
© Dieter Menne
Im Jubiläums-Tatort kommt ein Dortmunder Stadtbezirk als Krimi-Kulisse groß raus
50 Jahre Tatort
Dortmunder sind nicht verwöhnt, was den Wiedererkennungswert der Drehorte beim Dortmund-Tatort angeht. Doch es gibt Kulissen, die häufiger auftauchen. Beim Jubiläums-Tatort geht‘s in einen Vorort.
Wenn zweimal im Jahr am Sonntagabend um 20.15 Uhr die Tatort-Melodie zu einer Episode aus Dortmund erklingt, schauen Dortmunder in den folgenden 90 Minuten mit anderen Augen auf das Krimi-Geschehen als der Rest der Fangemeinde. Sie versuchen, Dortmunder Motive auszumachen – und sind zuweilen enttäuscht, dass es nur so wenige sind. Manchmal sind es nur ein paar Schnittbilder, die erkennen lassen, in welcher Stadt der Krimi spielt.
In der ersten Folge „Alter Ego“ im Jahr 2012 war noch verhältnismäßig viel von der Stadt zu sehen. Gedreht wurde überwiegend auf Dortmunder Stadtgebiet und gleich an mehreren Orten: am Polizeipräsidium an der Markgrafen-Straße, auf dem Gelände der Zeche Zollern in Bövinghausen, im U-Turm, auf dem Dortmunder Bahnhofs-Vorplatz, am Phoenix-See und in der Weingartenstraße in Hörde, wo eines der zwei Opfer wohnte. Die zweite Leiche wurde auf dem Deusenberg, der Halde in Deusen, gefunden.
Am Anfang und am Ende des Films stand Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Faber) auf dem Dach des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums an der Erzbergerstraße in der östlichen Innenstadt, und man musste Sorge haben, dass der depressive Pöbel-Polizist „den Sittich macht“.
Dortmunder Nordstadt als Kulisse für Drogenkriminalität
Auch die Nachbarstadt Lünen war in der ersten Folge zu sehen, als Faber und seine Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt) bei einem Roboter-Unternehmen ermitteln. Diese Szenen entstanden im Colani-Ei im Lüner Stadtteil Brambauer.
In der zweiten Episode „Mein Revier“ – es geht um Drogenkriminalität und Konflikte zwischen bulgarischen und türkischen Drogen-Clans – ist vor allem die Dortmunder Nordstadt Schauplatz. Viele Szenen entstanden am Borsigplatz und den umliegenden Straßen. Aber auch der Phoenix-See als Kontrastprogramm war zu sehen.
In Folge 3 „Eine andere Welt“ zog es die Filmcrew abermals an den Phoenix-See. Thema war das Verhältnis zwischen armen und reichen Milieus. Die dunkle Seite des Films lieferte die Hochhaus-Kulisse von Köln-Chorweiler.
Für die wegen ihrer Klischees umstrittenen 13. Folge „Zorn“, die in einer heruntergekommenen Bergbausiedlung spielt, wichen die Dreharbeiten auf der Suche nach abgewrackten Häusern ebenfalls nach Köln aus.
Kommissariat liegt in Köln-Bickendorf
Überhaupt wurde und wird für den Dortmund-Tatort viel in Köln und Umgebung gedreht, um die Produktionskosten möglichst niedrig zu halten. So liegt auch das Büro der vier Dortmunder Kommissare in Köln-Bickendorf.
In einer alten Schirmfabrik an der Wilhelm-Mauser-Straße geht es ein paar Stufen runter ins Untergeschoss – und schon steht man auf dem langen Flur zu den Büros der Dortmunder „Tatort“-Kommissare Peter Faber, Martina Bönisch, Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger).
Die Drehorte des Dortmund-Tatorts in der Stadt
„Polizeipräsidium Dortmund“ steht am Eingang des Filmsets. „Wir haben das Studio mit den Büros dauerhaft nachgebaut“, erklärte beim Dreh zur 4. Folge „Auf ewig Dein“ Produzentin Sonja Goslicki.
Doch in dieser Episode ist eine zweite, später wiederkehrende Film-Location erstmals zu sehen: das Dach des RAG-Hochhauses in der Dortmunder City, auf dem sich Faber mit seinem Widersacher und Dämonen Markus Graf trifft. Der ist für den Tod von Fabers Frau und Tochter verantwortlich. Im Dortmund-Tatort Nr. 15 („Monster“) kommt es auf dem Dach zum spannenden Showdown zwischen beiden.
Das ehemalige Hochofen-Werk Phoenix-West ist in den zwei aufeinander folgenden Episoden „Hydra“ und „Schwerelos“ Schauplatz. Weitere Drehorte waren im Laufe der Jahre der Westfalenpark und der Hafen, Straßen und Plätze in der City sowie das Klinikum, in dem eine ganze Folge spielte (Inferno). Der Mörder war ein vermeintlicher Arzt.
Corona verbannte Dortmund als Drehort
Für die beiden noch nicht ausgestrahlten Folgen „Heile Welt“ und „Marionetten“ mit Neuzugang Rosa Herzberg im Kommissar-Kleeblatt wurde gar nicht in Dortmund gedreht. Schuld ist Corona.
Die Beschränkungen hätten die Dreharbeiten vor Ort zu aufwendig und zu teuer gestaltet. „Das war corona-bedingt ein bisschen tragisch, dass wir ausgerechnet bei den letzten beiden Teilen gar nicht in Dortmund drehen konnten“, sagt Jörg Hartmann.
Anders im Jubiläums-Tatort zum 50-jährigen Bestehen der Krimi-Reihe. In dem Zweiteiler, der am 29. November und 6. Dezember im Ersten läuft, ermitteln das Dortmunder und das Münchener Tatort-Team gemeinsam an einem Mafia-Fall.
Der erste Teil spielt in Dortmund, der zweite in München. „Da haben wir recht viel in Dortmund gedreht“, sagt Jörg Hartmann, „und Lütgendortmund kommt mal richtig groß raus.“ Knapp ein Viertel der mehr als fünf Drehtage in Dortmund spielten in einer dortigen Pizzeria, die eigentlich ein griechisches Restaurant ist.
Die Requisiteure haben das Restaurant Óla Kalá in eine Pizzeria umgestaltet, die im Film als Drogenumschlagplatz der Mafia dient. Trotz aller Sorgfalt der Requisiteure zeigte sich bei den Dreharbeiten im November und Dezember 2019 vor Ort ein Handicap, das es auszublenden galt: In vielen Fenstern der Umgebung hing bereits die Weihnachtsdekoration.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
