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Guido Cantz vor Dortmund-Auftritt: „Man muss aus allem das Beste machen“
Ruhrhochdeutsch
Guido Cantz steht vor seinem ersten Auftritt vor Publikum seit dem Lockdown – im Schalthaus 101 in Dortmund. Im Interview im Vorfeld verrät er, wie er die Corona-Zeit überstanden hat.
Er ist das Gesicht von „Verstehen Sie Spaß“, moderiert ein Quiz im NDR und ist ein beliebter Showgast: Guido Cantz und das deutsche Fernsehen sind nicht zu trennen. In seinem neuen Live-Programm „Das volle Programm“ nimmt der Kölner sein Publikum nun mit auf eine Zeitreise durch seine persönlichen Fernseh-Momente.
Am 3. und 4. September tritt er bei Ruhrhochdeutsch um 20 Uhr im Schalthaus 101, Hochofenstraße/ Phoenix Platz 6 auf.
Im Gespräch mit der Redaktion verrät Cantz vor seinem Auftritt in Dortmund, woher seine Faszination fürs Fernsehen kommt, und wie er und seine Familie mit dem Lockdown umgegangen sind.
? In ihrem Live-Programm geht es um Ihre Leidenschaft fürs Fernsehen. Woher kommt diese?
Als Kind habe ich Otto Waalkes, Rudi Carrell im Fernsehen und Leute auf der Bühne stehen sehen und mir gedacht: „Das will ich auch machen.“ Im Endeffekt hat also mit dem Fernsehen mein Berufswunsch angefangen. Daher war es jetzt mal an der Zeit ein Comedy-Programm darüber zu schreiben.
Schauen Sie als TV-Junkie auch ihre eigenen Auftritte?
Ehrlicherweise gibt es Sachen, die ich mir lieber anschaue als mich selbst. Aber zu Kontrollzwecken und um sich selbst zu verbessern, ist das immer gut. Lieber schaue ich mir aber Kollegen an, ich bin ein großer Fan von Humor.
Das können neue Comedians sein, aber auch Klassiker wie Atze Schröder oder Otto, mein großes Idol. Ich bin jetzt nicht so der Serienfreak, habe mich aber durch meine Frau anschubsen lassen. Jetzt haben wir gerade „Sløborn“ in der ZDF-Mediathek geschaut und ich merke, dass mir das ganz gut gefällt.
Sie haben einen zehnjährigen Sohn und eine Ehefrau. Schauen Sie auch als Familie fernsehen?
Auf jeden Fall. Ich bin ganz stolz, dass mein Sohn und seine Klassenkameraden geschrieben haben, ihre Lieblings-Sendung im deutschen Fernsehen ist „Verstehen Sie Spaß?“. Das war unser Ziel, auch junge Menschen für die Show zu gewinnen. Das freut mich wirklich sehr.
Die Sendung schauen wir mit der Familie auch gerne zusammen. Man kann sie gut mit Kindern schauen, ohne ihnen zwischendurch die Augen zu halten zu müssen.
Sind Sie ein klassischer Fernsehgucker oder auch mittlerweile auf den diversen Streaming-Plattformen unterwegs?
Da befinde ich mich gerade in einer Metamorphose. Ich schaue jetzt öfter On-Demand, in Mediatheken, auf Plattformen. Das habe ich früher nicht gemacht. Da war es jedes Mal ärgerlich, wenn man um 20.15 Uhr nicht den Tatort schaute. Jetzt weiß ich, das geht auch noch um halb neun. Wahrscheinlich hat diese Veränderung doch auch mit Corona zu tun.
Ganz normal eigentlich. Natürlich gab es während des Homeschoolings ein paar Diskussionen, aber das haben wir zu dritt ganz gut hinbekommen. Wir haben viel Zeit gemeinsam verbracht, was echt schön für mich war. Deshalb habe ich mir auch vorgenommen, meinen Terminkalender ein bisschen mehr nach der Familie auszurichten.
