Die Rampe gehört fest zum Equipment des Bootes und ermöglicht das problemlose Befahren der Segeljacht. © Didi Stahlschmidt
Inklusiver Verein
Im Rollstuhl aufs Segelboot - und eine Weltpremiere auf dem Phoenix-See
Der Segelverein „Sail Together“ feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Er bietet Menschen mit und ohne Behinderung ein gemeinsames Segelerlebnis – mit einer Weltpremiere auf dem Phoenix-See.
Es ist ein sonniger Tag am Phoenix-See und es weht eine angenehme Brise über das Wasser. Am Heck des 7,5 Meter langen Bootes „A. Noah“ wird eine Metallrampe ausgerollt und Dirk Pfeiffer fährt mit seinem schweren E-Rollstuhl langsam auf das Segelboot.
Die Blicke der vorbeigehenden Spaziergänger lassen Verwunderung bis Erstaunen erkennen – und bei Pfeifer ein breites Grinsen. Heute ist für ihn und den Verein die Weltpremiere auf dem Segelboot, das Pfeifer erstmals mit seinem rechten Fuß steuern wird.
Gemeinsames Segelerlebnis für Alle
1995 entstand nach einem Segeltörn auf dem Ijsselmeer erstmals die Idee, einen Verein zu gründen, um das Gemeinschaftserlebnis Segeln für Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern und umzusetzen. „Eine der Grundideen war und ist, dass wir alle gemeinsam segeln und jeder mit anpacken muss", sagt Dirk Pfeiffer, Gründungsmitglied des Vereins, und ergänzt lachend: „Du kannst ja auch nicht abhauen, wenn du auf dem Boot bist.“
Für ihn ist wichtig, dass Menschen mit einer Behinderung Individuen wie alle anderen sind, nur mit einer Besonderheit. Diese gelebte Inklusion und das gemeinschaftliche Erlebnis Segeln sind auf dem Wasser spürbar und werden zu einer Selbstverständlichkeit – und an diesem Tage ganz besonders.
Spezielle Steuerung ist weltweit einzigartig
Das gut zwei Tonnen schwere Aluminium-Segelboot besitzt einen fünf PS starken Elektromotor, der es auf den ersten Metern bis zum Hissen der Segel, vorantreibt. Der Verein „Sail Together“ besitzt noch ein zweites, ähnlich geartetes Kunststoffboot, das ebenfalls am Phoenix-See liegt.
Die Premiere des Joysticks für den rechten Fuß von Dirk Pfeiffer funktioniert bestens und sorgt für ausgelassene Stimmung an Bord. © Didi Stahlschmidt
Mit sieben Sitzplätze für bis zu acht Personen bietet die „A. Noah“ genug Platz für den heutigen Törn, bei dem neben dem Behindertenbeauftragten Dirk Pfeiffer noch Geschäftsführer Dirk Loose, Vorsitzender Lothar Ständecke und die zweite Vorsitzende des Vereins, Sabine Rost, dabei sind. „Diese spezielle Steuerung mit Joystick ist ein Unikat und einzigartig. Und es ermöglicht, dass Dirk heute erstmals das Boot mit seinem rechten Fuß steuern kann“, erklärt Loose.
Und dieses funktioniert bei der Premiere großartig. Die separate Steuereinheit, die mit dem Ruder verbunden ist, steht auf dem Boden, und über den sensiblen Joystick manövriert Pfeiffer das große Boot über den Phoenix-See. Somit können grundsätzlich Menschen mit Bewegungseinschränkungen an den Armen und Händen das Schiff sicher steuern.
„Ich ertappte mich des Öfteren dabei zu bemerken, dass mein Handicap hier überhaupt nicht relevant war, was ein unglaublich schönes Gefühl war und ist. Gerade dieses Gefühl weiter zu vermitteln, ist mir sehr wichtig", so Pfeiffer.
Pläne für die Segelsaison und das Jubiläum
Das 88.000 Euro teure Boot wurde durch das Land NRW und Sponsoren finanziert und ist auch für liegend Behinderte geeignet. Aktuell werden in Kooperation mit der Diakonie Skipper ausgebildet, die später Boot und Mannschaft begleiten können. „Wir brauchen immer Leute mit Segelschein, die erfahren sind und dann mitsegeln“, erklärt Geschäftsführer Dirk Loose. Zumal seit Mai die Segelsaison eröffnet ist.
Die Crew für den Segeltörn: (v. l.): Geschäftsführer Dirk Loose, zweite Vorsitzende Sabine Rost, Behindertenbeauftragter Dirk Pfeiffer und Vorsitzender Lothar Ständecke. © Didi Stahlschmidt
Für das zwanzigjährige Vereinsbestehen, das offiziell am 18.9.2021 ist, plant der Verein „Sail Together“ je nach pandemiebedingten Möglichkeiten eine Veranstaltung mit Programm und einer inklusiven Band auf der Kulturinsel. Dazu sind neben anderen Segelvereinen Besucher eingeladen, mitzusegeln.
Grundsätzlich können sich Interessierte immer gerne beim Verein melden, um die Erfahrung des Segelns zu machen – wobei eine spätere Mitgliedschaft (50 Euro im Jahr) wünschenswert ist.
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