne sich einfach per Telefon oder E-Mail an sie wenden, dann erfolge die Beseitigung schneller als bei einer offiziellen Beschwerde über die Stadt, sagt Schön.
„Die Unternehmen sind bisher zu sorglos mit der Abstellfrage umgegangen“
An verschiedenen Stellen der Stadt gibt es auch offizielle Abstellverbotszonen – etwa an Grünanlagen, Friedhöfen oder Fußgängerzonen. „Wird eine Häufung von Verstoßen festgestellt, werden die Zonen lokal angepasst“, so Christian Schön.
„Ein Beispiel dafür ist der Phoenix-See, hier wurde die Abstellverbotszone bereits mehrfach ausgeweitet, zuletzt im August dieses Jahres.“ Infolgedessen seien dort auch spezielle E-Scooter-Abstellplätze auf ehemaligen Pkw-Parkständen eingerichtet worden.
„Die E-Scooter sind ein Stück Innovation im Stadtverkehr“, sagt Christian Schön. „Aber die Unternehmen sind bisher zu sorglos mit der Abstellfrage umgegangen. Dortmund wird weitere Abstellplätze ausweisen, aber die Betreiber sind dringend gefordert, ihre Einsammel-Logistik zu überarbeiten.“
„Erfahrungen zunächst abwarten“
Wird Dortmund zudem die Anzahl der Scooter beschränken, wie dies bereits in anderen Städten geschehen oder geplant ist? Aktuell nein – und zwar gerade aufgrund der aktuellen Planungen in anderen Städten.
Denn: „Wenn andere Städte die Gesamtzahl begrenzen möchten, wird die Stadt Dortmund die dort jeweils gemachten Erfahrungen zunächst abwarten“, heißt es seitens der Stadt. „Die Erfahrungen gilt es dann auszuwerten und auf Übertragbarkeit zu prüfen.“
Ein weiterer Grund für das bisherige Nicht-Einschreiten sei, dass die Roller – zumindest vorübergehend – von allein weniger werden. „Die Anbieter reduzieren jetzt im Herbst und im Winter ohnehin ihr Angebot. Das war bereits in den vergangen Jahren festzustellen. Einige Betreiber haben schon angekündigt, den Betrieb in den Wintermonaten komplett einzustellen.“
Und auch sonst schwanke die Zahl der E-Scooter in der Stadt stark. „Die Betreiber passen ihre Roller der Nachfrage an. So sind beispielsweise bei Großveranstaltungen wesentlich mehr Roller auf den Straßen als in den Sommerferien.“
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.