Karl-Heinz Schanzmann ist vor 25 Jahren als Seelsorger zur Absturzstelle zwischen Kirchhörde und Herdecke geeilt. Unmittelbar nach dem Fototermin sind Bundeswehr-Mitarbeiter zur Grünpflege vor Ort angekommen. © Kevin Kindel

Katastrophe bei der You-Messe

Hubschrauber-Absturz vor 25 Jahren beschäftigt einen Seelsorger bis heute

13 Tote, zwei Lebensretter, ein Überlebender. Seelsorger Karl-Heinz Schanzmann beschäftigt der Hubschrauber-Absturz in Dortmund auch noch 25 Jahre danach. Im Video teilt er seine Erinnerungen.

Dortmund

, 06.06.2021 / Lesedauer: 3 min

Der 6. Juni 1996 hat die Leben zahlreicher Familien für immer verändert. In erster Linie natürlich derer, die Angehörige bei dem Hubschrauber-Unglück im Dortmunder Süden verloren haben. 13 Menschen sind bei dem Absturz des Bundeswehr-Helikopters ums Leben gekommen.

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Sechs von ihnen haben die Tickets für den Rundflug bei der Jugendmesse You in den Westfalenhallen gewonnen. Neben einem Fernsehteam waren noch die beiden Piloten, eine Sanitäterin sowie der Schlagzeuger und der Manager des Schweizer Musikers DJ Bobo an Bord.

Ein einziger Insasse hat überlebt

Der Manager ist der einzige Überlebende des Absturzes. Neben einem schweren Schock ist er mit einem Rippenbruch und Hautabschürfungen davongekommen. Weil Ersthelfer ihn beherzt aus dem Wrack befreien konnten, bevor die Maschine explodiert ist.

Der Überlebende ist 25 Jahre danach weiterhin in der Unterhaltungsbranche tätig und tritt als Magier auf. Auf Anfrage unserer Redaktion bittet er aber um Verständnis, sich nicht zu äußern. „Ich habe mich zu diesem Thema bewusst zurückgezogen“, sagt er nur.

Volker Ebener, Chef der You-Messe, zeigte sich am Tag nach dem Unglück erschüttert. © Piontek

Einer seiner Lebensretter ist ein damals 25-jähriger Bochumer, der den Absturz von der Autobahn 45 aus gesehen hat. Er stoppte seinen Wagen, lief die Böschung hinab und trat zusammen mit einem anderen Passanten eine Tür des Hubschraubers ein. Die ersten Flammen loderten schon - als er einen Feuerlöscher aus seinem Auto holen wollte, kam es zur Verpuffung.

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Wenig später ist Karl-Heinz Schanzmann an der Unfallstelle eingetroffen. „Ich hab Bilder gesehen, da krieg ich heute noch eine leichte Gänsehaut“, sagt er. Der Seelsorger ist von einem Feuerwehrmann zu dem Ersthelfer geschickt worden, der an der Autobahn an der Leitplanke gesessen habe, berichtet der heute 74-Jährige.

Notarzt schimpfte mit dem Lebensretter

„Sein größtes Problem war: Wie schnell hätten wir sein müssen, um noch weitere Leute aus dem Hubschrauber zu retten?“, erinnert sich der Pfarrer. Dabei habe ein Notarzt dem jungen Mann noch deutlich gemacht, wie gefährlich die Rettungsaktion für ihn selbst gewesen ist.

Nach dem ersten Schock hat Karl-Heinz Schanzmann eine Selbsthilfegruppe für die betroffenen Angehörigen betreut und hat noch immer Kontakt zu manchen von ihnen. Er hat sich mit ihnen auch um die Gestaltung der Gedenkstätte an der Absturzstelle gekümmert.

„Das Wichtige ist, wenn die Erinnerungen kommen, dass wir damit umgehen“, sagt der Seelsorger. Ganz zentral sei bei seiner Arbeit mit den Hinterbliebenen: „Lösungen kann ich auch nicht bieten. Aber mit ihnen suchen.“

In einer Familie ist eine Mutter nach zwei Selbstmordversuchen zum Pflegefall geworden. „Aber auch die haben ins Leben zurück gefunden“, sagt Karl-Heinz Schanzmann. Ein Vater habe mal zu seiner Frau Almut gesagt: „Ich verfluche den Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Aber ich bin dankbar, dass wir uns kennengelernt haben.“

Hilfe für den Seelsorger

Weil viele Familien den Wunsch geäußert haben, ist die Gruppe etwa eineinhalb Jahre nach dem Absturz mit einem Bus zu einem Luftwaffen-Standort in Niedersachsen gefahren. „Dann sind wir in einem Hangar gewesen“, erzählt Schanzmann: „Und da hab ich gemerkt: Du bist auch nicht allmächtig.“

Als er einen Hubschrauber sah, habe er Kreislaufprobleme bekommen. Der Pfarrer ging aus der Halle raus.

„Und da sind zwei der Väter hinter mir hergekommen und haben sich dann um mich gekümmert. Das finde ich so toll. Da war ein Verhältnis, in dem einer auf den anderen achtet. Und diese Achtsamkeit ist das Wichtigste, was wir Menschen füreinander haben können. Dafür bin ich heute noch dankbar.“

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