Großprojekt in Holzwickede Darum baut ein Schuhfabrikant ein Hotel am Dortmunder Flughafen

Darum baut ein Schuhfabrikant ein Hotel am Dortmunder Flughafen
Lesezeit

Der Name Schabsky steht mittlerweile in fünfter Generation für Sicherheitsschuhe: Mehr als 1450 Mitarbeiter an Standorten in Europa und Brasilien sind mit der Produktion von Atlas-Sicherheitsschuhen befasst. Bereits seit 2020 hat der erst 31-jährige Hendrik Schabsky das Sagen und leitet das Unternehmen mit Hauptsitz in Dortmund-Wickede. Sein Name wiederum steht nicht nur für Sicherheitsschuhe, sondern auch für den Willen, Geld in die Hand zu nehmen und in die Region zu investieren.

So ist Schabsky auch Gründer der HSI-Unternehmensgruppe. 2016 gegründet, steht das Kürzel seit einigen Jahren für diverse Wohn- und Gewerbebauten vor allem im Ruhrgebiet. So hat HSI bislang zehn Kindergärten, darunter auch in Holzwickede, gebaut. Das jetzt angekündigte Hotelprojekt am Dortmunder Flughafen ist für den Inhaber und Geschäftsführer der Investmentgesellschaft und seine 45-köpfige Belegschaft allerdings planerisches Neuland.

Holzwickede soll seit Jahren ein Hotel bekommen

Trotzdem gibt sich Schabsky selbstbewusst: „Das ist für uns zwar eine Premiere, aber wir haben das unternehmerische Geschick, Erfahrung und bringen auch eine gewisse Schnelligkeit und Agilität in das Projekt.“

Noch liegt das auserkorene Baufeld an Carrera- und Wilhelmstraße brach und hat HSI kürzlich erst die Fläche erworben. Bebauungskonzept im Laufe des Jahres, Genehmigungsverfahren im Jahr 2026, Baubeginn wiederum 2027 – so stellt sich Hendrik Schabsky den momentanen Zeitplan vor.

Aus Sicht der Gemeinde ist es ein Glücksfall, dass HSI im Vorjahr nicht nur das etwa 150 Meter entfernte Airport Center übernommen und seinen Firmensitz von Unna in den Eco Port verlegt hat, sondern in politisch ungewissen und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ein solches Projekt umsetzen will. Zusammen mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Unna (WFG), die entsprechende Gewerbegrundstücke im Norden treuhänderisch für die Gemeinde vermarktet, ist man schon seit Jahren auf der Suche nach entsprechenden Investoren.

Noch ist ein neues Hotel in Holzwickede nicht mehr als eine Ankündigung, die HSI auf Bannern an einem Gerüst auf dem künftigen Baufeld präsentiert.
Noch ist ein neues Hotel in Holzwickede nicht mehr als eine Ankündigung, die HSI auf Bannern an einem Gerüst auf dem künftigen Baufeld präsentiert. © Udo Hennes

Gastronomie nicht nur für Hotelgäste

„Der Bedarf ist da und wir haben schon 2018 gedacht, dass eine Hotelansiedlung den Eco Port als Gewerbepark sinnvoll abschließen würde“, sagt Bernd Kasischke, Erster Beigeordneter der Gemeinde. Ursprünglich sei der Dortmunder Flughafen an die Gemeinde herangetreten, warb für eine entsprechende Ansiedlung. „Aber auch in Gesprächen mit bei uns ansässigen Firmen haben wir gemerkt, dass so ein Angebot fehlt.“ Vor einigen Jahren sei man mit einem anderen Investor schon fast auf der Zielgeraden gewesen, als die Corona-Pandemie dem Vorhaben ein Ende setzte. Die Zeit für große Investitionen war seinerzeit zu ungewiss.

Jetzt will HSI die Lücke schließen und auf rund 6350 Quadratmetern bestenfalls bis zum Ende des Jahrzehnts ein Angebot schaffen, das vor allem Geschäftsreisende ansprechen soll. „Wir wollen hier ein innovatives Konzept auf die Beine stellen, das auch eine offene Gastronomie für die Öffentlichkeit einschließt“, sagt Hendrik Schabsky. Der Begriff „Kongresshotel“ ist ihm mit Blick auf das Bauvorhaben zu altbacken, aber Tagungs-, Besprechungs- und Arbeitsräume sollen eben auch mehrtägige Firmenveranstaltungen ermöglichen.

Mehr als nur Hotelzimmer

Neben den geplanten rund 90 Zimmern sollen insbesondere Geschäftsleute mit längeren Aufenthalten auch 30 Apartments buchen können. Berufstätige, die oft den Arbeitsplatz wechseln, bekommen so quasi komplett eingerichtete Wohnungen mit getrennten Schlaf- und Wohnzimmern sowie einer Küche und dennoch den Service eines Hotels.

Der 31-jährige Atlas-Chef ist von dem Konzept überzeugt und teilt eigene Erfahrungen: „Unser Atlas-Hauptfirmensitz liegt auf der anderen Seite des Flughafens. Wir haben oft Geschäftspartner zu Gast und müssen diese auswärts einquartieren.“ In und auch um Holzwickede gebe es zahlreiche Unternehmen, die ein Hotel mit Tagungsmöglichkeiten in direkter Nähe zum Flughafen und Autobahnen zu schätzen wüssten.

Zum Thema

Überschaubares Holzwickeder Hotelgewerbe

  • In der Ortsmitte findet sich das frühere Hotel „Lohenstein“, das mittlerweile unter „TM Hotel Dortmund Airport“ firmiert und zur TM-Gruppe mit Sitz in Schwerte gehört.
  • Einen kürzlichen Betreiberwechsel gab es zudem in der zweiten Holzwickeder Hotelanlage: Das einstige „Ibis Budget“ gehört seit 2024 zur Kette „B&B“.
  • Beide Häuser richten sich an Budget-Kunden. Das einstige „Lohenstein“ bietet knapp ein Dutzend Zimmer, das „B&B“ rund 80.

Ankunft von BVB-Fans am Bahnhof Signal Iduna Park.
Auch für Fußballfans, die von auswärts anreisen, dürfte ein neues Hotel in Holzwickede interessant sein. Die Regionalbahn 59 erreicht das Dortmunder Stadion innerhalb von 15 Minuten. © Foto: Peter Bandermann

Weil Bus- und Bahnverbindungen nicht nur zügig nach Dortmund führen, sondern auch gen Unna und darüber hinaus, sei der Hotelneubau auch aus touristischen Gesichtspunkten interessant. „Auch wir in Holzwickede können davon mit Haus Opherdicke oder dem Emscherquellhof profitieren“, so Kasischke. Potenzielle Reservierungen dürfte man sich zudem durch Heimspiele von Borussia Dortmund ausrechnen.

Interessant dürften mit Blick auf das angekündigte Bebauungskonzept zwei Punkte sein, die HSI in einem Papier zum Vorhaben selbst als „Herausforderungen“ bezeichnet: So muss das Konzept den Parkplatzmangel als auch eine entsprechende Regenrückhaltung berücksichtigen. Hier dürfte es insbesondere aus Anwohnersicht spannend sein, welche Lösungen seitens des Investors in die Pläne einfließen.