Breitbandausbau

Glasfaser-Ausbau in Dortmund: Kommen sich Dokom21 und Telekom in die Quere?

Dokom-Schilder an Laternenmasten werben für den Glasfaseranschluss, Telekom-Mitarbeiter sind in gleicher Mission unterwegs. Der Glasfaser-Ausbau in Dortmund nimmt Fahrt auf – auch in Randgebieten.

Dortmund

, 04.07.2022 / Lesedauer: 4 min

Homeoffice-Anbindung, Smart-Home, Streaming-Dienste, Online-Gaming und Telemedizin – mit Glasfaseranschluss als schnelle Internetanbindung alles kein Problem. Doch Dortmund hat beim Breitbandausbau noch viele Versorgungslücken. Noch.

Denn mit der Stadttochter Dokom21 und der Deutschen Telekom treiben gleich zwei Telekommunikationsunternehmen den Glasfaser-Ausbau in Dortmund voran, Dokom21 zurzeit mit Baumaßnahmen unter anderem in Brackel, Wambel, Eving, Innenstadt-Nord und der nördlichen Gartenstadt, die Telekom in der westlichen und der östlichen Innenstadt.

In den nächsten vier Jahren will Dokom21 im gesamten Stadtgebiet 100 Millionen Euro – zu 90 Prozent Fördergelder – in das Dortmunder Glasfasernetz investiert haben, um vorhandene Versorgungslücken zu schließen. Das bedeutet 430 Kilometer Tiefbau.

Kostenloser oder kostengünstiger Anschluss

Die Telekom hat angekündigt, in der Innenstadt bis Ende 2022 auf eigene Kosten rund 150 Kilometer Glasfaserkabel zu verlegen und über 48 Verteiler bis zu 13.000 Haushalte ans Glasfaser-Netz anzuschließen. Geschwindigkeiten bis zu 1 Gigabyte pro Sekunde seien dann möglich.

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Beide Anbieter werben aktuell mit kostenlosen, beziehungsweise kostengünstigen Anschlüssen ans Netz. Kommen sich da Dokom21 und die Telekom nicht ins Gehege – beim physischen Ausbau und auch mit Blick auf eine mögliche Wettbewerbsverzerrung, weil Dokom21 mit Fördermitteln arbeitet?

Nein, sagt Dokom-Marketingleiter Markus Isenburg auf Anfrage. Die Fördermittel habe die Stadt für die nicht wirtschaftlich erschließbaren 3200 Adressen mit einer Bandbreite kleiner 30 Mbit/s (mittels TÜV-Erkundung) beim Bund und Land eingefordert.

Es gab eine Ausschreibung

„Aufgrund dessen gab es eine Ausschreibung, in der die zu erschließenden Adressen enthalten waren“, so Isenburg. Sie seien damit allen Marktteilnehmern, auch der Telekom, bekannt gewesen.

Ein sogenannter Überbau sollte nicht erfolgen, sagt der Dokom-Marketingchef: „Zum Teil werden durch die Förderung, mittels Deckung der Wirtschaftlichkeitslücke, Immobilien und Gebiete erschließbar, die relativ weit weg von bestehender Glasfaser-Infrastruktur bestehen und somit enorme Baukosten beinhalten.“ Das gilt zum Beispiel für die wenigen Häuser an der Wannestraße in Buchholz.

Das bestätigt auch Telekom-Pressesprecher Maik Exner. Die Telekom stimme die wirtschaftlichen Ausbaugebiete mit dem Gigabitkoordinator ab. Exner: „Ein Überbau von durch Dokom im Förderverfahren zu bauende Adressen ist aus unserer Kenntnis nicht gegeben.“

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Dokom21 gehe im Zuge der Förderung noch einen großen Schritt weiter. Isenburg: „Wir erschließen nicht nur die geförderten 3.200 Adressen, wir bieten Eigentümern von weiteren circa 20.000 Immobilien einen kostengünstigen Anschluss an.“ Diese Angebote erstreckten sich entlang der Tiefbaumaßnahmen, aktuell immer einsehbar auf www.dokom21.de/glas.

Zweites Aufmachen der Straße ist zu vermeiden

Sollte ein Marktteilnehmer wie die Telekom an den von Dokom21 erschlossenen Adressen einen Kunden mit Produkten bedienen wollen, könne er dies über eine Zusammenschaltung mit Dokom realisieren, dem sogenannten Open Access. Das sei auch eine Vorgabe in der Förderung, so Isenburg. Das handhabt die Telekom laut Sprecher Exner ebenso.

Außerdem gebe es für Marktteilnehmer und damit auch für die Telekom die Möglichkeit, bei Baumaßnahmen eine Mitverlegung einzufordern, die ebenso regulatorisch vorgegeben sei, sagt Isenburg: „Hier kann ein ,zweites Aufmachen‘ der Straße vermieden werden.“ Wo die Telekom genau ausbaue, sei Dokom21 zwar nicht bekannt, doch Baumaßnahmen würden generell in Abstimmungs-Runden abgesprochen.

Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen spreche man die geplanten Baumaßnahmen nicht direkt mit den Wettbewerbern, sondern mit der Stadt ab, sagt auch der Telekomsprecher.

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Dokom geht auf Gebäude-Eigentümer zu

Dokom gehe innerhalb der vier Ausbau-Jahre nach und nach in den einzelnen Gebieten auf die dortigen Eigentümer aktiv zu. Gleichzeitig erhalte das Unternehmen jeden Tag mehrere Anfragen zum Ausbau. „Wir können nur jedem Interessierten empfehlen, auf unserer Webseite zu prüfen, ob seine Adresse gefördert wird oder ein günstiges Angebot erhalten kann“, rät Isenburg. Die Nachfrage nach Glasfaser-Anschlüssen sei dort am größten, wo die Bandbreiten am geringsten seien.

Werde eine Adresse nicht gefördert, könne sich der Eigentümer in ein Interessentenformular eintragen. Dokom sammle alle Anfragen und prüfe regelmäßig, ob es in einzelnen Gebieten eine Ansammlung gibt, sodass sich ein wirtschaftlicher Ausbau für beide Seiten lohne. Isenburg: „Bei der Sammlung gibt es allerdings keine schnelle Lösung, da sich erfahrungsgemäß eine hohe Dichte an Interessenten in einem Gebiet ergeben muss, um einen wirtschaftlichen Ausbau zu bewerkstelligen.“

Die Telekom baut aktuell das Glaserfasernetz in den Gebieten Dorstfelder Brücke, am Westpark, Cityring West, Tremonia, Südwestfriedhof, Kreuzviertel, Ruhrallee,

Kaiserbrunnen und Funkenburg aus. Damit der Ausbau nicht am Haus oder der Wohnung vorbeizieht, müssen die Anwohner rechtzeitig tätig werden.

Telekom hat Eigentümer und Hausverwalter angeschrieben

Die Telekom hat alle Eigentümer, Hausverwalter und Wohnungswirtschaften in ihren Ausbaugebieten angeschrieben und im Detail über notwendige Maßnahmen informiert; denn der Glasfaseranschluss endet nicht mehr im Verteilerkasten, sondern wird bis ins Gebäude gezogen.

Wer sich in den Ausbaugebieten noch bis zum 31.12.2022 meldet (www.telekom.de/glasfaser), bekommt den Glasfaseranschluss kostenlos von der Telekom. Die Immobilie kann später immer noch angeschlossen werden, diesen Anschluss muss man dann aber aus eigener Tasche zahlen.

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