
Werner Gollnick ist Bezirksbürgermeister in Dortmund-Scharnhorst. Auch an ihn wurde herangetragen, dass Mitte Oktober Gruppen von Jugendlichen im Einkaufszentrum Scharnhorst unterwegs seien und randalieren würden. © Julian Preuß
Wieder Krawall im EKS? Halloween macht dem Bezirksbürgermeister „Bauchschmerzen“
Einkaufszentrum Scharnhorst
Nach den letzten Halloween-Randalen im Einkaufszentrum Scharnhorst sorgt sich Bezirksbürgermeister Werner Gollnick vor erneutem Ärger. Den hatte es bereits während der Herbstferien gegeben.
Das Einkaufszentrum Scharnhorst (EKS) ist an diesem Donnerstagvormittag Mitte Oktober gut besucht. Einige Leute schlendern durch die Passage und schauen sich in den Geschäften um. Andere wiederum sitzen bei einem Kaffee zusammen.
Auch an der Stadtbahnhaltestelle „Scharnhorst Zentrum“ herrscht Betrieb. Immer wieder steigen Menschen die Stufen zur Haltestelle hinauf oder kommen herunter. Und auch nach Ladenschluss ist im EKS laut Berichten viel los. Jedoch auf eine andere Art und Weise.
Gruppen von Jugendlichen seien häufig in den Abendstunden vor Ort. Sie würden Böller zünden, vor Geschäften Fußball spielen und teilweise sogar die Passantinnen und Passanten anpöbeln. Das zumindest beschreibt ein Nutzer in einer Scharnhorster Facebook-Gruppe.
Der Nutzer scheint damit einen Nerv bei den Menschen in Scharnhorst getroffen zu haben. Denn mittlerweile haben sich rund 100 Kommentare unter diesem Beitrag gesammelt. In vielen von ihnen werden ähnliche Erfahrungen von Vandalismus und von einer scheinbar machtlosen Polizei deutlich.

Auf diesem Platz an der Stadtbahnhaltestelle "Scharnhorst Zentrum" haben kürzlich einige Jugendliche Fußball gespielt und anderweitig Lärm verursacht, heißt es. © Julian Preuß
Auch Werner Gollnick kenne diese Situation von Hörensagen. Das erklärt der Scharnhorster Bezirksbürgermeister bei einem Rundgang durch das EKS. „Ein Anwohner hat sich bei der Bezirksverwaltungsstelle gemeldet und eben diese Ausgangslage geschildert“, erklärt Gollnick. Demnach bestünden die Gruppen aus Jugendlichen zwischen zwölf und 14 Jahren. Teilweise seien sie schwarz gekleidet und würden so im EKS ihr Unwesen treiben.
Kaum Auffälligkeiten im Sommer
Gollnick wundert das. Denn in den Sommermonaten habe es kaum Auffälligkeiten dieser Art gegeben, erzählt er. Erst jetzt - im Oktober - gebe es die Meldungen von randalierenden Jugendlichen wieder häufiger.
„Meine Vermutung ist, dass es an den Herbstferien liegt“, sagt Gollnick. Denn schließlich befänden sich die meisten im EKS gesichteten Jugendlichen schätzungsweise noch in einem schulpflichtigen Alter. Erst seit Montag (17.10.) müssen sie wieder zum Unterricht.
Diese These hält auch eine Mitarbeiterin des Lotto-Ladens Schmutzler für wahrscheinlich. Mit ihr kommt Gollnick während des Rundgangs ins Gespräch. Sie erzählt von fußballspielenden, streitenden und pöbelnden Jugendlichen.
Nina Kupferschmidt, Pressesprecherin der Polizei Dortmund, erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, dass es während der Herbstferien (1. bis 16.10.) an vier Abenden Meldungen zum EKS bei der Polizei gegeben habe, „bei denen es sich vor allem um Ruhestörungen und Sachbeschädigungen gehandelt hat“.
Jugendliche Gruppen kommen wohl mit der Straßenbahn
Die Jugendlichen würden mit der Straßenbahn herkommen, meint die Mitarbeiterin des Lotto-Ladens außerdem. „Die Bahnen sind immer voll“, sagt sie.
Etwas Ähnliches sagt Rita Feldkamp von der Bäckerei Stöve. Ihr habe mal jemand gesagt: „Die sind nicht von hier.“ Kupferschmidt sagt dazu: „Es scheint sich bei der Zusammensetzung der Gruppierung um Kinder und Jugendliche zu handeln. Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch nicht abschließend gesagt werden, aus welchen Bereichen/Stadtteilen diese Gruppierung sich zusammensetzt.“

Auf diesem Platz an der Stadtbahnhaltestelle "Scharnhorst Zentrum" haben kürzlich einige Jugendliche Fußball gespielt und anderweitig Lärm verursacht, heißt es. © Julian Preuß
Ob es abends zu besagten Ruhestörungen und Pöbeleien kommt, könne Feldkamp jedoch nicht sagen. Sie sei früh morgens vor Ort, abends jedoch nicht. Angst hätten Feldkamp und die Mitarbeiterin des Lotto-Ladens allerdings nicht. Bedroht fühlen sie sich ebenso wenig.
Rund 200 Jugendliche randalierten an Halloween 2021
Die Sorge vor Vandalismus bleibt jedoch. Vor allem mit Blick auf Halloween. Das Grusel-Fest steht am 31. Oktober an. „Da habe ich Bauchschmerzen“, sagt Bezirksbürgermeister Gollnick.
Im vergangenen Jahr haben rund 200 Jugendliche im EKS randaliert. Zeugen beschrieben damals, wie mehrere junge Leute Pyrotechnik gezündet sowie einige Autos mit Mehl und Eiern beworfen hatten. Es sei das dritte Jahr in Folge mit Randalen gewesen.
Auch bei der Polizei sei Halloween ein Thema, wie Kupferschmidt erklärt: „Die Polizei Dortmund wird sich auch in diesem Jahr auf die ‚Besonderheiten‘, die Halloween mit sich bringt, einstellen. Das EKS befindet sich in privater Hand, deshalb ist hierfür in erster Linie der Hausrechtsinhaber zuständig. Unabhängig davon wird die Polizei Dortmund natürlich auch hier im Rahmen der Gefahrenabwehr/Strafverfolgung bei etwaigen Einsatzanlässen tätig.“
Auf „halloweentypischen Unfug“ stelle sich die Polizei ein. Die Begehung einzelner Straftaten könne nicht ausgeschlossen werden.

Im vergangenen Jahr waren Mehlspuren auch noch an Allerheiligen, also am Tag nach Halloween gut im EKS Scharnhorst zu erkennen. © Daniel Immel (A)
Damit Halloween nicht ein viertes Mal in Folge eskaliert, gebe es im EKS jetzt einen privaten Sicherheitsdienst, so Gollnick. Dieser sei vom Eigentümer, der Häusser-Bau GmbH beauftragt worden.
Häusser-Bau hat allerdings noch nicht auf die schriftliche Anfrage dieser Redaktion vom 13.10. reagiert (Stand 19.10, 14.30 Uhr). Wie sich der private Sicherheitsdienst deshalb für Halloween aufstellt und wie dieser den Ärger mit jugendlichen Gruppen beurteilt, ist daher offen.
Es bleibt daher zu hoffen, dass sich die Menschen auch nach Halloween durch das EKS schlendern können, ohne auf Spuren einer ausgearteten Halloween-Nacht zu stoßen.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.