Einen Etappensieg haben sie bereits erreicht: Der Abriss des bestehenden, mehr als 100 Jahre alten Schulgebäudes an der Kreuzstraße, war zwar beschlossen, ist inzwischen aber vom Tisch. Das Gebäude wird nun unter Denkmalschutz gestellt und bleibt insofern erhalten. Doch die Anwohnerinitiative um Olf Greve und Jutta Falk möchte mehr: Sie setzen sich vehement für eine Modernisierung des Alt-Gebäudes ein, in das die Schüler nach Abschluss der Arbeiten wieder zurückkehren können.

Einen Modul-Neubau der Kreuzgrundschule im hinteren Bereich des Schulhofs, so wie es die Stadt nun plant und eine Ratsmehrheit am Donnerstag (16.5) nach aktuellem Stand beschließen will, lehnen sie vehement ab. „Weil es keinen erkennbaren Grund dafür gibt“, sagen Greve, Vorsitzender der Naturfreunde Kreuzviertel, und seine Mitstreiter.
Einer der Konfliktpunkte: Die Stadt will die Kreuz-Grundschule, die derzeit dreizügig ist, auf vier Klassenzüge aufstocken. Nach verschiedenen Prüfungen und Berechnungen ist die Verwaltung zum Ergebnis gekommen: ‚Im Alt-Gebäude ist das nicht möglich.‘ Es biete zu wenig Platz für weitere Klassenräume, die nach den Schulbaurichtlinien 70 qm groß sein müssten. Also soll im rückwärtigen Bereich des Schulhofs ein Modul-Neubau her, der die Vorgaben der Schulbaurichtlinien erfüllt.
„Mitreden darf ich nicht?“
Die Anwohner winken rundweg ab. Sie berufen sich vielmehr auf eine „Machbarkeitsstudie“ des Architektenbundes (BDA Dortmund, Unna, Hamm). „Der BDA zeigt eindeutig auf, dass eine Vierzügigkeit sehr wohl möglich ist“, argumentiert Greve von der Anwohner-Initiative. „Der Platz ist vorhanden“, sagt Greve, der die diversen Planungen der Stadt über Jahre verfolgt hat. Das Konzept des BDA, das auch den Ratsfraktionen zugesandt worden ist, sei „fundiert“.
Mehr noch: Knapp die Hälfte, vielleicht ein Drittel der Kreuz-Grundschule werde von Schülern der benachbarten Johannes-Wulff-Schule genutzt – die nach Fertigstellung ihres Anbaus aber wieder zurückzögen. Sollte das Platzangebot für künftig vier Klassenzüge im Altbau der Kreuz-Grundschule noch immer nicht reichen, könne die Schule um eine Dachgeschoss erweitert werden. „Das ist immer noch billiger als eine Modernisierung plus Neubau auf dem Schulhof“, pflichtet Mitstreiter Helmut Blanke bei. „Modernisiert werden muss das Alt-Gebäude auf jeden Fall – auch, wenn es einen Neubau geben sollte“, sagt Blanke. Die emotionale Verbundenheit der Anwohner mit der alten Kreuz-Grundschule sei „sehr hoch“.
Und sie führen weitere Argumente ins Feld: Der Schulhof werde im Falle eines Neubaus deutlich kleiner – aber von den Kindern der Kreuz- und der Johannes-Wulff-Schule gemeinsam genutzt. Wie solle das funktionieren?, fragen sich die Anwohner. Ärger fürchtet auch Immobilienbesitzer Hans-Peter Zehnter: Sein Haus liegt hinter dem Schulhof, an der Blankensteiner Straße 14. Er fürchtet, künftig nicht ins Grüne, sondern auf die Wände eines Neubaus zu gucken, der seine (und weitere Immobilien) im wahrsten Sinn des Wortes in den Schatten stelle. „Mitreden darf ich aber nicht?“, schimpft Zehnter. Eine Bürgerbeteiligung sei nicht geplant, will er von der Verwaltung gehört haben.
Flüchtlinge in den Altbau?
Vor allem aber: Was soll im Falle eines Neubaus mit dem alten Schulgebäude geschehen? Einen konkreten Plan gibt es aktuell nicht. Zumindest aber liegt dem Rat ein Antrag von Linke+ vor, der vier Varianten zur Prüfung vorschlägt: Könnte dort eine Kita hinein? Oder könnte das Gebäude als Schule für andere Jahrgänge genutzt werden? Soll es zu einem Standort für Geflüchtete werden? Oder sollen dort Ämter der Stadtverwaltung einziehen?

Die Anwohner halten wenig von den Vorschlägen. Ja sicher, so Greve, im Prinzip sei eine Kita machbar. Nur sei das Gebäude für eine Kita insgesamt zu groß. Ihm sei völlig unklar, was. „Je nach Nutzung könnten sogar Stellplatznachweise anfallen“, gibt Greve zu bedenken. „Wo sollen die hin?“ Am Ende, so fürchten Greve und Anwohner Stefan Poser, bleibe es bei einer leerstehenden Immobilie, die zunehmend verfalle. „Zumindest fürchten wir das“, sagt Poser.
„Weckruf“ an die Ratsvertreter
Sie zeigen sich entschlossen, weiter zu kämpfen für den Erhalt des Gebäudes als Kreuz-Grundschule. Ihre Argumente haben sie in einem einseitigen „Weckruf“ den Ratsvertretern zukommen lasen. Greve hofft, der Rat möge nochmal „ein Moratorium“ beschließen, in sich gehen und die „Machbarkeitsstudie“ des BDA in der Verwaltung prüfen lassen. Sollte sich der Rat stattdessen für den den Bebauungsplan (InWest 240) beschließen und damit quasi den Neubau der Schule, werde man im Rahmen des Bebauungsplan-Verfahrens tätig werden, kündigte Greve an. Und: „Wir schließen auch eine Klage nicht aus.“
Eine Mehrheit aus SPD und CDU indes ist das schier endlose Hin und Her um die Kreuz-Grundschule leid: Sie wollen nach aktuellem Stand der Dinge den gordischen Knoten endlich durchschlagen und den Neubau jetzt beschließen. 2028 soll er fertig sein. Die Grünen wollen dagegen stimmen. Andreas Große-Holz, Chef der städtischen Immobilienwirtschaft, vertritt die andere Seite. Er hatte zuletzt gewarnt: Komme der Neubau nicht, so Grosse-Holz, würde nicht nur das gesamte Verfahren um Jahre verzögert. Zudem sei zu bedenken, „dass Kinder ihre Schuljahre dann in Containern verbringen müssten.“