Gefahr durch Kohlenmonoxid: Polizei räumt Shisha-Bar am Nordmarkt
Clan-Kriminalität
1300 Polizisten waren in sechs NRW-Städten im Einsatz, um gegen Clan-Kriminelle vorzugehen. Kontrollen führten auch in die Nordstadt. Eine Bar wurde geräumt. Die Polizei zieht ein Fazit.

Zu viel Kohlenmonoxid in einer Shisha-Bar: Kurze Lagebesprechung, bevor die Feuerwehr mit Atemschutz die Reina-Bar im Hintergrund betritt. © Peter Bandermann
Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Recklinghausen und Duisburg: In sechs Städten war die NRW-Polizei in der Nacht zu Sonntag (13. 1.) gegen Clan-Kriminelle im Einsatz. Ein Sprecher der Polizei in Dortmund bewertete den Einsatz als Teil einer „Politik der 1000 Nadelstiche“.
Gegen 21 Uhr steuerten Polizei, Zoll, Steuerfahnder, Finanzaufsicht, das Ordnungsamt und Lebensmittelkontrolleure in den vergangenen Monaten mehrfach aufgefallene Betriebe an: überwiegend Shisha-Bars, in denen gesuchte Straftäter zu finden sein könnten, oder deren Betreiber mit nicht versteuertem Tabak handeln. Im Einsatz war auch ein Rauschgiftspürhund.
Zu hohe Kohlenmonoxid-Konzentration
Die Reina-Bar an der Haydnstraße / Ecke Nordmarkt ließ die Polizei kurz nach 21 Uhr räumen, da mobile Messgeräte zu hohe Kohlenmonoxidwerte anzeigten. Das löste einen Feuerwehreinsatz mit Rettungsdienst und Spezialisten des Umweltdienstes aus. Feuerwehrmänner untersuchten die Räume und setzten dabei zum eigenen Schutz vor Vergiftungen Atemschutzgeräte ein.
Ein Hochleistungslüfter pumpte frische Luft in die Bar, die nach dem Einsatz geschlossen bleiben musste. Die Stadt Dortmund und der Zoll ermitteln wegen mehrerer Verstöße. Ein Gast bezeichnete die Kontrolle an der Haydnstraße als überzogen. „Wer hier hingeht, ist 20 Jahre alt und will einfach nur sein Vergnügen haben. Ich habe selbst schon gesehen, dass die Polizei am Borsigplatz an einem Drogenhändler vorbeigefahren ist, aber hier bei uns diese Kontrolle. Was soll das eigentlich?“
Im Video erklärt Polizeihauptkommissar Oliver Peiler die Hintergründe des Einsatzes, was Clan-Kriminelle mit Rasern und Tunern zu tun haben, und Harald Böhm-Rother von der Feuerwehr berichtet, dass Kohlenmonoxid auch Wände durchdringen kann:
Zu dem Hinweis, dass die Bars auch Rückzugsorte für Clan-Kriminelle seien, sagte ein Gast: „Ach, das wird doch nur von den Hohen festgesetzt.“ Abgesehen davon: „Die mit Batterien betriebenen Kohlenmonoxid-Messgeräte der Polizei „sind doch alle nur China-Ware.“ Die von den Feuerwehr-Profis ermittelten Werte waren allerdings so hoch, dass die Einsatzkräfte die Bar zunächst nur unter Atemschutz betreten durften.
Die meisten Gäste der geräumten Bar an der Haydnstraße sowie Besucher einer Bar an der Münsterstraße in Richtung Fredenbaum nahmen die Kontrollen eher gelassen. Es sah ganz danach aus, als hätten sie sich an diese Einsätze gewöhnt. Ein Polizeisprecher: „Wir wissen, dass die Betreiber dieser Bars hochgradig genervt sind.“
Behörden gehen gemeinsam vor
Die Kontrollen in den Bars sehen so aus: Zeitgleich fahren die Einsatzfahrzeuge in einer dichten Kolonne vor. Die Polizei sichert das Lokal, riegelt es ab und überprüft Personalien. Finanzermittler fragen nach dem „Managerschlüssel“ für die Kasse, greifen die darin registrierten Daten ab und lassen sie sich für weitere Ermittlungen ausdrucken.
Erneut Kontrollen in Dortmunder Shisha-Bars
Der Zoll durchsucht Theke, Hinterzimmer und Kellerräume, um nicht versteuerten und versteckten Tabak aufzuspüren. Zoll-Ermittler überprüfen die Daten des Personals, um gegen Schwarzarbeit vorzugehen. An Ort und Stelle treiben Kontrolleure der Stadt bei Betreibern oder Besuchern Steuerschulden ein. Kritisch überprüft eine Lebensmittelkontrolleurin den Theken- und Küchenbereich.
