H&M baut deutschlandweit 800 Stellen in seinen Geschäften ab. In Dortmund ist der Modekonzern mit zwei Filialen vertreten: hier am Westenhellweg 11-13 und in der Thier-Galerie.

© Peter Wulle

H&M sorgt für Empörung: Werden jetzt junge Mütter entlassen?

rnEinzelhandel in Dortmund

Beim Modekonzern H&M werden hunderte Stellen abgebaut. Dabei sollen junge Mütter im Fokus stehen. Der Aufschrei bei Dortmunder Interessenvertretern ist groß - und H&M äußert sich.

Dortmund

, 27.01.2021, 05:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der schwedische Textilhändler H&M möchte in den kommenden Monaten 800 Stellen in Deutschland abbauen. Dieser Stellenabbau soll, so heißt es in Medienberichten, vor allem junge Mütter betreffen. In Dortmund betreibt Hennes & Mauritz zwei Geschäfte: am Westenhellweg 11-13 und in der Thier-Galerie.

Wie „Zeit online“ unter Berufung auf die Nachrichten-Website „Business Insider“ schreibt, legte die Unternehmensleitung dem Gesamtbetriebsrat ein Freiwilligenprogramm vor, in dem vor allem Mitarbeiter in Elternzeit als die bevorzugte Gruppe für den Stellenabbau aufgelistet werden.

Da in den H&M-Filialen vor allem Frauen arbeiten, sind es also vor allem junge Mütter, die man vermeintlich über eine Abfindung loswerden will. Diese Mitarbeiterinnen sind während der Elternzeit vor Kündigung geschützt.

H&M in der Kritik: „Verurteilen das aufs Schärfste“

Der Grund, warum H&M gerade junge Mütter nicht mehr beschäftigen möchte, soll den Medienberichten zufolge sein, dass diese nur zu eingeschränkten Arbeitszeiten zur Verfügung stehen. Gerade an den umsatzstarken Abendzeiten und an Samstagen würden sie nicht arbeiten können oder wollen.

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Die Dortmunder Sozialdemokratin Anja Butschkau, die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW ist, bringt das auf die Palme. „Sollten die Behauptungen stimmen und viele junge Mütter von einer Kündigung betroffen sein, verurteilen wir dieses Vorgehen aufs Schärfste“, sagt sie.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Anja Butschkau aus Dortmund kritisiert das Vorgehen von H&M scharf

Die Dortmunder SPD-Landtagsabgeordnete Anja Butschkau kritisiert das Vorgehen von H&M scharf: „Es ist unfassbar, wie ein Unternehmen Frauen diskriminiert, nur weil sie als Mütter angeblich weniger leisten als andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.“ © Martin Schmitz

H&M verdanke einen großen Teil seiner Einnahmen dem Umstand, dass man Mode für junge Frauen und Kinder verkaufe. „Es ist daher absurd, dass H&M die Familienfreundlichkeit im eigenen Unternehmen nicht ernst nimmt“, so Anja Butschkau. Sie ergänzt: „Es ist unfassbar, wie ein Unternehmen Frauen diskriminiert, nur weil sie als Mütter angeblich weniger leisten als andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Von einer guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der damit verbundenen Wertschätzung für die Arbeit von Müttern, möchte das Unternehmen scheinbar nichts wissen.“

Auf Anfrage unserer Redaktion äußerte sich H&M Deutschland am Dienstagmittag (27.1.) zu der Kritik. „Das Freiwilligenprogramm richtet sich nicht vorrangig an Mütter und Väter. Wir freuen uns, auch vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage, die Möglichkeit zu haben, ein Freiwilligenprogramm mit attraktiven Konditionen anbieten zu können. Wir haben mit diesem Programm ein milderes Mittel gewählt, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, erklärte eine Sprecherin.

H&M verweist auf tiefgreifenden Wandel

Reiner Kajewski, Gewerkschaftssekretär bei Ver.di in Dortmund, beruhigt die Aussage von H&M nicht. „Es ist eine Frechheit, wenn bei H&M unter dem Deckmantel eines Freiwilligenprogramms versucht wird, Menschen los zu werden, die auf sozial- und gesundheitsverträgliche Arbeitszeiten angewiesen sind“, sagt er. „Würden betriebsbedingte Kündigungen vorgenommen, wären Eltern geschützt.“ Mit dem Freiwilligenprogramm, bei dem Geld für das Ausscheiden gezahlt werde, versuche man an die Beschäftigten heranzukommen, die man eben sonst nicht entlassen könne.

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H&M bestätigt das im Grunde, wenn es heißt: „Wir gehen in diesem Fall ganz klar nach geltenden rechtlichen Bestimmungen vor. Sollte die Anzahl der Freiwilligen in diesem Programm nicht ausreichen, wird die Entscheidung über eine Sozialauswahl getroffen. Diese schützt nach geltendem Arbeitsrecht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eine Kündigung mit besonderer sozialer Härte treffen würde, wie beispielsweise Mütter und Väter. Hier werden unter anderem Faktoren wie Alter, Betriebszugehörigkeit und unterhaltspflichtige Kinder mit einbezogen.“

Der Modekonzern betont, dass der Stellenabbau die Folge eines tiefgreifenden Wandels im Einzelhandel infolge der Corona-Pandemie sei. Es gelte, „schwierige, aber notwendige Entscheidungen“ zu treffen, um das Unternehmen in die Zukunft zu führen. „Deshalb steht H&M Deutschland derzeit im Dialog mit den zuständigen Mitbestimmungsgremien über den Abbau von 800 Stellen in den H&M-Geschäften. Dies entspricht rund 5 Prozent aller Kolleginnen und Kollegen von H&M in Deutschland.“

H&M verweist auf „attraktive Konditionen“

Man sei froh, so heißt es weiter, dass man vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage überhaupt die Möglichkeit habe, ein Freiwilligenprogramm mit attraktiven Konditionen anbieten zu können: „Wir haben mit diesem Programm ein milderes Mittel gewählt, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Es richtet sich an alle Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen, die sich konkret für dieses Programm entscheiden können.“

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Wie viele Beschäftigte in den Filialen in der Dortmunder City ihren Job verlieren werden, sagt H&M nicht: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht zu konkreten Zahlen oder genauen Daten äußern können.“