Anwohner-Sorgen um 100 Jahre alte Bäume im Kreuzviertel Fallen sie Fernwärme-Ausbau zum Opfer?

Große Sorgen um alte Bäume im Kreuzviertel
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Stattliche Bäume prägen die westliche Kreuzstraße, machen sie zu einer grünen Allee. Anwohnerinnen und Anwohner sehen zumindest einige der teilweise über 100 Jahre alten Linden und Platanen in akuter Gefahr - durch den Bau von Fernwärmeleitungen durch DEW21. „Wir fragen uns, ob es überhaupt möglich ist, diese Leitungen zu verlegen, ohne die Bäume nachhaltig zu schädigen“, erklären Jutta Falk von der Anwohner-Initiative Kreuzstraße und Olaf Greve für die Naturfreunde Kreuzviertel.

„Wir als Anlieger konnten bei Erdarbeiten entlang der Kreuzstraße immer wieder feststellen, wie weit die Wurzeln in die Bürgersteige und in unsere Grundstücke ragen und wir gehen davon aus, dass es im Bereich der Straße ebenso ist“, heißt es in einem Schreiben an das städtische Umweltamt. „Wie stellen Sie sicher, dass die Linden, Platanen und andere Bäume keinen Schaden nehmen?“

Aushub „mit gebotener Vorsicht“

Eine Antwort haben Jutta Falk und Olaf Greve bislang nicht bekommen. Auf Nachfrage unserer Redaktion verweist die Stadt an den Bauherrn DEW21. Und dort zeigt man sich zumindest sensibel für das Thema. Man arbeite beim Ausheben der Leitungsgräben immer mit gebotener Vorsicht, betont DEW-Sprecher Ole Lünnemann. „Der Aushub erfolgt nur lagenweise, sodass Hindernisse wie Fremdleitungen oder auch Wurzeln direkt erkannt werden.“

Im Zweifel nehme man Kontakt mit dem städtischen Grünflächenamt auf. „Sollten größere Wurzeln gefunden werden, werden diese entsprechend von den Experten geschützt, gepflegt und über die Dauer der Bauzeit behandelt“, versichert Lünnemann.

Mehr als zwei Meter breit sind die Gräben, die sich für den Bau der Fernwärmeleitung aktuell durch Teile des Kreuzviertels ziehen, wie hier nahe der Metzerstraße.
Mehr als zwei Meter breit sind die Gräben, die sich für den Bau der Fernwärmeleitung aktuell durch Teile des Kreuzviertels ziehen, wie hier nahe der Metzerstraße. © Oliver Volmerich

Im Falle der Kreuzstraße mit hoher Verkehrsbelastung und viel Schwerlastverkehr gehe man davon aus, dass es nur wenig Wurzeln im Straßenbereich gibt. Die Bäume suchten sich eher Bereiche, die nicht befestigt seien, wie Vorgärten. Lünnemann verweist dabei auf Erfahrungen mit den Bauarbeiten an anderer Stelle. „Wir haben bisher an vielen Alleen entlang gebaut wie an der Burgholzstraße mit sehr alten Platanen, wo wir in direkter Nähe zum Baum keine Wurzeln angetroffen haben“, erklärt der DEW-Sprecher.

Bedenken gegen Schulneubau

Doch die Anwohnerinnen und Anwohner der Kreuzstraße sorgen sich nicht allein um die Alleebäume an der Kreuzstraße. Im Blick haben sie auch zwei Reihen mit stattlichen Platanen auf dem Schulhof der Kreuzschule.

Auf einem Teil des Schulhofs soll ein Neubau für die Kreuz-Grundschule bestehen, obwohl der Altbau erhalten bleibt. Das hat der Rat der Stadt im Mai nach langer Diskussion beschlossen. Klar ist, dass dafür ein Teil des Baumbestandes auf dem Schulhof geopfert werden muss. Der Verlust sei hinnehmbar, heißt es dazu in der Vorlage für die Politik zu den Schul-Neubauplänen.

Jutta Falk und Olaf Greve sehen durch den geplanten Schulneubau auf dem Schulhof der Kreuz-Schule die alten Platanen gefährdet.
Jutta Falk und Olaf Greve sehen durch den geplanten Schulneubau auf dem Schulhof der Kreuz-Schule die alten Platanen gefährdet. © Oliver Volmerich

Jutta Falk und Olaf Greve können sich dieser Einschätzung nur zum Teil anschließen. Ihre Sorge gilt vor allem den alten Platanen, die den Schulhof einrahmen. Sie sollen nach den bisherigen Bauskizzen für den Schulneubau zwar erhalten bleiben. Jutta Falk und Olaf Greve zweifeln aber daran, ob das haltbar ist.

Auch dabei spielt die Fernwärmeleitung eine Rolle, die DEW21 quer über den Schulhof in Richtung Kreuzstraße bauen will. Bei der bisherigen Trassenführung war der Schulneubau noch nicht berücksichtigt. Damit die Leitung nicht überbaut wird, müsste sie nun aber weiter gen Osten verschoben werden - in Richtung der Platanen und ihrer Wurzeln. „Also sind auch diese Bäume gefährdet beziehungsweise ist es fraglich, ob sie diesen Eingriff überstehen“, erklärt Jutta Falk.

Olaf Greve fürchtet, dass die Verlegung der Fernwärmeleitung den alten Platanen auf dem Schulhof der Kreuz-Grundschule zu nahe kommt.
Olaf Greve fürchtet, dass die Verlegung der Fernwärmeleitung den alten Platanen auf dem Schulhof der Kreuz-Grundschule zu nahe kommt. © Oliver Volmerich

Ähnliche Sorgen machen sich Jutta Falk und Olaf Greve um die Platanenreihe an der Westseite des Schulhofs. „Der geplante Schulneubau ragt weit in den Kronen- und in den Wurzelbereich der Bäume hinein. Hier müssen vermutlich auch diverse große Äste und Wurzeln gekappt werden“, stellen sie fest. „Zusätzlich müssen die für den Neubau erforderliche Feuerwehrumfahrt berücksichtigt werden und auch die Bauarbeiten können zu weiteren Schäden an den Platanen führen.“

Warten auf Bebauungsplan

Eine Antwort auf diese Fragen muss der Entwurf für den nötigen Bebauungsplan für das Schulareal liefern, auf den Jutta Falk und Olaf Greve nun gespannt warten. Der soll parallel zu den weiteren Bauplanungen für die Schule vorangetrieben werden, hatte die Verwaltung zuletzt angekündigt. 2026 soll er beschlossen sein und der Schulneubau in Angriff genommen werden.

Olaf Greve, selbst pensionierter Stadtplaner, hat Zweifel, ob dieser Zeitplan angesichts der Detailprobleme haltbar ist. Schon bei einem Treffen der Anwohnerinitiative Mitte Mai hatte er angekündigt, dass man die Bedenken im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens einbringen will - und am Ende auch eine Klage nicht ausgeschlossen.

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