Die Eine ist schon seit fast drei Jahren für den motorisierten Verkehr gesperrt, der Zweiten droht das gleiche Schicksal. Zwei Brücken über den Dortmund-Ems-Kanal im Dortmunder Nordwesten sind so marode, dass ein Neubau unausweichlich ist. Nun hat die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) einen Zeitplan vorgelegt.
Seit September 2020 kommen in Dortmund-Schwieringhausen nur noch Radfahrer und Fußgänger über den Kanal. Dicke Betonwürfel mit rot-weißen Baken verhindern eine Kanalquerung für Autos und Lastwagen. Schäden an den Widerlagern und der Fachwerkkonstruktion des rund 70 Jahre alten Bauwerks machten nach einer Routineprüfung eine sofortige Sperrung notwendig.
Die Zustandsnote: 3,5 („ungenügender Zustand“). Nicht vergleichbar mit Schulnoten von Eins bis Sechs: Eine „4“ würde den sofortigen Abriss erfordern. Seit der Sperrung müssen die Anwohner östlich des Kanals weite Umwege in Kauf nehmen, um zum Einkaufen, zur Schule oder zum Arzt nach Mengede zu kommen. Buslinien von DSW21 führen alternativ über Lünen-Brambauer oder Dortmund-Ellinghausen.
Paralleler Brücken-Neubau
Seit Ende 2022 schrillen 1,2 Kanal-Kilometer nördlich ebenfalls die Alarmglocken. Der Zustand der Groppenbrucher Brücke ist kaum besser. Zunächst gilt noch eine Geschwindigkeits-Reduzierung auf 30 km/h, um weitere Schädigungen einzugrenzen. Ob das reicht, ist fraglich. Aktuellen Aufschluss soll eine neuerliche Prüfung im Juni ergeben.
Für die WSV besteht dringender Handlungsbedarf. Das verdeutlichten Vertreter der Bundesbehörde bei ihrer Berichterstattung in der Mai-Sitzung der Mengeder Bezirksvertretung. Nach Prüfung mehrerer Alternativen sei es unumgänglich, beide Brücken zeitlich parallel zu erneuern.
In der Konsequenz heißt das: Vom vierten Quartal 2026 an sind die beiden Kanal-Querungen für die Dauer von mindestens acht, voraussichtlich aber zwölf Monaten für den Verkehr komplett gesperrt. Immerhin soll die marode Schwieringhauser Brücke für Radfahrer und Fußgänger bis zur Fertigstellung des gut 20 Meter nördlich gelegenen Neubaus geöffnet bleiben.
Dessen Baubeginn ist für das vierte Quartal 2025 geplant. Derzeit überarbeitet ein Ingenieurbüro den Planungsentwurf für das Ersatzbauwerk. Die ursprüngliche genehmigte Fassung stammt aus dem Jahr 1995. Seit 2006 hat der Planfestellungsbeschluss Rechtskraft.

Die Groppenbrucher Brücke, Baujahr 1957, hat die Zustandsnote 3,3 („Nicht ausreichender Zustand“). Noch. Denn was die nun auf einen jährlichen Turnus verkürzte Routine-Prüfung im Juni hervorbringt, mag niemand prognostizieren.
Im besten Fall stellen die Ingenieure keine Verschlechterung fest. Die würde sonst wie in Schwieringhausen eine Vollsperrung oder sogar einen sofortigen Abriss erforderlich machen. Mit ebenfalls für Jahre weitreichenden Konsequenzen.
In Groppenbruch führt die Königsheide über den Kanal: eine Landesstraße, mit täglich fast 10.000 Fahrzeugen eine wichtige Verbindung zwischen Lünen und dem Stadtbezirk Mengede – vor allem aber der Autobahn A2.
In der Duisburger Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung herrscht das Prinzip Hoffnung, dass die Prüfungen eine Kanal-Querung weiterhin zulassen. Der Neubau soll dann zu weiten Teilen in einem Vorfertigungsverfahren auf einem Grundstück neben dem Kanal erfolgen.
Umleitung über Waltrop
Die Entwurfsplanung läuft bereits. Im zweiten Quartal 2024 soll die Ausschreibung erfolgen. Der Baubeginn ist für das vierte Quartal 2025 vorgesehen. Immerhin gilt der Neubau als Ersatzbau. Ein Planfeststellungsverfahren sei nicht notwendig, erklärten die WSV-Vertreter in der BV.
Nach der Vorfertigung erfolgt der Abriss der alten Groppenbrucher Brücke. Ihr Neubau soll dann über den Kanal eingeschwommen werden. Während der acht- bis zwölfmonatigen Vollsperrung der Königsheide wird der motorisierte Verkehr nördlich über Lünen-Brambauer und die Waltroper Ortsteile Brockenscheidt und Leveringhausen umgeleitet. „Eine Machbarkeitsstudie weist die Abwicklung des Verkehrs in ausreichender Qualität nach“, heißt es aus dem WSV.
Radfahrer und Fußgänger soll eine Umleitung auf westlicher Seite des Dortmund-Ems-Kanals auf kurzen Wegen durch Groppenbruch führen. Für die Überquerung des Kanals geht die Umleitung über die „Drucks-Brücke“ zwischen Mengede und Waltrop – in einem Kilometer Entfernung nordwestlich.

Für Radfahrer wird der Brücken-Neubau in Groppenbruch kaum eine Verbesserung zur derzeit unbefriedigenden und teils gefährlichen Situation darstellen. Das erklärten die WSV-Vertreter auf Nachfrage in der Bezirksvertretung. „Wir dürfen nur einen Eins-zu-Eins-Ersatz bauen“, erklärte Irina Schäfer, Projektleiterin für den Neubau der Groppenbrucher Brücke.
Das heißt: Die Länge, Breite und Durchfahrthöhe der neuen Brücke in Groppenbruch entspricht exakt der jetzigen. Der Verkehrsraum der Königsheide bleibt damit im Bereich der Brücke der gleiche.
Ohne ein sich über weitere Jahre hinziehendes Planfeststellungsverfahren seien ausreichend breite und zeitgemäße Radwege auf beiden Straßenseiten nicht möglich. Die Wasserstraßenverwaltung plant zumindest auf der nördlichen Brückenseite einen drei Meter breiten Weg für Fußgänger und Radfahrer.
Über allen Planungen schwebt das Damokles-Schwert, dass sich der Zustand von Schwieringhauser und Groppenbrucher Brücke weiter verschlechtert. Und selbst im besten Fall bleibt ein Aspekt bislang noch ohne Lösungsansatz. Die geplante Sperrung beider Brücken fällt in die Zeit der Internationalen Gartenausstellung 2027. „Die IGA haben wir bei den Planungen nicht betrachtet“, hieß es von Seiten der WSV in der Bezirksvertretung.