
Anwohner Günter Riemann empfindet den ehemaligen Sportplatz samt Brandruine als Schandfleck und sieht dringenden Handlungsbedarf. Geplant ist hier seit langem der Bau von 36 Eigenheimen. © Beate Dönnewald
Legendärer Ex-Sportplatz in Dortmund vergammelt – Anwohner: „Das tut weh“
Zukünftiges Baugebiet
Aus einem ehemaligen Dortmunder Sportplatz soll ein Wohnquartier werden. Das Projekt zieht sich in die Länge. Anwohner empfinden das Areal als Schandfleck, die Situation als „beschämend“.
Wenn der Dortmunder Günter Riemann von den „guten alten Zeit“ erzählt, glänzen seine Augen. Der ehemalige Naturrasenplatz ganz in der Nähe seines Hauses hat über Jahrzehnte sein Leben als begeisterter Sportler bestimmt.
„Hier hat eine der traditionsreichsten Feldhandball-Mannschaften in der höchsten Liga gespielt, die Damen von Hellweg Lütgendortmund in der zweiten Bundesliga“, sagt der Lütgendortmunder mit hörbarem Stolz. Auch „Lütgendortmund 06 und die SG“ hätten hier großartigen Fußball gezeigt.
Dass diese glanzvollen Zeiten lange vorbei sind, damit hat sich Günter Riemann längst abgefunden. Was ihn aber umtreibt, ist der aktuelle Zustand des einstigen Sportplatzes „Im Rauhen Holz“, zwischen Ostholz- und Karinstraße in Lütgendortmund gelegen.

Der Anblick von Bauruine, Vermüllung, Dreck und Wildwuchs macht Günter Riemann traurig. © Beate Dönnewald
„Sportplatz ist ein Schandfleck“
„Der Anblick tut weh“, sagt der 80-Jährige. Er empfinde das Areal als Schandfleck.
„Es ist einfach beschämend, dass hier nichts passiert“, so Günter Riemann. Er zeigt auf das ehemals so schicke Clubhaus, heute eine Brandruine. Scheiben sind eingeschlagen, Müll liegt herum, zerborstene Dachpfannen säumen den Boden. Überall Spuren von Vandalismus und Verfall.
„Das ist wirklich ein trauriger und gruseliger Anblick“, so Günter Riemann. Er fordert, dass dieser Teil des Areals hergerichtet und gesichert wird – auch aus Sicherheitsgründen: „Es ist doch viel zu gefährlich, dass es jeder betreten kann.“
Der 80-Jährige hat darüber hinaus große Zweifel, dass das Bauprojekt – der geplante Bau von 26 Doppelhaushälften und zehn Reihenhäusern – realisiert wird. Möglicherweise erfülle es nicht die strengen Auflagen in direkter Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Oelbachtal, vermutet er.

Viele geborstene Dachpfannen, die vom alten Clubhaus gefallen sind, liegen auf dem Boden. Der ganze Bereich müsste gesichert werden, meint Günter Riemann. © Beate Dönnewald
Damit scheint er nicht richtig zu liegen. Denn: An der Faktenlage habe sich nichts geändert, sagt Petra Höfels, Pressesprecherin des Investors, auf Anfrage. Die Wilma Bau- und Entwicklungsgesellschaft West mbh habe weiterhin fest vor, das Areal zu bebauen. Bislang habe man aber noch kein Baurecht.
Petra Höfels betont darüber hinaus, dass ihr Unternehmen regelmäßig das Grundstück kontrolliere und die Außenbereiche pflege. Erst am 28. Juli seien Mitarbeiter vor Ort gewesen. „Der Teil, auf dem das Clubhaus steht, ist städtisch.“ Hier soll im Zuge der Wohnbebauung eine Kita entstehen.
Grund für das fehlende Baurecht des Investors sei das noch nicht abgeschlossene Bebauungsplan-Verfahren“, erklärt Stadtsprecher Christian Schön. Es werde angestrebt, den Bebauungsplan Lü 187 – südlich Karinstraße – noch in 2023 zur Rechtskraft zu bringen.
Aktuell würden die Anregungen und Bedenken aus der Offenlage ausgewertet, so Schön. Von Mitte März bis Mitte April 2022 habe der Bebauungsplanentwurf öffentlich ausgelegen, der Aufstellungsbeschluss sei Mitte 2019 gefasst worden. „Der bisherige Zeitablauf ist dabei nicht ungewöhnlich für ein Bebauungsplan-Verfahren.“

Überall auf dem ehemaligen Sportplatz "Im Rauhen Holz" zeigen sich Spuren von Vandalismus und Verfall. © Beate Dönnewald
Baubeginn weiterhin unklar
Im Rahmen des Bauleitplanverfahrens würden viele Fragen und Probleme geklärt, hierzu bedürfe es zahlreicher Gutachten und fachlicher Stellungnahmen.
„Aufgrund von knappen zeitlichen Ressourcen, insbesondere auch bei den externen Büros, können die zeitlichen Abläufe nicht immer im Voraus exakt prognostiziert werden“, so Christian Schön.
Aus diesen Gründen habe der Investor noch keinen Antrag auf eine Baugenehmigung stellen können. „Ein Bauantrag hätte erst dann Aussicht auf Genehmigung, wenn das Planungsrecht für eine Wohnbebauung und eine öffentliche Erschließung vorhanden ist“, so der Stadtsprecher. Dafür müsste nach dem Bebauungsplan-Verfahren zunächst ein Erschließungsvertrag mit dem Tiefbauamt abgeschlossen werden. Christian Schöns Fazit: „Es wird also insgesamt noch dauern, bis die Bagger rollen.“
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
