B1 soll tagelang gesperrt werden Anlieger sind entsetzt - auch wichtige BVB-Spiele sind betroffen

B1 soll gesperrt werden: Anlieger entsetzt - auch BVB-Spiele betroffen
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Unaufhörlich rauscht der Verkehr auf der B1. Die Geschäftsleute auf dem Straßenstück zwischen Lübkestraße und Voßkuhle stört das allerdings nicht. Im Gegenteil. Sie sind auf die gute Erreichbarkeit mit dem Pkw angewiesen. Umso mehr trifft sie, dass der Verkehrsstrom Anfang Oktober für vier Tage komplett zum Erliegen kommen soll. Denn das Tiefbauamt der Stadt plant in diesem Bereich eine Komplettsperrung der B1 in Fahrtrichtung Bochum.

Von Mittwochabend (4.10.) um 20 Uhr bis zum frühen Montagmorgen (9.10.) um 5 Uhr soll die Fahrbahndecke komplett erneuert werden. Dafür ist eine Vollsperrung von B 236 bis zur Semerteichstraße in Fahrrichtung Bochum erforderlich, teilte die Stadt den Anliegern per E-Mail mit.

„In diesem Zeitraum erneuert das Tiefbauamt rund 18.000 Quadratmeter Asphaltfahrbahndecke“, berichtet Stadtsprecherin Alexandra Schürmann auf Anfrage. Die aktuelle Deckschicht sei verschlissen und habe an vielen Stellen Schäden. Außerdem würden Gullys und Kanalschächte angepasst. Das alles soll gewissermaßen nahtlos in einem Rutsch geschehen.

Man habe die Bauarbeiten bewusst in die verkehrsärmere Ferienzeit gelegt, betont Alexandra Schürmann. Ursprünglich waren sie in den Sommerferien vorgesehen, haben sich nun aber auf die Herbstferien verschoben.

Vorbild für die Hauruck-Aktion ist die Fahrbahnerneuerung auf der Südseite der B1, die man 2021 nach dem gleichen Prinzip vollzogen hat. Damals war die B1 Anfang August in Fahrtrichtung Unna von Donnerstagabend bis Montagmorgen gesperrt.

So sah es bei der Sperrung an der Südseite der B1 Anfang August 2021 aus.
So sah es bei der Sperrung an der Südseite der B1 Anfang August 2021 aus. © Oliver Volmerich

Doch es gibt neben der Tatsache, dass die B1 diesmal einen Tag länger gesperrt sein soll, einen gewichtigen Unterschied: An der Nordseite der B1 gibt es gleich mehrere Geschäfte, die per Pkw nur über die Bundesstraße erreichbar sind.

„Während der Zeit der Sperrung können die im Bauabschnitt befindlichen Gewerbebetriebe nicht direkt mit dem Auto erreicht werden, sondern zu Fuß“, heißt es auf Anfrage. Dazu stehe das Tiefbauamt im persönlichen Austausch mit den betroffenen Geschäftsleuten.

Fußwege nicht zumutbar

Das stimmt. Allerdings gibt es bei dem Austausch keine Einigkeit. Die Geschäftsleute sind auf dem Baum.

„Mit einer Komplettsperrung sind wir völlig abgeschnitten“, beklagt etwa Bettina Nette-Sieben als Eigentümerin des Brautmodengeschäftes Promessa in der „Villa Westfalendamm“. Den Hinweis, Kundinnen und Kunden könnten in der Nebenstraße parken und zu Fuß kommen, hält sie ebenso wie ihre Nachbarn für wenig hilfreich. Ein eingepacktes langes Brautkleid lasse sich nicht mal eben über eine längere Strecke tragen, erklärt die Geschäftsfrau. „In der Verwaltung können die sich wohl nicht vorstellen, was einen Tag zumachen für Geschäfte bedeutet.“

Ähnlich geht es Karim Sharifi als Betreiber der benachbarten Weinhandlung Vino. Dort kaufen Kunden den Wein oft kistenweise. Ähnliche Probleme gibt es ein Haus weiter beim Babymarkt. „Zu uns kommen viele Schwangere, denen lange Wege nicht zuzumuten sind“, sagt Babymarkt-Geschäftsführer Tobias Merz. Und wer Autositze oder Babybetten kauft, sei ebenfalls auf einen Pkw angewiesen.

Tobias Merz vom Babymarkt am Westfalendamm und sein Nachbar Karim Cherifi von der Weinhandlung Vino haben kein Verständnis für die Pläne der Stadt.
Tobias Merz vom Babymarkt am Westfalendamm und sein Nachbar Karim Cherifi von der Weinhandlung Vino haben kein Verständnis für die Pläne der Stadt. © Oliver Volmerich

Autolos arbeiten kann auch Marc Bühren nicht. Der Betreiber der Aral-Tankstelle an der B1 hat nur durch Zufall von der geplanten Sperrung erfahren. Das Angebot des Tiefbauamtes, die Einbahnstraßenregelung einer Anliegerstraße hinter seinem Tankstellen-Grundstück aufzuheben, hilft ihm nicht viel weiter. Schließlich ist er vor allem auf den Durchgangsverkehr der B1 angewiesen.

Als äußerst unglücklich sehen die Geschäftsleute neben der geplanten Vollsperrung auch den Zeitpunkt der Bauarbeiten. Denn durch den Feiertag am 3. Oktober geht in der betroffenen Woche ohnehin ein Geschäftstag verloren. Dazu kommen dann noch drei weitere Ausfalltage durch die B1-Sperrung. „Und das ausgerechnet zum Monatsanfang, wenn es Geld gegeben hat“, stellte Bettina Nette-Sieben fest.

„Gerade nach dem langen Oktober-Wochenende ist das eine der umsatzstärksten Wochen, weil die Menschen nach der Auszeit zurück in die Geschäfte kommen. Außerdem werden die Herbstferien sehr gerne zum Einkaufen genutzt. Dieser Ausfall würde uns größte Probleme bereiten“, erklärt auch Tobias Merz.

Probleme auch für City-Handel

Betroffen sind aber nicht nur die Geschäftsleute unmittelbar an der B1: Auch der City-Handel dürfte leiden, wenn Anfang Oktober für mehrere Tage die Hauptzufahrt für Kunden aus dem östlichen Umland blockiert ist.

„Entsetzt“ äußert sich denn auch der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann, nachdem er von unserer Redaktion von den Sperrungsplänen erfahren hat. Zumal zu erwarten sei, dass auch die Umleitungen schnell überlastet seien.

Die Umleitungen will die Stadt B1-nah über die Straßen Im Defdahl und Voßkuhle sowie etwas großräumiger von der B236 südlich um den Phoenix-See und dann über die Faßstraße durch Hörde bis zur Märkischen Straße einrichten.

Heimspiele des BVB

Und noch ein Problem hatten die Baustellen-Planer der Stadt nicht auf der Karte: Während der geplanten Sperrzeit spielt am Mittwochabend (4.10.) der BVB in der Champions-League gegen den AC Mailand, am Samstag (7.10.) zuhause in der Bundesliga gegen Union Berlin. Auf Nachfrage kündigt Alexandra Schürmann eine mögliche Verschiebung der Bauarbeiten um eine Woche an.

Zum Zeitpunkt der Ausschreibung und Festlegung der Bauzeit habe der Bundesliga-Spielplan noch nicht vorgelegen, erklärt die Stadtsprecherin. „Momentan laufen Gespräche zwischen Tiefbauamt und Auftragnehmer, ob die Möglichkeit besteht, eine Woche später zu bauen. Das ist aber noch nicht final entschieden.“

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