Ryanair zahlte trotz Verspätung nicht Anwalt verhilft Fluggast mit verblüffender Idee zu seinem Geld

Trotz Verspätung zahlte Ryanair nicht: Anwalt ließ Bordkasse pfänden
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Sebastian Schwugier war im Oktober 2022 mit seiner Freundin auf dem Rückflug von Palma de Mallorca nach Dortmund. Weil der Flieger von Ryanair große Verspätung hatte, machte der Student der Wirtschaftswissenschaften Schadensersatz geltend. Aber wie durchsetzen?

Er wandte sich an den Dortmunder Rechtsanwalt Achim Fricke. Es ging um 250 Euro plus Verfahrenskosten. 250 Euro sind nach der Fluggastrechteverordnung als Ausgleichszahlung vorgesehen, wenn ein Flug über eine Entfernung von 1500 Kilometern Verspätung um zwei Stunden oder mehr hat.

„Nun ist es heute kein Hexenwerk mehr, diese Ansprüche gerichtlich durchzusetzen. Ratsuchende werden ja im Internet regelrecht angelockt“, sagt Fricke. Für seinen Mandanten hat er Ansprüche aus Artikel 6 (Verspätung) und Artikel 7 (Ausgleichsanspruch) erfolgreich beim Dortmunder Amtsgericht erwirkt. Und das ohne Probleme, betont er.

Dann begannen die Probleme

Mehr Probleme gab es dann aber bei dem Versuch, tatsächlich an das Geld zu kommen; denn der Unternehmenssitz von Ryanair ist in Irland. „Ryanair hat sich weder außergerichtlich gemeldet noch beim Gerichtsverfahren“, sagt Fricke. Deshalb erging ein Versäumnisurteil.

Nur: Auch das allein führte nicht weiter. Wie soll dann erst eine Zwangsvollstreckung in Irland erfolgsversprechend eingeleitet werden? Es seien „ein bisschen Fantasie“ gewesen und „ein sehr engagierter Obergerichtsvollzieher“, sagt Fricke, die am Ende zum Erfolg geführt hätten.

Seine Idee: „Für meinen Mandanten habe ich einen Antrag auf sogenannte Taschenpfändung gestellt. Die Taschenpfändung ist nämlich dort durchzuführen, wo diese sogenannten Schuldner sich aufhalten. Wenn ein Gläubiger in einem Restaurant seinen Schuldner entdeckt, kann er zum Beispiel dessen Uhr pfänden“ –sofern er einen Schuldtitel des Gerichts hat. Da es in diesem Fall um Ryanair ging, war Pfändungsort der Dortmunder Flughafen.

Eine Maschine von Ryanair am Dortmunder Flughafen (hier ein Archivbild).
Eine Maschine von Ryanair am Dortmunder Flughafen (hier ein Archivbild). © Schütze (A)

Bordkasse

Dem Gerichtsvollzieher gab Fricke die Abflugzeiten von Ryanair am Dortmunder Flughafen an die Hand. Der Gerichtsvollzieher wollte wissen, in welche Tasche er denn pfänden sollte? „In die Bordkasse“, sagte der Anwalt.

Denn die ist regelmäßig in den Flugzeugen vorhanden - zum Beispiel für den Verkauf des bekannten Tomatensafts oder von Duty-Free-Waren.

„Es hat keine drei Wochen gedauert, bis die Urteilsforderung und die Kosten des Verfahrens bei Ryanair eingetrieben werden konnten“, erzählt der Jurist. Der Gerichtsvollzieher hatte die Schuldtitel des Gerichts am Flughafen an Ryanair ausgehändigt - und erhielt das geforderte Geld in vollem Umfang.

Kosten wieder drin

Er könne sich vorstellen, dass es zuletzt in den Sommerferien häufig zu Verspätungen gekommen sei und Reisende nun ihre Ansprüche geltend machten, sagt Fricke – und verweist als Tipp auf die Taschenpfändung.

Sebastian Schwugier jedenfalls ist froh, dass er seine Kosten wieder drin hat – und die Abfindung für die Verspätung.

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