Große Pläne für Riesen-Areal in Dortmund Spielplatz, Club, Kino? „Man kann daraus etwas machen“

Große Pläne für Galopprennbahn-Gelände: „Man kann daraus etwas machen“
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Oliver Sauer ist zurück. An dem Ort, „an dem ich quasi geboren und aufgewachsen bin“, wie der 43-Jährige sagt. Sein Vater Norbert war hier viele Jahre Galopptrainer. Sauer selbst entdeckte hier ebenfalls seine Leidenschaft für den Pferdesport.

Er wurde Jockey, dreifacher deutscher Amateurmeister. Später arbeitete er für Wettanbieter in Malta und Deutschland. Seit dem Sommer 2023 ist er zurück in Dortmund. Als Geschäftsführer, der viele Ideen im Kopf hat.

Riesige Tribünen

Das Gelände der Galopprennbahn in Wambel ist riesig: Es gibt nicht nur die Sand- und die Turf-Bahn (Rasen) für die Renntage, dazu in der Mitte und am Rand den 9-Loch-Platz der Golf Range. Mit einem beeindruckenden Schlüsselbund in der Hand geht Oliver Sauer von Gebäude zu Gebäude.

Hier die rund 1000 Quadratmeter große Tribüne, zu drei Seiten in Glas eingefasst. Daneben die andere, ebenso groß. Darunter wiederum die nur wenig kleinere „Wetthalle“, die längst eine andere Funktion hat. Die Zeit, als Besuchermassen mit Bargeld an die Wettkassen strömten, ist lange vorbei. Mittlerweile ist dies ein stilvoller Ort für Firmenfeiern und andere Feste.

Früher: Rohrpost für Wettgeld

110 Jahre alt ist die Dortmunder Rennbahn. Das sieht man den oft denkmalgeschützten Bauten an - von der Substanz her, aber auch vom Stil. Sauer kennt die Geschichte dieses Ortes. Und die Geschichten.

Hier: das Oktogon, ein zweistöckiger Turm, acht Außenwände mit Fenstern, an denen früher gewettet werden konnte - ebenso wie überall dahinten am Gebäude. „Da drüben war eine Rohrpost, die erste in Dortmund. Durch die wurde das Bargeld zur Hauptkasse transportiert.“

Juwel über der Gaststätte

Was aus diesem einst so schmucken Bau werden könnte, weiß Sauer noch nicht. Aber ein paar Meter entfernt hat er etwas gefunden, das ein verstecktes Juwel sein könnte.

Der neue Geschäftsführer schließt die Tür auf zu den Räumen oberhalb der Gaststätte „Zum Hufeisen“. „Hier habe ich als Erstes gedacht: Man kann etwas daraus machen.“

Auch diese Tribüne mit den verglasten Seiten steht unter Denkmalschutz.
Auch diese Tribüne mit den verglasten Seiten steht unter Denkmalschutz. © Althoff

Im Stil der 70er-Jahre

Stühle, Bänke und Tische im Stil der 70er-Jahre (oder sogar der 60er?), eine dunkelhölzerne Theke im hinteren Bereich. Retro und reizvoll, findet Sauer. Das könne zum Club mit DJ und Tanzfläche werden, selbst wenn der nur alle zwei oder vier Wochen öffne. „Der Raum hat eine Tradition, eine Geschichte - warum sollten wir ihn nicht wieder schön machen?“

Erste lockere Gespräche führe er dazu, erklärt Sauer. Zunächst bitte er aber darum, den Raum nicht zu fotografieren. Zumal er sich ja mit Kooperationspartnern ebenso abstimmen müsse wie mit dem eigenen Vorstand. Und auch mit den Anwohnern wolle er ins Gespräch kommen.

Nicht ohne die Nachbarn

Das Galopprennbahn-Gelände liegt mitten in einem Wohngebiet, unterstreicht Sauer. Er findet: „Man muss Familienfeste machen, einfach mal ein Nachbarschaftsfest.“ Nur so könne man die Ängste vor zu viel Trubel, zu viel Lärm abbauen.

Denn Veranstaltungen sind wichtig für den Dortmunder Rennverein. Zwar gibt es auf keiner anderen Galopprennbahn in Deutschland so viele Renntage wie hier - 2023 sind es 14, die nächsten Rennen stehen am 17.9. (Sonntag) an beim 139. Deutschen St. Leger. Doch die Kosten deckt man damit nicht ab.

Draußen Kino, drinnen Spielplatz?

Der donnerstägliche Flohmarkt ist ein großer Publikumsmagnet. Die Kooperation mit der Golf Range verlaufe so problemlos, dass er sie jetzt fast in der Aufzählung vergessen hätte, erklärt Oliver Sauer schmunzelnd. Dennoch habe er auch viele neue Ideen.

Würde sich ein Open-air-Kino realisieren lassen, vielleicht vor der dritten Tribüne, der offenen? Wie ließen sich die Bauten so umgestalten, dass ein Angebot für Kinder Platz fände, vielleicht ja ein Indoor-Spielplatz? Lasse sich das überhaupt in Einklang bringen mit Denkmalschutz und der anderen Nutzung?

Backsteine und Beton mit Charme

„Wir müssen step-by-step gehen“, unterstreicht Sauer. Wenn hinter dem Putz beispielsweise Backsteine und Beton seien - warum das dann nicht freilegen und wirken lassen? „Das hat dann ja einen ganz anderen Charme.“

Und: Familienfreundlichkeit sei wichtig, verdeutlicht der zweifache Vater. „Die Zielsetzung muss sein: zu gucken, wie man das Gelände so nutzen kann, dass man viele Menschen aus Dortmund integrieren kann.“

Eindrücke vom Holi-Festival an der Galopprennbahn Wambel im Juli 2022
Im Juli 2022 hat an der Galopprennbahn Wambel das sogenannte Holi-Festival stattgefunden. © Joscha F. Westerk

Neuer Spielplatz entsteht

Ein Spielplatz solle auf jeden Fall entstehen auf dem Gelände. Die Anbindung der Gaststätte „Zum Hufeisen“ an Fahrrad-Routen wäre wichtig, findet Sauer. Ganz konkret sind indes die Planungen zum nächsten Renntag am 17.9.

„Wir werden natürlich ein Kinderprogramm haben, auch Ponyreiten.“ Und da das erste Rennen bereits um 10.50 Uhr starte, auch „die längste Kuchentheke Dortmunds“.

Rekord am Sparkassen-Renntag

„Wenn das Angebot stimmt, haben die Leute Bock drauf!“, findet Sauer. „Der Zuspruch ist konstant, wenn nicht sogar wachsend.“ Bestes Beispiel sei der Sparkassen-Renntag an Christi Himmelfahrt 2023 gewesen: Sauer spricht von 15.000 Besuchern. Aber da habe auch alles gepasst.

Viele Spielgeräte für die Kinder, viel Werbung im Vorfeld, dazu bestes Wetter - so sei das Rezept gewesen. Aber dieser Besucherrekord zeige, dass die Galopprennbahn auch im Jahr 2023 noch attraktiv sei.

Ebenso wichtig sei aber die Zeit außerhalb der Renntage: „Wenn man schon drei Mal auf dem Gelände war, dann geht man danach eventuell auch zu den Rennen. Aber wenn die Türen generell verschlossen sind und keiner kommt, dann eben nicht.“

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