Wer aktuell in Dortmund zu fünf Menschen näheren Kontakt hatte, die nicht zum häuslichen Umfeld zählen, hat ein etwa 25-prozentiges Risiko, sich dem Coronavirus auszusetzen. So einfach lässt diese Abschätzung die Website covid-o-mat.de aussehen. Aber ist das eine verlässliche Aussage über die Lage in Dortmund?
„Die Seite trifft sicher irgendeine Aussage über Dortmund. Wie verlässlich sich daraus das Ansteckungsrisiko ableiten lässt, kann ich aber schwer einschätzen“, sagt Dr. Frank Renken. Das hänge von vielen Faktoren ab, zum Beispiel der Art des Kontaktes: „Kommen die fünf Leute gleichzeitig oder nacheinander, ist das Treffen drinnen oder draußen?“ Der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamts verlässt sich lieber auf andere Zahlen.
Schnelltests und Arztpraxen
Diese werden an verschiedenen Stellen in Dortmund erhoben. So zum Beispiel der Anteil an positiven Ergebnissen unter den in Dortmund durchgeführten Schnelltests. „Bei 4000 bis 6000 Tests, die in Dortmund aktuell in der Woche gemacht werden, sind 8 bis 9 Prozent positiv“, sagt Frank Renken.
Deutlich höher liege der Anteil der positiven Ergebnisse bei den in Arztpraxen durchgeführten PCR-Tests. 35 bis 40 Prozent der Menschen, die Erkältungssymptome habe und sich testen ließen, tragen demnach das Coronavirus in sich. Allerdings melden nur zwei Praxen alle Tests (nicht nur die positiven) an das Gesundheitsamt.
Krankenhaus-Screening
Schon an der Unterschiedlichkeit dieser beiden Werte zeigt sich, wie schwierig Schlüsse auf Ansteckungsrisiken sein können. Ein Wert, der sich laut Dr. Frank Renken gut auf die Allgemeinheit übertragen lasse, seien die Ergebnisse von Eingangsuntersuchungen in den Krankenhäusern. Dort werden alle Patienten und Patientinnen auf das Coronavirus getestet.
„Menschen kommen ja aus sehr unterschiedlichen Gründen ins Krankenhaus und nicht immer nur bei akuten Verletzungen oder Notfällen, sondern zum Beispiel auch zu geplanten OPs.“ Gemein haben sie allerdings, dass sie in der Regel keine typischen Corona-Symptome zeigen. Aktuell seien von 100 getesteten Krankenhaus-Patienten und -Patientinnen dennoch etwa 5 positiv.

Diese Zahl der corona-positiven aber unsymptomatischen Krankenhaus-Patienten und -Patientinnen lasse sich gut übertragen: „Wenn Sie den Westenhellweg entlang gehen und dabei an 100 Menschen vorbei kommen, ist die Chance hoch, dass darunter auch etwa 5 corona-positive waren.“ Das heiße allerdings nicht, dass man sich bei ihnen unbedingt anstecke.
Hohe Dunkelziffer
Zählt man die in Dortmund nachgewiesenen Corona-Infektionen der letzten zehn Tage zusammen, kommt man auf etwa 6000. Diese nimmt auch der Covid-O-Mat als Teil seiner Berechnungsgrundlage. Doch die Zahl der tatsächlich corona-positiven Menschen in Dortmund liegt wohl deutlich höher.
Vor allem wer sich ein zweites Mal mit Omikron infiziere, habe häufig keine der typischen Symptome, sagt Dr. Frank Renken, könne aber gleichwohl andere anstecken. „Die Dunkelziffer der aktuell corona-positiven Menschen ist wohl doppelt so groß, wie die Infizierten-Zahl, die wir kennen.“
Bei Fällen, die symptomatisch werden, sei man in der Regel ein bis drei Tage vor Beginn der Symptome bereits ansteckend, sagt Dr. Frank Renken.
Keine Info zu Ansteckungsrisiko
Allerdings: Eine Aussage zum individuellen Ansteckungsrisiko will der Covid-O-Mat auch gar nicht treffen - obwohl viele Menschen ihn so lesen dürften. Der angegebene Wert soll nur zeigen, wie Wahrscheinlich es ist, dass unter den eigenen Kontaktpersonen aktuell jemand corona-positiv ist.
Zumindest in einem sehr einfachen Fall scheint diese Einschätzung nicht völlig daneben zu liegen. Für nur eine Kontaktperson gibt die Seite das Risiko mit rund 5 Prozent an. Das entspricht den 5 von 100 aus den Krankenhaus-Screenings. Einen Schluss auf das eigene Ansteckungsrisiko lässt das aber nur sehr begrenzt zu.
Corona-Zahlen gehen leicht zurück - Stadt meldet zwei Todesfälle