Geplante Möbelhäuser in Dortmund verstimmen Nachbarstädte
XXXLutz und Segmüller
Der Kampf um die Kunden in der Möbelbranche ist entfacht. Die XXXLutz-Gruppe möchte ein großes Möbelhaus in der Nordstadt bauen. Das Möbelhaus Segmüller plant eine Filiale in Oespel am Rande des Induparks. Doch die Nachbarstädte lehnen sich gegen das Vorhaben auf.

Der Indupark von oben. Hier möchte das Möbelhaus Segmüller gerne eine Filiale eröffnen. © Oskar Neubauer
Die österreichische XXXLutz-Gruppe, in Deutschland mit 40 Filialen vertreten, möchte ein 40.000 Quadratmeter großes Möbelhaus in der Nordstadt bauen.
Als Standort ist ein Grundstück an der Ecke Bornstraße/Hildastraße ausgeguckt, das die Solinger Gesellschaft „Kleinpoppen Projekte“ von Thyssen-Krupp übernommen hat. Auf Nachfrage bei XXXLutz hieß es, man äußere sich „grundsätzlich nicht zu solchen Vorhaben.“
Das zweite Einrichtungshaus soll im Westen gebaut werden: Das Möbelhaus Segmüller aus dem bayerischen Friedberg will einen 45.000 Quadratmeter großen Brummer an den Sorbenweg in Oespel an den Rand des Induparks setzen.
„Dortmund mit dem Ballungsraum Ruhrgebiet, das ist ein starker Markt“, begründet Reinhold Gütebier, Sprecher der Geschäftsleitung von Segmüller, die Standortwahl. „Natürlich möchten wir sobald wie möglich auf den Markt“, sagte er. Mit Blick auf die umfangreichen Planungsabläufe sei damit nach 2020 zu rechnen.
Rund 600 Vollzeit- und Teilzeitarbeitsplätze würden geschaffen. „Wir sind sehr daran interessiert, auch Arbeitnehmer einzustellen, die älter als 50 Jahre sind“, sagt Gütebier. Mit den beiden Projekten bekäme Dortmund auf einen Schlag zwei Möbelhäuser in der Größe von Zurbrüggen in Unna. Das Angebot enthält nicht allein Möbel: Sowohl XXXL als auch Segmüller wollen auf je 2500 Quadratmetern ein Sortiment wie Glas, Porzellan und Keramik ausbreiten.
Das könnte den Geschäften an Osten- und Westenhellweg Konkurrenz machen und der City schaden. Vorsichtshalber lassen die Stadtplaner wissen, „dass bei bestimmten Einzelsortimenten eine Anpassung erfolgen muss.“
Der Kampf um die Kunden
Dortmunds Nachbarstädte sind wenig amüsiert. Sie sorgen sich um Kaufkraft, fürchten Schaden für ihre Möbelzentren und wehren sich: Im Arbeitskreis „Regionales Einzelhandelshandelskonzept“, in dem die Kommunen größere Ansiedlungen miteinander abstimmen, kam kein gemeinsamer Nenner zustande: Witten, Bochum, Herne, Unna und Werl haben das Vorhaben abgelehnt, wie die Dortmunder Planungsverwaltung bestätigt.
Geplatzt sind die Projekte trotzdem nicht – die Abstimmung ist rechtlich nicht bindend. IHK-Geschäftsführer und Handelsexperte Ulf Wollrath hat für das Nein der Nachbarn nur begrenzt Verständnis. „Als Oberzentrum hat Dortmund durchaus das Recht, nicht nur die Stadt, sondern die Region mit Angeboten zu versorgen.“ Im Rathaus ist man verstimmt. Schließlich habe Dortmund vor Jahren umgekehrt auch der Erweiterung von Möbel Hardeck in Bochum zugestimmt, heißt es.
Verkehrschaos befürchtet
Tatsächlich würden die beiden Einrichtungshäuser den Kampf um die Kunden deutlich verschärfen. Laut Masterplan Einzelhandel gibt es in Dortmund für Möbel eine Kaufkraft von 171 Millionen Euro. Davon würden rund 100 Millionen in Dortmund ausgegeben – die weiteren 70 Millionen Euro seit Jahren bei den Nachbarn. Allein die XXXL-Gruppe möchte in Dortmund auf 163 Millionen Euro Umsatz kommen, Segmüller auf 96 Millionen Euro.
XXXL und Segmüller wollen neben Dortmunder Kunden auch Käufer aus dem Umland in ihre Häuser holen. Wirtschaftsförderer Thomas Westphal erinnert an die Funktion der Stadt als Oberzentrum: „Natürlich kann Dortmund weitere Möbelhäuser gebrauchen“, sagt er auf Anfrage.
Bauanträge von XXXL und Segmüller liegen noch nicht vor. Die Stadtplaner arbeiten an einem Beschluss, der ihren Angaben zufolge „frühestens im 2. Quartal 2018“ den politischen Gremien vorgelegt wird. Unterdessen gibt es erste Bedenken, das Möbelhaus im Westen könne die Verkehrssituation in Oespel rund um den Indupark massiv verschärfen, so SPD-Fraktionschef Norbert Schilff. Schilff hat bereits eine Runde mit den SPD-Fraktionschefs aus Bochum, Herne und Witten hinter sich. „Meine Kollegen fürchten Arbeitsplatzverluste“, sagt Schilff auf Anfrage.