Hooligan-Treffen vor BVB-Spiel "Viele wollen zeigen, dass sie wieder da sind"

Hooligans vor BVB-Spiel: „Viele wollen zeigen, dass sie wieder da sind“
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Das BVB-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart stand mit einem ungewöhnlichen Großeinsatz der Polizei in Verbindung. In der Gaststätte „Haus Freiberg“ an der Hohen Straße hatten sich rund 350 Mitglieder aus der Ultra-Szene des VfB Stuttgart versammelt.

Offensichtliches Ziel war ein Angriff auf eine BVB-Fan-Gruppierung. Die Situation hatte das Potenzial, auch unbeteiligte Fans auf dem Weg ins Stadion zu gefährden.

Gäste mit „Passivbewaffnung“

Das verdeutlicht eine Mitteilung der Polizei von Montagmorgen (24.10.). Demnach seien bei dem Einsatz „einige Utensilien für eine Auseinandersetzung“ sichergestellt worden. Zudem seien in der Gaststätte weitere „Vermummungsgegenstände sowie Passivbewaffnung“ gefunden worden. Dazu zählten etwa Handschuhe, Mundschutze und Sturmhauben.

„Das zeigt ein relativ eindeutiges Bild, warum und mit welchen Absichten die Stuttgarter Personengruppe nach Dortmund gekommen ist und warum sie auch von der Polizei direkt wieder aus der Stadt geleitet wurde, ohne dass sie das Stadion betreten konnte“, so Polizeisprecher Gunnar Wortmann.

Diese Schutzausrüstung und "Passivbewaffnung" stellte die Polizei Dortmund bei Hooligans aus dem Umfeld des VfB Stuttgart sicher.
Diese Schutzausrüstung und "Passivbewaffnung" stellte die Polizei Dortmund bei Hooligans aus dem Umfeld des VfB Stuttgart sicher. © Polizei Dortmund

Durch das Einschreiten wurde laut Polizei „eine unmittelbar bevorstehende Schlägerei sowie weitere Auseinandersetzungen und damit auch Gefahren für Unbeteiligte im Bereich der Hohen Straße“ verhindert.

Es laufen laut Wortmann Ermittlungen wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs. Auf Twitter hat die größte Stuttgarter Ultra-Gruppierung „Commando Canstatt“ Fotos von der Situation vor dem „Haus Freiberg“ veröffentlicht.

Wer war Ziel der Provokation?

Einiges ist noch unklar. Etwa, welche Dortmunder Fan-Gruppierung genau das Ziel war. In den zurückliegenden Jahren gab es bei verschiedenen Gelegenheiten Zwist zwischen beiden Fanlagern.

Im April 2022 verletzten VfB-Hooligans beim Spiel in Stuttgart ein Mitglied eines Gehörlosen-Fanclubs des BVB. Einige Jahre zuvor hatten Dortmunder gestohlene Fanutensilien der Süddeutschen präsentiert.

Die VfB-Fans mussten die Heimreise in bereitgestellten Bussen antreten.
Die VfB-Fans mussten die Heimreise in bereitgestellten Bussen antreten. © Oliver Volmerich (Archiv)

In unmittelbarer Nähe des Treffpunkts der Stuttgarter befinden sich an der Dudenstraße die Räume des BVB-Fanprojekts. Dessen Leiter Thilo Danielsmeyer sieht die unabhängige Faninteressensvertretung aber nicht als direktes Ziel. „Die wollten ein Zeichen setzen und auf dem Hauptweg der Fans zeigen, dass sie viele sind“, sagt Danielsmeyer. Er nennt die Aktion „ungewöhnlich und unnötig“.

Es sei erwartbar gewesen, dass die Ansammlung nicht unbeobachtet bleibe. Der große Polizeieinsatz habe „erhebliches Chaos“ ausgelöst.

Mehr Gewalt unter Fans

Fanvertreter wie Thilo Danielsmeyer blicken durchaus mit Sorge auf die Entwicklung der vergangenen Monate. In diesem Fall kam es nicht zur Anwendung von Gewalt.

Anfang September beim Europokal-Spiel gegen den FC Kopenhagen war das anders. Unter anderem flogen im Stadion Leuchtraketen in Zuschauerblöcke, auch in der Stadt war es unruhig. Bei mehreren anderen Spielen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Fanlagern.

„Nach der langen Pause wollen viele zeigen, dass sie wieder da sind“, sagt der Leiter des BVB-Fanprojekts. So seien Fanmärsche bei Auswärtsspielen oder der intensive Einsatz von Pyrotechnik häufiger zu beobachten.

Für Stunden lag "Haus Freiberg" im Polizeikessel um Stuttgarter Hooligans.
Für Stunden lag "Haus Freiberg" im Polizeikessel um Stuttgarter Hooligans. © Karsten Wickern (Archiv)

Die Bereitschaft zu Gewalt ist aus Thilo Danielsmeyers Sicht zuletzt gestiegen. „Die totale Ächtung von Gewalt - wie es sie vor drei, vier Jahren gab - ist etwas verwässert worden.“

Sein Appell: „Wir müssen aufpassen, dass nicht Leute die Macht in Kurven übernehmen, für die es diese Abgrenzung von Gewalt nicht gibt.“

Der nächste Fan-Besuch in Dortmund steht schon am Dienstag (25.10.) bevor. Dann kommen die - als gemäßigt geltenden - Anhänger von Manchester City in die Stadt. „Wir sind für alles gewappnet“, sagt Polizeisprecher Gunnar Wortmann.

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