Hochhaus-Pläne in Dortmunds Innenstadt geplatzt Turm mit 120 Wohnungen wird nicht gebaut

Hochhaus-Pläne in der Innenstadt endgültig geplatzt
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Die Träume, den Platz von Rostow am Don in Dortmund mit einem 120 Mietwohnungen großen Wohnhaus zu bebauen, sind endgültig geplatzt. Der vermeintliche Investor, die Gröner Group aus Berlin, hat sich von dem Projekt verabschiedet.

Zwar sind in der Folge weitere interessierte Investoren auf die Stadt zugekommen, haben sich aber nach Prüfung des Kostenrahmens ebenfalls wieder zurückgezogen. Der Rat der Stadt muss nun seinen eigenen Verkaufsbeschluss aus 2020 wieder rückgängig machen.

An dem knapp 1.100 Quadratmeter großen Grundstück vor dem U-Bahneingang Stadthaus haben sich bereits Investoren die Zähne ausgebissen. Eigentlich sollte der „Platz von Rostow“ längst bebaut sein.

Bereits zu Anfang der 2000er Jahre gab es vonseiten der Stadt einen entsprechenden Vorstoß, die Fläche an einen privaten Entwickler bzw. Bauherren zu verkaufen. Eine 12- bis 14-geschossige Büroimmobilie schwebte den städtischen Planern vor. Es gab sogar einen städtebaulichen Wettbewerb mit den unterschiedlichsten Entwürfen, die teilweise sogar die Überbauung der S-Bahn-Gleise vorsah. Alles für den Papierkorb.

Neuer Vorstoß 2018

2018 gab es einen neuen Vorstoß. Das Bochumer Architekturbüro „Archwerk Generalplaner“ stellte der Politik seine Pläne für ein 20-geschossiges Hochhaus vor. Die Immobilie sollte zunächst eine Kombination aus Hotel und Wohnprojekt werden.

Am Ende war das Hotel gestrichen – und die Immobilie als Hochhaus mit 120 Wohnungen geplant. Sie sollte um ein fünf-geschossiges Sockelgebäude mit Gastronomie und Dienstleistungsangeboten ergänzt werden. Als Investor und Finanzier stellte Architekt Prof. Wolfgang Krenz die Berliner Gröner-Group vor, die bereits den früheren Bunker an der Ruhrallee mit einem Wohnhaus bebaut hat.

Projekt war hoch umstritten

Dagegen war der Wohnturm am Platz von Rostow deutlich schwerer zu realisieren. Zudem war das Projekt in der Politik hoch umstritten: SPD und Grüne sprachen sich für das Hochhaus aus – Linke und CDU waren dagegen.

Das Bauvorhaben sei „überdimensioniert“ und passe an dieser Stelle nicht in die Innenstadt, hieß es. Zudem seien die Folgekosten für Instandhaltung und Pflege des mit reichlich Grün vorgesehen Wohnturms völlig unklar.

Die Hochhaus-Pläne in der Dortmunder Innenstadt waren höchst umstritten.
Die Hochhaus-Pläne waren höchst umstritten. © Entwurf: Archwerk

Die größten Bauchschmerzen jedoch machte der CDU die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Denn: Ursprünglich sollten alle Wohnungen frei finanziert werden, was wohl auf Mieten in Höhe von deutlich mehr als zehn Euro pro Quadratmeter hinausgelaufen wäre.

Am Ende stand ein Kompromiss: Der Bauherr sollte sich verpflichten, rund ein Viertel der Wohnungen eben doch Mieten aufzurufen, die sich zumindest ungefähr an die gedeckelten Mieten im öffentlich geförderten Sektor anlehnen sollten. War das der Todesstoß für das Projekt?

Stadt zieht die Reißleine

Die Gröner-Group jedenfalls hat sich aus dem Projekt verabschiedet und ihr Angebot für den Kauf der Fläche vor dem Stadtbahneingang zurückgezogen. Zwar hätten sich in der Folge weitere Investoren für das Wohnprojekt interessiert, schreibt die Verwaltung in ihrem Bericht an die Politik. Doch die „speziellen Vorgaben der Stadt haben sich dabei als problematisch entschieden“, heißt es darin.

Insbesondere Vorgaben einer Mietpreisbindung seien „für die Interessenten wirtschaftlich nicht darstellbar. Um den Wohnturm zu retten, stellte Architekt Krenz im Ältestenrat noch Anfang 2022 einen neuen Investor vor: die Harfid GmbH aus Essen. Auch mit ihr hat die Stadt verhandelt – bis im September 2022 bekannt wurde, dass gegen den Bauträger ein Insolvenzverfahren anhängig war.

Laut ursprünglichem Entwurf sollte der Eingang zur S-Bahn- und zur Stadtbahnstation unterhalb des Hauses verlaufen.
Laut ursprünglichem Entwurf sollte der Eingang zur S-Bahn- und zur Stadtbahnstation unterhalb des Hauses verlaufen. © Entwurf: Archwerk

Nun zieht die Verwaltung die Reißleine – und macht den Grundstücksverkauf zu einem Fall für den Rat: Er soll in seiner Sitzung am 9. Februar seinen Verkaufsbeschluss aus 2020 wieder rückgängig machen. Der Wohnturm ist also Geschichte. Und dann? Soll es einen neuen Anlauf geben. Die Stadt will neue Pläne für den Platz von Rostow auf den Weg bringen.

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