
© Natascha Jaschinski
Dauerbaustelle: Schule muss noch länger auf ihren neuen Brunnen warten
Heinrich-Böll-Gesamtschule
Seit 13 Jahren kämpft die Heinrich-Böll-Gesamtschule um einen neuen Schulhofbrunnen. Eigentlich sollte diesen Herbst wieder Wasser fließen. Doch immer noch ist der Brunnen eine große Baustelle.
Es ist eine dieser Geschichten, die irgendwie nie zu enden wollen scheinen: Seit den 80er Jahren gibt es auf dem Schulhof der Heinrich-Böll-Gesamtschule einen Brunnen. Direkt vor dem Eingang zur Stadteilbibliothek. 2007 musste er stillgelegt, 2013 gar abgesperrt werden – immer mehr Steine lösten sich, die Brunnenanlage wurde zur Gefahrenzone.
In all den 13 Jahren rangen Schüler, Lehrer und Schulleitungen um einen neuen Brunnen. Sie gründeten eine Schulhofsanierungs-AG und immerhin: 2013 gewann die Schule 3000 Euro für die Sanierung, die insgesamt 100.000 Euro kosten soll. Trotzdem dauerte es noch mal fünf lange Jahre, ehe das Tiefbauamt der Stadt 2019 den Brunnen abgerissen hat. Im Frühling 2020 dann sollte Startschuss sein für den Brunnen-Neubau.
Corona verzögerte Brunnen-Neubau erneut
Doch Frühling 2020? Genau. „Da kam Corona“, sagt Schulleiter Tobias Schnitker. Atmet tief durch und lacht auch ein bisschen. Was soll man auch sagen gegen Corona als erneute Begründung, warum nun doch noch kein Wasser fließt?
Der Bau des neuen Brunnens ist ein Projekt der Auszubildenden des Grünflächenamts Dortmund. Und als die Corona-Pandemie ausbrach, sei der Ausbildungsbetrieb „stark eingeschränkt“ und die Ausbildungsabteilung „nur beschränkt handlungsfähig“ gewesen, erklärt die Stadt. Will heißen: Der Brunnen musste erstmal ruhen. Oder besser: weiterhin.
Baustelle belegt großen Teil des Schulhofs
Und als es dann wieder losgehen konnte, musste die Schule erstmal schauen, ob sich eine so große Baustelle in Zeiten von Corona überhaupt realisieren lässt. Denn der Schulhof ist strikt aufgeteilt, sagt Schitker: Jede Klasse hat in der Pause ihren eigenen Bereich und da raube eine meterlange Baustelle mittendrin natürlich einiges an Platz.

Schuttberge und Bagger statt Wasserschnecke und Wildblumenwiese: Der Neubau des Brunnen verzögert sich. © Natascha Jaschinski
„Aber wir haben jetzt so lange gewartet, daher rücken wir als Schulgemeinschaft zusammen, kommen mit etwas weniger Platz aus, damit es endlich losgehen kann“, sagt Schnitker.
Der Brunnen bekommt eine ganz neue Pumpentechnik
Und so wurde gebuddelt: Die Tiefbauarbeiten sind laut Stadt mittlerweile abgeschlossen. Nun wird ein Schacht eingebaut für die Rücklauftechnik des neuen Wasserlaufs. Außerdem wird eine neue Pumpentechnik installiert, Leitungsgräben werden angelegt. Ein neuer Quellstein muss noch eingebaut und anschließend alle Gräben verfüllt werden.
Wenn die neue Technik steht, geht es ans hübsch Machen: Eine neue Wasserschnecke wird errichtet. Natursteinarbeiten stehen an, Wege sollen angelegt werden, Terrassen, eine Brücke. Eine Wildblumenwiese ist geplant und viele weitere Bepflanzungen. Und ein Atrium, in dem es Freiluftunterricht geben soll.
Wann ist der Brunnen fertig? Das bleibt offen
Klingt noch nach viel Arbeit. Und in der Tat: Der Brunnen-Neubau ist laut Stadt in zehn Phasen unterteilt und augenblicklich ist man in Phase zwei. Ende offen. Da es sich um eine Gesellenstück handele, werde kein Datum für eine Fertigstellung genannt, heißt es. „Wir wollen hierdurch vermeiden, dass die Auszubildenden unter Druck gesetzt werden“, so die Stadt.

Nicht nur Schüler der Gesamtschule, auch alle Besucher der Stadtteilbibliothek kennen diesen Anblick: Der ehemalige Brunnen der Schule ist eine große Baustelle. © Natascha Jaschinski
Auch Schulleiter Schitker kann nur abwarten: „Mir sagt man auch nicht, wie lange es noch dauert.“ Er bleibt aber optimistisch: „Wenn nichts Größeres mehr dazwischenkommt, dann wird der Brunnen 2021 fertig“, hofft er. Dann könnte im kommenden Jahr die Brunnen-Einweihungsparty gefeiert werden, die eigentlich für diesen Herbst geplant war.
Eingeladen werden soll auch Mechthild Gith, die ehemaligen Schulleiterin, die 2019 in Pension gegangen ist. Sie wäre dann wahrscheinlich einer der wenigen Gäste, die den Brunnen noch sprudeln gesehen haben. Die Schüler kennen ihn nur als abgesperrten Bereich oder als Baustelle. Ebenso Schulleiter Schnitker. Er ist seit elf Jahren an der Schule. Eigentlich gar nicht so kurz, aber zu kurz, um Wasser im Brunnen gesehen haben zu können.
Stele gegen Rassismus
Der Schulhof der Heinrich-Böll-Gesamtschule ist ohnehin gerade eine Baustelle – das möchte die Schule noch für ein weiteres Herzensprojekt nutzen: Am Fuße des neuen Brunnens soll ein Mahnmal aufgestellt werden, sagt Schulleiter Tobias Schnitker. Eine Stele gegen Rassismus, die die Schüler selbst gestalten.Ist fürs Journalistik-Studium vor 20 Jahren nach Dortmund gezogen und hat danach jahrelang in der Nachrichtenredaktion gearbeitet. Lebt schon lange im Dortmunder Westen und freut sich, hier und in Castrop-Rauxel auch journalistisch unterwegs zu sein.
