Brunnen-Neubau

Dortmunder Elternvertreterin sauer: „Baustelle ist ein Schandfleck für die Schule“

Seit Jahren schon ist der Schulhof einer Dortmunder Schule eine Dauerbaustelle. Elternvertreter sind sauer und in Sorge. Wegen Corona und dem Ukrainekrieg kommt nun eine schlechte Nachricht der Stadt.

Lütgendortmund

, 12.10.2022 / Lesedauer: 4 min

Simone Putzigs Tochter geht in die achte Klasse der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG) in Lütgendortmund und ihre Mutter ist engagiert: Seit zwei Jahren ist sie Schulpflegschaftsvorsitzende, im Förderverein ist sie Beisitzerin. Sie muss über vieles diskutieren, doch nur ein Thema regt sie richtig auf: die Dauerbaustelle auf dem Schulhof, die direkt vor dem Eingang zur Unterstufe liegt.

Immer wieder kommen die Elternvertreter bei Sitzungen und Treffen unweigerlich auf das Thema zu sprechen. Immer wieder sei der Frust groß, so Putzig. Weil sich schlicht nichts tue hinter dem großen, mit Bauzäunen abgesperrten Bereich, den auch viele Nicht-Schüler kennen dürften: An ihm kommt vorbei, wer zur Stadtteilbibliothek möchte.

Ein Großteil des Schulhofs, der neben der Bibliothek liegt, ist seit Jahren eingezäunt. © Natascha Jaschinski

HBG feierte Geburtstag mit Bauzaun

Eigentlich sollte die Baustelle längst verschwunden, sollte längst ein Brunnen entstanden sein. Doch statt Wasser befindet sich hinter den Zäunen ein Durcheinander aus Schutt, Steinen, Gras und Blättern. Simone Putzig macht der Anblick wütend. „Es ist ein Schandfleck für die Schule“, sagt die 37-Jährige. Der Schulhof sei alles andere als ein „Vorzeigeobjekt für eine so große Einrichtung mit so einem guten Ruf“.

Gerade erst hat die HBG ihren 40. Geburtstag gefeiert. „Mit diesem langen Bauzaun im Hintergrund“. Simone Putzig kann es nicht fassen. Zudem ist der Zaun an einigen Stellen sichtlich schief und kaputt, Drähte sind verbogen. „Ich sehe da eine Unfallgefahr“, sorgt sich die Mutter. „So stelle ich mir doch einen Schulhof für Kinder nicht vor.“

Mittlerweile ist der Baustellenzaun an manchen Stellen nicht mehr intakt: Drähte sind verbogen und ragen spitz heraus. © Natascha Jaschinski

Was Simone Putzig vor allem aufbringt: Das Provisorium ist zum Dauerzustand geworden. Die Neugestaltung des Schulhofs zieht sich schon so lange hin, dass alle jetzigen Gesamtschüler den Schulhof gar nicht mehr ohne Bauzaun kennen: 2007 wurde der alte Brunnen stillgelegt, 2013 das Areal abgesperrt. Aber erst 2019 hat das Tiefbauamt den alten Brunnen abgerissen, im Frühjahr 2020 sollte dann mit dem Neubau begonnen werden. Corona verzögerte den Start bis in den Herbst hinein.

Zwar ging es dann los, aber die Arbeiten dauerten nicht lange, sagt Simone Putzig. Im vergangenen Jahr habe mal kurzzeitig ein Bagger auf dem Gelände gestanden. „Da haben wir uns gefreut, dass es endlich vorangeht“, erinnert sie sich. Doch die Freude währte nicht: Der Bagger ist wieder verschwunden, die Baustelle weiterhin verwaist. Immer wieder fragten sie und ihre Mitstreiter bei Treffen mit der Schulleitung nach, woran es liegt, dass nichts passiert. „Es heißt, es sei kein Personal da“, sagt Putzig.

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Azubis haben keine Zeit für den Brunnen

„Tatsächlich ist dies auch ein wichtiger Grund“, erklärt die Stadt auf Anfrage die Mega-Verzögerungen bei dem Bauprojekt. Errichten sollen den Brunnen Auszubildende des Grünflächenamtes. Die Lehrlinge könnten aber nur „außerhalb der Pflanzperiode“ für Bauten wie den Brunnen eingesetzt werden. Während der Pflanzzeit seien sie meist in der City beschäftigt. Zum Beispiel mit Pflanzungen im Rundbeet in der Kampstraße. Hinzukomme, dass sie zuletzt „immer wieder in andere Projekte eingebunden“ gewesen seien, so Sprecherin Alexandra Schürmann. Die anderen Aufgaben hätten teilweise ungeplant übernommen werden müssen. Auch dort habe es Verzögerungen gegeben.
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Ein Teufelskreis, der die Bauarbeiten nun so in die Länge gezogen hat, dass sich noch eine zweite Hürde aufgetan habe: Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg hätten die Baukosten so „massiv“ steigen lassen, dass die Stadt das Projekt neu ausschreiben müsse, erklärt Schürmann.

Einsatz der Schüler bisher vergebens

Die Erklärungen dürften Eltern und vor allem auch Schüler wenig trösten: Es gebe viele Schüler, die sich in den letzten Jahren für die Verschönerung des Schulhofs und für den Brunnen eingesetzt haben, sagt Putzig. Bisher vergebens. „Viele sind sehr enttäuscht.“ Auch auf dem Konto des Fördervereins ruhten 2500 Euro, die fest an den Brunnenbau gebunden seien. „Wir warten darauf, sie endlich ausgeben zu können.“

So sollte ein Schulhof für Kinder nicht aussehen, sagt Simone Putzig, Schulpflegschaftsvorsitzende an der HBG. © Natascha Jaschinski

Vielleicht könnte es im kommenden Jahr so weit sein, macht die Stadt Hoffnung: Im Frühjahr 2023 soll es weitergehen, heißt es. Bis endlich Wasser fließt, wird es aber wohl noch dauern: Der Brunnenbau ist in zehn Bauphasen eingeteilt. Momentan befindet er sich in Phase zwei. So wie im Oktober 2020 schon.

Etwas soll sich aber noch in diesem Jahr tun: Die Absperrung der Baustelle soll verändert werden. Die Stadt erklärt: Der Bauzaun „entspricht zwar den Sicherheitsanforderungen, nicht aber den optischen Ansprüchen des Grünflächenamts an derartige Einrichtungen“.

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