Seit der Nacht auf Freitag (12.1.) sorgte Glatteis in Dortmund vermehrt für Unfälle. Das bestätigen die Dortmunder Polizei und Feuerwehr einstimmig. Dabei gab es vereinzelt auch schwerere Fälle.
Wie den eines Radfahrers, der nach einem Sturz in den Morgenstunden gestorben ist. Der Dortmunder war gegen 6.35 Uhr auf der Speicherstraße im Hafen unterwegs, stürzte auf Höhe des Raiffeisen-Marktes und prallte mit dem Kopf auf den Bordstein. Durch einen Zeugenhinweis waren die Rettungskräfte auf den Sturz aufmerksam geworden. Die Einsatzkräfte versuchten insgesamt über eine Stunde lang, den Mann wiederzubeleben. Er wurde auch in ein Krankenhaus gebracht – doch überlebte er den Unfall schlussendlich nicht. Der Mann war 55 Jahre alt.
Ein weiterer Glätte-Unfall ereignete sich etwa auf der B236 in Richtung Schwerte. Hier war schon in der Nacht ein Auto in die Mittelplanke geschleudert worden - so passiert gegen 1.15 Uhr, etwa 500 Meter vor der Abfahrt Hörde. „Das hat heute Nacht also schon angezogen“, sagte Polizeisprecher Peter Bandermann in einer ersten Reaktion am Morgen gegen 8.20 Uhr. Glück im Unglück: In diesem Fall blieb es bei einem Sachschaden.
Polizei nennt Unfallzahlen - Meldungen im Minutentakt
Allein im Zeitraum zwischen 20 Uhr am Donnerstag bis 10 Uhr am Freitag habe es laut Polizei über 160 Verkehrsunfälle gegeben - „ein Großteil davon dürfte auf Glätte zurückzuführen sein“, sagt Polizeisprecher Bandermann.
Als Vergleich: Vor genau einer Woche habe die Polizei im gleichen Zeitraum lediglich 24 Unfälle registriert. Der Polizeisprecher betonte auch gegen 10.50 Uhr noch, dass es Unfallmeldungen im Minutentakt gebe. „Zum Glück“ handelte es sich hauptsächlich um Sachschäden - abgesehen von Ausnahmen. Ab dem Mittag sei das Geschehen dann aber deutlich abgeflacht, hieß es am Abend aus der Polizei-Pressestelle.
Mehr Personal im Rettungsdienst eingesetzt
An vielen Stellen habe es Unfälle gegeben, auch viele leichte, wie es auch von der Feuerwehr am Morgen hieß. „Stürze von Fußgängern, Stürze von Radfahrern, Auffahrunfälle...“, zählte Feuerwehrsprecher Matthias Kleinhans im Gespräch mit dieser Redaktion auf. Zwischen 5 und bis 8 Uhr habe es 25 Einsätze, vor allem im Rettungsdienst, gegeben. „Für die Morgenstunden ist das sehr viel“, sagte der Sprecher. Intern habe man sogar Personal umgeschichtet, um den Rettungsdienst zu verstärken.
Aufgrund der besonderen Lage seien fünf Rettungswagen mehr auf der Straße unterwegs gewesen als üblich. Außerdem hätten sich Kollegen gemeldet, die eigentlich nicht im Dienst sind und auch die Hilfsorganisationen der Stadt würden zusätzlich unterstützen, sagte er dann etwas später.
„Wir sind immer noch gut beschäftigt“, sagte der Feuerwehrsprecher auch noch gegen 10 Uhr. Von 5 Uhr an bis zu diesem Zeitpunkt sei man rund 50 Rettungsdienst-Einsätze wegen der Glätte gefahren. Zahlreiche verletzte Personen seien in umliegende Krankenhäuser gebracht worden. Bis zum Mittag zählte der Rettungsdienst dann über 85 Glatteis-Einsätze im Stadtgebiet - am Nachmittag und Abend kamen glücklicherweise keine weiteren hinzu.
Aus der Notaufnahme des Klinikums Nord, der Unfallklinik des Klinikums Dortmund, gab es auf Anfrage eine knappe Reaktion. Die Mitarbeiterin am Telefon sagte nur: „Es ist die Hölle. Wir wissen nicht, wie wir vorankommen sollen.“ Dann musste sie schnell wieder auflegen.
Der Deutsche Wetterdienst warnte seit Donnerstagabend vor Glätte. Diese Warnung galt für Dortmund zunächst offiziell bis 10 Uhr, wurde dann aber mit einer etwas geringeren Warnstufe bis 13 Uhr verlängert - und lief zunächst aus.
Doch dann ist die amtliche Warnung vor Glätte erneuert worden: Sie gilt seit 15.11 Uhr zunächst bis Samstag, 10 Uhr. Es bestehe Rutschgefahr, darauf sei im Straßenverkehr zu achten.
Doch vom Deutschen Wetterdienst hieß es ohnehin: Auch nach Ende offizieller Glatteis-Warnungen kann es glatt sein. Die Warnung bedeute eher, dass sich zusätzliche Glätte bilden kann, wie eine Meteorologin dieser Redaktion erklärte.

Notaufnahme: „Es ist die Hölle“
Fahrtausfälle bei DSW21 - Stadtbahnen nicht betroffen
Auch Dortmunds Bus- und Bahn-Betreiber DSW21 hatte mit den Witterungsverhältnissen zu kämpfen. Am Freitagmorgen kam es aufgrund des Blitzeises im gesamten Stadtgebiet zu einigen Fahrtausfällen, dies war aber vor allem im Osten und Nordosten - nicht wie sonst eigentlich im Süden - der Fall, erklärt DSW21-Sprecherin Britta Heydenbluth.
Im Stadtbahnbereich gab es unterdessen keine Probleme. Die Bahnen setzen zur Bremsunterstützung Sand ein, sodass glatte Schienen kein Thema sind.
Winterdienst ganze Nacht im Einsatz
Die EDG war mit ihrem Winterdienst wegen Glätte und überfrierender Nässe in der Nacht mit circa 40 Mitarbeitern, mit etwa 35 Räum- und Streufahrzeugen, in der Stadt unterwegs.
Polizeisprecher Peter Bandermann appellierte am Freitag: „Wer unterwegs ist, sollte absolut vorsichtig sein.“ Für Autofahrer heißt das: Abstand halten, langsam fahren. „Wer kann, sollte zu Hause bleiben“.
Das gelte besonders für Menschen, die nicht gut zu Fuß seien. Und ganz dringlich appelliert Bandermann auch an Autofahrer, die noch mit Sommerreifen unterwegs seien. „Die gibt es...“, sagt Bandermann, „und die bleiben bitte stehen. Das ist extrem gefährlich und kann im Falle eines Unfalls noch einmal zusätzliche Konsequenzen nach sich ziehen.“
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