Ich war in den letzten drei Jahren echt viel unterwegs. Es ist schön, wenn man ein bisschen seine Freunde sieht oder mit ihnen öfter telefoniert, wie am Anfang der Corona-Zeit. Das möchte ich auch in die Nach-Corona-Zeit hinüber retten.
Apropos Nach-Corona-Zeit: Die Karnevalssaison 2020/21 steht auch auf der Kippe. Wie stehen Sie als Kölner Urgestein dazu?
Das ist echt kompliziert. Ich glaube nicht, dass der Karneval so wie wir das in Köln kennen, und ich auch seit fast 30 Jahren mache, ablaufen wird. Wenn davon eine Gefährdung ausgehen sollte, dann sollte man nicht feiern, das ist für mich ganz klar. Da muss Sicherheit auf jeden Fall Vorrang haben.
Ich ziehe den Hut vor München, wo entschieden wurde, das Oktoberfest komplett abzusagen – mit dem riesigen wirtschaftlichen Schaden, der da dran hängt. Ich glaube wir werden eine leise Session erleben, vielleicht kleine Veranstaltungen mit 100 Leuten und Abstand. Aber die gewohnte Art und Weise des Kölner Karnevals kann ich mir derzeit nicht vorstellen.
Wie haben sie die Corona-Zeit beruflich erlebt. Gerade für Kulturschaffende war es ja hart.
Und ist es immer noch. Für alle die mit Humor zu tun haben, ist es eine sehr schwere Zeit. Gottseidank gibt es jetzt wieder Publikum, wenn auch in kleineren Dosierungen. Ich habe „Verstehen Sie Spaß?“ ohne Publikum moderiert. Das war sehr ungewohnt, hatte aber auch seinen Reiz. Man muss aus allem das Beste machen, deshalb bin ich auch sehr optimistisch, dass es jetzt wieder losgehen kann.
Dennoch wird Ihr Live-Programm ganz anders aussehen als bisher…
Mein ursprüngliches Programm musste ich komplett über den Haufen werfen. So viele aktuelle Sachen sind dazu gekommen, andere wieder rausgeflogen; es gibt so viele Nachrichten, die man jeden Tag verarbeiten will zurzeit. Ich bin gespannt, wie die Stimmung der Leute sein wird nach all der Zeit. Außerdem wird es bei meinen Auftritten in Dortmund keine Pause geben, das wird ganz schön ungewohnt für mich sein.
Hört sich auch körperlich anstrengend an – gerade jetzt, wo ihre zweite große Leidenschaft, der Fußball wegfällt. Haben Sie sich denn anderweitig fit gehalten?
Ich bin dem Radfahren ein bisschen verfallen und fahre an manchen Tagen sogar 80 Kilometer. Das lässt sich auch sehr gut morgens machen, dazu braucht man auch keine Kollegen und keinen Ball. Das Radfahren ist jetzt zu meinem Ersatz geworden.
Außerdem habe ich das Wandern für mich entdeckt. Ich dachte immer, damit könnte ich noch mit 60 anfangen, bin aber im Urlaub mit Einheimischen in Österreich und meiner Familie unterwegs gewesen und habe gemerkt, dass das zwar anstrengend ist, aber richtig Spaß macht. Wenn man einen Gipfel erreicht, ist das für die Psyche was ganz Tolles.
Wann wird man Sie denn wieder mit „Verstehen Sie Spaß“ im Fernsehen sehen?
Die nächste Live-Sendung kommt am 31. Oktober aus München. Ob es mit Publikum stattfindet, kann man jetzt noch nicht sagen. Ich würde mich wahnsinnig darüber freuen.
Guido Cantz in Dortmund
Guido Cantz tritt am 3. und 4. September um 20 Uhr im Schalthaus 101, Hochofenstraße/ Phoenix Platz 6 auf. Karten kosten im Vorverkauf 29 Euro etwa unter ticketservice.deGeboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
