Schadensersatz

Hannibal: Das fordert der Mieterverein vom Besitzer

Nach der Zwangsräumung des Hannibal-Hochhauses in Dorstfeld fordert der Dortmunder Mieterverein den Verwalter auf, endlich für die Interessen der Mieter einzustehen. Sprecher Tobias Scholz nennt 5 Punkte. Einer davon: Die Mieter sollen sofort Geld bekommen.

DORSTFELD

, 27.09.2017 / Lesedauer: 3 min

Aktualisierung 15.10 Uhr: Stadt wartet auf schriftliche Erklärung

Bei einem Gespräch zwischen dem Krisenstab der Stadt Dortmund und dem Hannibal-Verwalter "Intown" seien „einvernehmliche Sichtweisen“ erzielt worden, berichtete Stadt-Sprecher Michael Meinders am Mittwochnachmittag. Der Krisenstab wartet auf eine verbindliche schriftliche Erklärung. Über Details wird die Stadt Dortmund öffentlich voraussichtlich am Freitag (29.9.2017) berichten.

So haben wir bisher berichtet: Mieterverein nimmt Intown in die Pflicht

Eigentümerin des Wohnkomplexes im Dortmunder Stadtteil Oberdorstfeld ist seit 2012 die Lütticher 49 Properties GmbH. Die Intown Property Management GmbH ist eine von vielen Tochtergesellschaften. Sie verwaltet den Hannibal am Vogelpothsweg. Bauaufsicht und Feuerwehr der Stadt Dortmund hatten dort gravierende Brandschutzmängel in dem Hochhaus entdeckt und das Gebäude aus Sicherheitsgründen geräumt. Die fast 800 Bewohner können laut Krisenstab der Stadt Dortmund voraussichtlich mehrere Monate nicht zurück in die Wohnungen. So lange würden die Bauarbeiten dauern, um den Brandschutz in den Versorgungsschächten herzustellen. In der Rubrik "offene Vakanzen" sucht Intown auf seiner Internetseite aktuell einen Brandschutzbeauftragten.

Freie Wohnungen in anderen Städten

Intown hatte am 25. September 2017 mehrere Fragen unserer Redaktion beantwortet und darin mitgeteilt, den Mietern rund 100 freie Wohnungen anbieten zu können. Allerdings nicht in Dortmund, sondern in Städten wie Oberhausen, Duisburg, Essen und Gelsenkirchen. Mieterverein-Sprecher Tobias Scholz bezeichnete das als Hohn: "Die Menschen haben ein soziales Leben und können nicht mal eben die Stadt wechseln. Denn es sind auch viele Schul- und Kindergartenkinder betroffen."

Mieterverein: "Intown ist in der Pflicht"

Die Aussage des Intown-Geschäftsführers Sascha Hettrich, dass seine Gesellschaft die Rechtmäßigkeit der Zwangsräumung durch die Stadt Dortmund bestreite und damit nicht in der Schadensersatz-Pflicht für die Mieter sei, weist Tobias Scholz zurück: "Wir sehen das anders. Intown räumt ein, dass die Brandschutzmängel vorhanden sind. Die sind in der Pflicht und sollten nicht länger die Mieter verunsichern." Der Dortmunder Mieterverein hat inzwischen 200 Betroffene beraten und fordert:

Sofortiger Beginn der Sanierung, damit die Mieter schnellstmöglich zurück in die Wohnungen können. Tobias Scholz: "Es gibt Mieter, die nicht für immer ausziehen und weiter im Hannibal wohnen möchten."Intown soll die Mieter unverzüglich unaufgefordert finanziell unterstützen und ihnen unbürokratisch Pauschalbeträge überweisen, ohne dass dafür Einzelnachweise vorzulegen sind.Intensive Unterstützung bei der Suche nach Ersatzwohnungen in Dortmund. Tobias Scholz: "Städte wie Oberhausen oder Essen sind keine Alternative."Intown soll Mietminderungen und Zahlungsstopps akzeptieren und im Falle von Kündigungen umgehend die Kautionen zurückzahlen.Erarbeitung eines Gesamtkonzepts für den Hannibal, da nicht nur der Brandschutz im Argen liege. Es gehe um marode Versorgungsleitungen, Aufzüge und viele andere Mängel.

Der Mieterveren hält Intown ein "stümperhaftes Immobilien-Management" vor. Zwar sei in das Objekt investiert, der Leerstand aber nicht abgebaut worden. "Es gibt Leute, die brauchen eine Wohnung und nehmen, was sie kriegen können", sagte Tobias Scholz über die Lage auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt.

Eigentümer soll investieren

Die Eigentümer Lütticher 49 Properties GmbH müsse Geld bereitstellen und ein tragfähiges Gesamtkonzept für den Hochhauskomplex vorlegen. Das Geld dafür dürfte vorhanden sein: "Die Gesellschaft hat das Geld dafür oder kann es besorgen", sagte Scholz. Eine Fachzeitung für die Immobilienwirtschaft berichtete am 21. September 2017, dass Intown Invest ein 1,2 Milliarden Euro teures Immobilienpaket gekauft haben soll.

Im Hannibal gibt es 412 Wohnungen. Alle sind leer. Sollten alle Mieter die Mietzahlungen stoppen, dürften dem Eigentümer pro Monat Einnahmen in sechsstelliger Höhe entgehen.

Jetzt lesen
Jetzt lesen
Neuer Hannibal-Ärger

16 Etagen - aber kein Aufzug