HDS-Chef vermutet Brandstiftung in Lagerhalle am Kanal Randlage ist für Firma oft ein Problem

Kai Schomerus vermutet hinter Feuer in der Lagerhalle Brandstiftung
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Die Firmengeschichte ist 122 Jahre alt, „HDS“ – die Herbert Dietrich Schulze GmbH – in Schwieringhausen hat Höhen und Tiefen erlebt. Am Montag (14.4.) hat sie ein weiteres Kapitel aufgeschlagen: Gegen 19.55 brannte es in einer alten Lagerhalle auf dem Firmengelände. 91 Feuerwehrleute waren gut drei Stunden im Einsatz, um das Feuer zu löschen.

Am Vormittag danach ist Geschäftsführer Kai Schomerus zwar „müde“, wie er sagt. Aber er macht einen gefassten Eindruck. Am Morgen hatte der Firmenchef, der mit seiner Mutter Gisela den Familienbetrieb führt, den Brand der Versicherung gemeldet. Die Schadenshöhe wird ein Gutachter feststellen.

„Heute Nacht um 1 Uhr war die Kripo da, hat die Brandstelle beschlagnahmt und Flatterband gespannt“, berichtet Kai Schomerus. Die Kriminalpolizei wird die Brandursache untersuchen. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass es sich um Brandstiftung handelt – womöglich eine fahrlässige.

Schneller Löschangriff

„Wir nutzen die Halle seit 25 Jahren nicht mehr“, sagt Schomerus. „Seitdem ist der Strom abgestellt.“ Das alte Backsteingemäuer wirkt wie ein „Lost Place“. Und als solcher hat es schon mehrfach Unbefugte angezogen. „Dabei ist auch dieser Lost Place wie viele andere ein Privatbesitz“, betont der Eigentümer. „Außerdem bergen Lost Places Gefahren.“

Der massive und schnelle Löschangriff der Feuerwehr am Montagabend verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäudeteile und Nachbargebäude. Deswegen laufe der Geschäftsbetrieb am Dienstag recht normal weiter, erklärt Kai Schomerus.

Die Herbert Dietrich Schulze GmbH produziert Styroporkügelchen unterschiedlicher Größe, die in Kissen verfüllt oder in der Baubranche verwendet werden. 1903 gegründet, war das Unternehmen zunächst eine Ziegelei. Der Ton kam aus einer betriebseigenen Grube auf dem Firmenareal.

Lagerhalle auf dem HDS-Firmengelände in Schwieringhausen.
Die alte Lagerhalle von HDS steht seit 25 Jahren leer. © Kai Schomerus

Kai Schomerus Mutter Gisela schloss die Ziegelei Anfang der 1970er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt stellte der Betrieb bereits Styropor her. Später erlangte HDS im Sport europaweite Bekanntheit. Das Schweringhauser Unternehmen hatte einen gelenkschonenden Belag für Tennisplätze entwickelt. Der patentierte Untergrund wurde in vielen Hallen und auf Außenanlagen verlegt, unter anderem auch für den Davis-Cup.

Bis 2006 betrieben Gisela Schomerus und ihr 1992 verstorbener Mann Christoph auf dem Firmengelände eine eigene Tennishalle. Beide Ehepartner waren selbst begeisterte Tennisspieler. Heute konzentriert sich das Geschäft auf den Vertrieb von Styropor.

Die Randlage im beschaulichen Dorf Schwieringhausen hat HDS in den vergangenen Jahren wiederholt vor Probleme gestellt. Die seit viereinhalb Jahren gesperrte Schwieringhauser Brücke erfordert Umwege im Lieferverkehr über Brambauer oder Ellinghausen. Davon betroffen war auch die Feuerwehr beim Brandeinsatz.

Gisela Schomerus auf der Alfred-Lange-Straße.
Als im Jahr nach der Sperrung der Kanalbrücke eine Baustelle die Alfred-Lange-Straße auf eine Spur reduzierte, sorgte sich Gisela Schomerus um den Lieferverkehr von und zu ihrem Unternehmen. © Uwe von Schirp

Als 2021 eine Baustelle die Alfred-Lange-Straße auf eine Spur verengte, hatten die langen Lastzüge große Schwierigkeiten, das Unternehmen zu erreichen. Im Januar 2024 fielen dann mehrere Wochen Telefon und Internet in Schwieringhausen aus. Ursache war ein Kabelschaden durch eindringendes Wasser.

Neuerliche Verkehrsbehinderungen erwartet Kai Schomerus, wenn Gelsenwasser eine neue Wasserleitung und Dokom Glasfaser in Schwieringhausen verlegt. Zumindest bei der maroden Schwieringhauser Brücke aber dürfte der Zenit der Sperrung und damit der Einschränkungen überschritten sein.

„Laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung läuft die europaweite Ausschreibung, für das erste Quartal 2026 ist der Baubeginn terminiert“, sagt der Unternehmer. So hatte die WSV das Projekt auch in der Bezirksvertretung Mengede vorgestellt. Fertigstellung: Im Sommer 2028 – fast acht Jahre nach der Sperrung für den motorisierten Verkehr.