Laut dem Eigentümerverband Haus & Grund sind Mieten in Dortmund für Bezieher von Lohneinkommen zwischen 2015 und 2021 bezahlbarer geworden. Das geht aus einer Studie hervor, die der Verband jetzt vorgestellt hat.
Danach sind die Löhne in Dortmund im Betrachtungszeitraum durchschnittlich um 11,8 Prozent gestiegen, die Bestandsmieten jedoch nur um 5,9 Prozent und die Neuvertragsmieten um 7,8 Prozent.
Die Löhne seien also stärker gestiegen als die Mieten - um 4 bzw. 5,9 Prozentpunkte, so Haus & Grund. Das gleiche Bild zeige sich deutschlandweit: Nur in 6 von 400 Kreisen seien die Bestandsmieten stärker gestiegen als die Löhne. Bei den Neuvertragsmieten gelte dies in 49 Kreisen.
Mangel an Wohnungen
Aus Sicht des Eigentümerverbandes ist für einen Großteil der privaten Haushalte die Bezahlbarkeit der Mieten gesichert. „Damit sind die Probleme auf dem Wohnungsmarkt jedoch nicht gelöst“, betont Haus & Grund-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Bach.
Die hohe Wohnkostenbelastung von Haushalten mit niedrigem Einkommen sei seit jeher ein soziales Problem, das jedoch nicht erst mit den hohen Mietsteigerungen der vergangenen Jahre entstanden sei.
„Die steigenden Mieten“, sagt Thomas Bach, „resultieren im Wesentlichen aus einem Mangel an Wohnungen sowie den hohen Kosten im Neubau und für energetische Sanierungen.“ Die Politik müsse nun „alles tun, damit schnell ausreichend neue Wohnungen gebaut und bestehende günstiger saniert werden können“, fordert der Chef von Haus & Grund. Zudem müsse sie ein Bezahlbarkeitsproblem verhindern.
„Budgets immer knapper“
Genau dieses Bezahlbarkeitsproblem fürchtet man beim Mieterverein Dortmund schon jetzt. Mietrechtsexperte Tobias Scholz erfährt bei seiner täglichen Arbeit, „dass die Budgets in den Haushalten immer knapper“ werden und kommt zu einer anderen Bewertung des Marktgeschehens als der Eigentümerverband Haus & Grund.
„In Dortmund sind die Angebotsmieten in den letzten fünf Jahren um knapp 23 Prozent gestiegen. Während 2017 für einen Quadratmeter noch 6,62 Euro verlangt wurden, lag im ersten Quartal 2022 die durchschnittliche Angebotsmiete bereits bei 8,16 Euro pro Quadratmeter“, sagt Tobias Scholz.
Laut Wohnungsmarktbericht der Stadt Dortmund lagen die Durchschnittswerte der real zu zahlenden Mieten für Bestandswohnungen 2021 bereits bei 7,91 Euro pro Quadratmeter.
Neuer Mietspiegel kommt
Die Tendenz sei eher steigend. Wenn in den nächsten Tagen der neue Mietspiegel herauskommt, der die Grundlage für Mieterhöhungen bildet, erwartet Tobias Scholz „eher wieder eine Mietpreissteigerung“.
Seit Jahren, so sagt er, seien die Mieten in Dortmund gestiegen. Seit dem vergangenen Jahr kämen rasant steigende Energiekosten hinzu. „Die Wohnkostenbelastung insgesamt hat massiv zugenommen. Und aufgrund der hohen Inflation bleibt den Menschen gleichzeitig weniger vom Einkommen“, so Tobias Scholz.

Während er vor sozialen Verwerfungen und Kündigungen warnt und sich dafür stark macht, die Mietpreisspirale zu bremsen, richtet sich Thomas Bach mit anderen Ideen an die Politik. Er schlägt vor:
- Fördern, was gesetzlich bei Neubau und Sanierung gefordert ist.
- Sanierungsförderung auf 25 Mrd. Euro pro Jahr aufstocken und verstetigen.
- Eigene Förderbereiche für private Eigentümer.
- 65 %-Erneuerbare-Energie-Vorgabe beim Einbau neuer Heizungen verschieben.
- Mietpreisbremse nicht verlängern.
- CO2-Bepreisung beim Heizen aussetzen.
- Grundsteueraufkommen beim Wert von 2015 vorübergehend deckeln.
„Bezahlbare Wohnungen“, sagt Mietrechtsexperte Tobias Scholz, „waren in Dortmund bereits vor den explodierenden Energiepreisen Mangelware“. Wer jetzt in eine kleinere Wohnung umziehen möchte, um Heizkosten zu sparen, zahle dafür im Ausgleich häufig eine deutlich höhere Grundmiete. „Wer nicht umziehen muss“, stellt er fest, „bleibt aktuell in seiner Wohnung“.
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