Am Dienstag (16.5.) wurde viel gelacht im Hospiz St. Elisabeth. Feiern ist in dieser Einrichtung nicht der Grundzustand, und so voll ist es dort, auf der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund auch nicht alle Tage. Aber in dieser Woche feierte das Haus zehnjähriges Bestehen. In dieser Woche begrüßte die Einrichtung den 1269. Gast. Es haben nun also schon 1260 Menschen in diesem Haus die letzten Wochen und Tage und Stunden ihres Lebens verbracht. 95-Jährige. 22-Jährige. Einer blieb 20 Monate, eine Frau starb nach wenigen Stunden.
Wer sich in die Zeit vor ungefähr 15 Jahren zurückversetzt, der kann die Freude heute verstehen: Damals rang Initiatorin Elisabeth Grümer aus Castrop-Rauxel lange um die Genehmigung und die Finanzierung, den Bau und die Eröffnung. Mit Behörden und den Kassen als Kostenträger, mit Politikern und Anwälten. So strahlte sie über beide Ohren, aber zeigte dann auch schnell wieder ihr verschmitztes Grinsen: Die Frohlinderin plant nun schon seit knapp sechs Jahren ein weiteres Hospiz, das Haus Sonnenherz für Kinder. Und es sieht so aus, als sei das noch komplizierter.

Doch das Bauschild dafür steht inzwischen, und die Architekten Klaus Jarzina und Klaus Winkelmann streiften am Dienstag auch durch die Räume und über das Gelände. Sie sprachen mit weiteren Gästen wie den Beigeordneten aus Castrop-Rauxel, Regina Kleff (Soziales) und Bettina Lenort (Stadtbaurätin), schauten auf die Wiese raus, auf der sich bald Bagger bewegen sollen. Aber das ist eigentlich ein anderes Thema.
In dieser Woche wurde gefeiert. Vor allem das Leben und die Arbeit der vielen haupt- und ehrenamtlichen Kräfte, die hier seit mitunter zehn Jahren den Lebensabend ihrer Gäste möglichst würdig und gehaltvoll gestalten. Für die Gäste geht es um das Abschiednehmen. Wer kurz vor dem Tode steht, der kann hier in eines der Zimmer einziehen, wird gepflegt, betreut und besucht.
In dieser Woche zog der 1269. Gast ein, sagte Josef Küper aus dem Vorstand der Elisabeth-Grümer-Stiftung in einer Jubiläums-Rede. „Heute vor zehn Jahren ist der erste Gast eingezogen“, sagte er am Dienstag, „und seit zehn Jahren kommen in unser Haus nicht die Lebenden, um zu sterben, sondern die Sterbenden, um zu leben.“
Wie eine Angehörige von Stefan Braun vor neun Jahren. Er steht Pate für das, was viele Angehörige von Sterbenden sagen: Als sie tot war, sprach er die Hospizleitung an – wann immer er etwas für diese tolle Arbeit zurückgeben könne, in welcher Form auch immer, er stünde bereit. So ist er nun seit dieser Zeit als Hausfotograf im Ehrenamt dabei.
„Ist ein Hospiz ein geeigneter Ort zum Feiern?“, fragte Josef Küper in seiner Rede. „Ich bin sicher: Sie alle hier wissen es besser. Zum Leben gehört Gemeinschaft erleben, fröhlich sein und feiern selbstverständlich dazu.“
Die Festreden von Josef Küper und Bezirksbürgermeister Heiko Brankamp zum Anhören auf RN.de/luetgendortmund
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