
Viele Nachbarn der Gesamtschule waren in die Aula gekommen, um mehr über den aktuellen Stand der Ausbaupläne Am Klüsenerskamp zu erfahren. © Britta Linnhoff
Gutachten für Ausbaupläne läuft noch – Gesamtschule wächst aber schon
Am Klüsenerskamp
Die Gesamtschule Brünninghausen soll wachsen. Schon jetzt nimmt man mehr Kinder auf als bisher. Aber: Die Studie, ob das langfristig klappen kann, läuft gerade erst – und das sorgt für Unmut.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Dortmund wächst rasant. Das setzt die Stadt unter Handlungsdruck: Händeringend ist man auf der Suche nach mehr Platz an den Schulen. Das war bis 2016 anders, da gingen die Schülerzahlen zurück.
„Da mussten wir eher überlegen, was wir mit freiwerdenden Kapazitäten machen“, sagt Gernot Willeke, Fachbereichsleiter in der Schulverwaltung der Stadt. Nun gehe es in die andere Richtung: Dortmund sei eine „deutlich wachsende Stadt“. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler werde im Zeitraum von 2018 bis 2023 um 5.000 gestiegen sein, so Willeke.
Um den Veränderungen schneller gerecht werden zu können, legt die Stadt inzwischen alle zwei Jahre (statt fünf) einen Schulentwicklungsplan vor. Darin steht nun auch: Die Gesamtschule Brünninghausen am Klüsenerskamp soll wachsen und statt vierzügig, sechszügig werden.
Schon jetzt nimmt man mehr Kinder auf (360 statt 180) – aber die Machbarkeitsstudie, ob das langfristig überhaupt funktionieren kann mitsamt der nötigen Bauten und Verkehrsbelastung, läuft noch. Neben der Erweiterung soll die derzeit ausgelagerte Sekundarstufe II vom Hombruchsfeld an den Klüsenerskamp ziehen, weil das Helene-Lange-Gymnasium am Hombruchsfeld den Platz benötigt.
Sorge, übergangen zu werden
Anlieger, die schon jetzt über massive Verkehrsbelastungen in der kleinen Straße klagen, fühlen sich übergangen und fürchten, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Das allerdings bestritt die Verwaltung in der Sitzung der Hombrucher Bezirksvertretung am Dienstag (14.6.).
Bereits vor Wochen hatten die Anlieger ihre Sorgen den Bezirksvertretern in der Einwohnerfragestunde vorgetragen. Daraufhin verlegte das Gremium diese Sitzung in die Gesamtschule nach Brünnighausen und lud Vertreter der Stadtverwaltung ein, um Bericht zu erstatten. Eine große Zahl der Gesamtschulnachbarn war erneut gekommen, um sich zu informieren und Zweifel an dem nötigen Ausbau der Schule zu äußern.

Anwohner dokumentierten das Parkchaos in ihrer Straße. © privat
Fast zwei Stunden dauerte die Diskussion. Zur konkreten Situation der Gesamtschulen sagte Gernot Willeke: Bis 2018 habe die Stadt über 46 Schulzüge dieser Schulform verfügt. Erkennbar sei dann irgendwann gewesen, dass „wir 55 Schulzüge benötigen“. Inzwischen liege diese Zahl bei 60. Zwei dieser neuen Züge sollen nun in Brünninghausen entstehen.
Schulkonferenzen entschieden anders
Schon 2020 hatte der Rat beschlossen, die Brünninghauser Gesamtschule um zwei Züge zu erweitern so wie auch die Anne Frank Gesamtschule und die Europa-Schule (beide um zwei Züge). Die Reinoldi-Sekundarschule in Mengede sollte in eine Gesamtschule umgewandelt werden.
Ihm sei bewusst so Willeke, dass das nicht immer in Übereinstimmungen mit den Voten der Schulkonferenzen geschehen sei. Aber man sei als Stadt nun einmal in der Pflicht, für ein angemessenes Angebot zu sorgen, um so auch die Zahl der Schüler zu verringern, die jedes Jahr keinen Platz an einer Gesamtschule finden. Im letzten Schuljahr habe man diese Zahl von 150 auf 87 Schülerinnen und Schüler senken können. „Wir brauchen schnelle Lösungen.“
Die Anlieger können sich indes beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Erweiterung der Schule Am Klüsenerskamp ohne Probleme machbar ist: Schon jetzt staue sich der Verkehr in der Anliegerstraße. Kommen demnächst die Oberstufenschüler, kämen auch die mit Autos weil die Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr zu schlecht seien.
Es gebe Probleme mit Bergschäden und Oberflächenentwässerung. Und dann soll eine große Vierfachsporthalle im Boden versenkt werden? Für manche Anlieger waren das „No go-Kriterien“.
Vierfach-Sporthalle in Planung
In der Tat sehen die Pläne den Bau einer Vierfachhalle vor, die „komplett im Boden versenkt werden soll“, so Willeke. Eine Sporthalle, die an Wochenenden auch von Vereinen genutzt werden könnte. Anlieger Dirk Balshüsemann kommentierte es so: „Also haben wir auch abends keine Ruhe mehr.“

Die Johann-Gutenberg-Realschule in Wellinghofen: Sie wird zur Gesamtschule. © Britta Linnhoff
50 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Brünninghauser Schule kommen aus dem Stadtbezirk Hombruch; 16,9 Prozent aus dem Stadtbezirk Hörde, 30 Prozent aus anderen Stadtbezirken. Inwieweit der Beschluss, die Johann-Gutenberg-Realschule in Wellinghofen zur Gesamtschule zu machen, Auswirkungen auf Brünninghausen habe, müsse man sehen, sagte Willeke.
Viel Beifall von den Anliegern gab es für Äußerungen vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Guido Preuss, Michael Twardon (SPD) und Susanne Lohse, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Ihr Gedanke: ein Neubau einer Gesamtschule an einem anderen Standort. Gehe das nicht auch im gleichen Zeitraum? Denn schnell geht es auch in Brünninghausen nicht. Es gehe um ein „gewaltiges Bauvolumen, um massive Erdströme in der Bauphase“, so die Vertreter der städtischen Immobilienwirtschaft.
Ergebnis der Studie zum Jahreswechsel
Mit dem Ergebnis des Machbarkeitsgutachtens rechnet man bei der Stadt „Ende 2022/Anfang 2023“ und mit einer „Gesamtzeit für die Baumaßnahmen bis 2030“. Am Ende der langen Debatte hatte die Verwaltung sehr oft Verständnis für die Sorgen der Anlieger geäußert, aber Entscheidungen auch als „unausweichlich“ bezeichnet.
Bezirksvertreter Jens Isselhorst (FDP/Bürgerliste) fasste es für sich so zusammen: „Verständnis schön und gut, aber mir fehlen die Lösungsansätze.“ Das können wohl viele unterschreiben.
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