Das Fazit der Dortmunder Polizei
Insgesamt kontrollierten die Einsatzkräfte am Samstagabend über 421 Personen in zwölf Gewerbeobjekten. Auch im Keuning-Haus Park, der Katharinentreppe, in der Linienstraße, dem Bahnhof in Hörde, der oberen Münsterstraße in Dortmund sowie in Lünen kontrollierten Beamte verdächtige Personen. Das Innenministerium sprach vom größten Einsatz gegen Clans in NRW. Die Bilanz in Dortmund hebt sich allerdings nicht besonders von den Ergebnissen früherer Einsätze ab. Das Fazit der Dortmunder Polizei:
- Die Beamten nahmen zwei Personen in Gewahrsam und eine weitere Person, für die ein Haftbefehl bestand, fest. Sechs Strafverfahren wurden aufgrund des Verdachts des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet. Eine Strafanzeige wurde auf Grund des Verstoßes gegen Ausländerrecht geschrieben. In einem Fall wurde eine Ordnungswidrigkeitenanzeige auf Grund eines Verstoßes gegen das Waffengesetz erstattet.
- An sieben Örtlichenkeiten fanden gleichzeitig Verkehrskontrollen statt. In zwei Fällen wurde Strafanzeige wegen des Verdachts des Fahrens ohne Fahrerlaubnis erstattet. In einem Fall fiel den Beamten an der Brackeler Straße eine ankommenden Stretch-Limousine auf. An der Limousine waren erhebliche technische Mängel. Obendrein befand sich der 28-jährige Fahrer aus Bergkamen nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis, um ein Fahrzeug dieser Länge (11 Meter) sowie den 14 Insassen zu führen. Die Limousine wurde durch einen Sachverständigen untersucht und aufgrund der gefährlichen Mängel die Weiterfahrt durch die Polizei untersagt.
Nächste Kontrollstelle: Hier ist die Fahrt zu Ende. Für 8 Personen zugelassen und 14 Insassen drin. Ging nicht anders. Die Party muss woanders stattfinden. #NullToleranz pic.twitter.com/h84WlNgJjA
— Polizei NRW DO (@polizei_nrw_do) January 12, 2019 - Im Rahmen einer Geschwindigkeitsmessung mittels Laser, beobachteten die Einsatzkräfte, wie bei einen ankommenden Fahrzeug etwas aus dem Fenster geworfen wurde. Bei der Kontrolle des Fahrers wurde festgestellt, dass dieser unter BTM-Einfluss fuhr. Die aus dem Fenster geworfenen Betäubungsmittel konnten die Beamten auffinden. Eine Strafanzeige wegen Drogenbesitz wurde gefertigt. Dem Autofahrer wurde in der Polizeiwache eine Blutprobe entnommen.
- Insgesamt ergaben sich bei den Geschwindigkeitsmessungen 18 Ordnungswidrigkeitenanzeigen, wobei drei Fahrzeugführer mit Fahrverboten zu rechnen haben. Traurige „Spitzenreiter“: ein 28-jähriger aus Dortmund der auf der Evinger Straße mit 104 km/h bei erlaubten 50 Km/h gemessen wurde und ein 35-jähriger aus Bochum, der mit 99 km/h statt der erlaubten 50 km/h ebenfalls in die Kontrollstelle raste. In 139 weiteren Fällen sprachen die Beamten an den Kontrollstellen Verwarnungsgelder nach Geschwindigkeitsverstößen aus.
- In sechs Fällen wurden Fahrzeuge einem Sachverständigen vorgestellt und entsprechende Mängel wegen technischer Mängel erstellt. Sechsmal wurde den Fahrzeugführern, respektive Haltern, die Weiterfahrt untersagt. Fünf Kraftfahrzeuge mussten auf Grund der technischen Mängel noch vor Ort stillgelegt werden. Zudem wurden in sieben weiteren Fällen Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen weiterer Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung erstattet.
- Einsatzkräfte der Kooperationsbehörden (Zoll, Steuerfahndung und Stadtverwaltung Dortmund) erstatteten in drei Verdachtsfällen Strafanzeige. Rund 14 Ordnungswidrigketenanzeigen wurden erstattet und drei Verwarnungsgelder erhoben. Insgesamt beschlagnahmten Einsatzkräfte des Zolls fünf Kilogramm Tabak nach Steuervergehen.