
© Uwe von Schirp
Der Hofnarr des Gaudiums glossiert: „Das ist doch alles Kindergarten“
Gast-Beitrag
Sepp Egerer ist Schauspieler, Musikant und Spaßmacher. Seit Jahren nimmt er am Mengeder Gaudium teil. Daheim in Neuburg an der Donau ist er Hofnarr. Aus der Ferne hält er nun den Spiegel vor.
Sepp Egerer ist Schauspieler, Musikant und Spaßmacher. Seit Jahren ist der 48-Jährige aktiver Teilnehmer beim Mengeder Mittelalterlich Gaudium. Mit Ehefrau Kerstin unterhält er Jung und Alt. Ihre Stand-Up-Comedy löst Begeisterung aus.
Gern lässt sich der Hofnarr Gitarre spielend von seiner Frau im Ochsenkarren über die Festwiese ziehen. Beim täglichen Festzug schlägt Sepp die Trommel – die fast so groß ist, wie er selbst.
Sepp Egerer verfolgt die Auseinandersetzung über die Zukunft des Gaudiums und den Volksgarten aus Neuburg an der Donau. In einem Gastbeitrag für diese Redaktion hält der Hofnarr den Parteien aus 420 Kilometern Entfernung den Spiegel vor.
Von Sepp Egerer
Ich hörte von der Ferne viel,
das Aus für Gaudia-Tavernenspiel?
Kein Mengeder Gaudium? – so der Bote,
ich hielt es erst für eine Schote.
Doch die Nachricht ist wohl war,
und für alle ist schon klar,
wen man als Schuldigen kann belasten,
in diesem Fall, einen Stromkasten.
Dieser steht nicht wo er soll,
und so hat man dann voll Groll,
dem Gaudium den Tot erklärt.
„Dies hat uns die Stadt beschert.“
Zumindest aus der Sicht der Macher,
Grünflächenamt der Widersacher.
Diese doofen Leut vom Amt,
Hirnverbohrte allesamt.
Das muß hier zehn Meter weg,
hier darf liegen auch kein Dreck.
Hier da fehlt uns noch ein Meter,
weil sonst kommt der Sanitäter,
nicht mehr durch mit seinem Wagen,
wenn wir hier bauen, dann kommen Klagen.
Und so weiter und sofort,
Bürokratie ist stets vor Ort.
Diese Hirnis von der Stadt,
sind für Veranstalter ein Grab.
Naja, Grab klingt etwas heftig,
zumindest sind die Leute lästig.
Ich kann´s verstehn wenn irgendwann,
man mit den Leuten nicht mehr kann.

So kennen die Besucher des Mengeder Gaudiums das Schauspielerpaar Kerstin und Sepp Egerer aus Neuburg an der Donau. © Stephan Schütze (Archiv)
Doch sie machen, das Gott Lob,
auch nur irgendwie nen Job.
Und ich muss nun schon beklagen,
und traus mich fast schon gar nicht sagen.
Was mir nicht ins Hirn will rein,
muss das „Aus“ denn wirklich sein?
Was tut man da dem Volke an?
Die wollen Feiern dann und wann.
Was ist mit Tänzern, Gauklern, Ritter?
Ja, für die ist´s doppelt bitter.
So ein riesengroßes Fest,
aufgefressen von der Pest.
Und die Pest hat einen Namen,
„Stromkasten“, aus Äpfel Amen.
Hey Leute, riecht ihr nicht den Braten?
Das ist doch alles Kindergarten.
Kommt, lasst weiter dieses Fest betreiben,
und nen Streit dann lieber meiden.
Im Mittelalter gab´s kein Strom,
es lebe hoch, das Gaudiom.
Gaudium heißt´s – ich werd verlegen,
es war ja nur des Reimes wegen.
Wegen eines Stromkasten,
muss man uns alle nicht belasten.
Wär doch gelacht, wenn man nicht fände,
eine Lösung für´s Gelände.
Ich bin mir sicher, es bleibt offen,
ansonsten wird sich hier ganz arg besoffen.
Im Weines Rausch, ihr könnt mich fragen,
kann man Vielerlei ertragen.
Es rät euch dies gewiss kein Depp,
nein, der Rat kommt hier – vom Hofnarr Sepp.