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Privater Investor übernimmt Spielbank Hohensyburg: „Sehen viel Potenzial“
Glücksspiel
Die Spielbank Hohensyburg ist keine landeseigene Spielbank mehr, sondern wird jetzt von der Gauselmann Gruppe betrieben. Der Glücksspiel-Konzern will das Casino neu beleben.
Im Vergabeverfahren um die vier Spielbanken in Nordrhein-Westfalen hat sich die Gauselmann Gruppe durchgesetzt. Der Zuschlag ging damit an Deutschlands bedeutendsten Glücksspiel-Konzern. Die Gauselmann Gruppe aus Ostwestfalen ist ein familiengeführtes Unternehmen mit weltweit 14.000 Beschäftigten.
Dieser Branchenriese übernimmt nach dem Kauf der Westspiel-Gruppe, deren Eigentümer bisher die NRW.Bank war, die vier landeseigenen nordrhein-westfälischen Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Duisburg und an der Hohensyburg in Dortmund.
„Der Kaufvertrag ist unterschrieben, aber er bedarf noch der Zustimmung der Kartellbehörden“, sagt David Schnabel, der Geschäftsführer von Merkur Spielbanken, einem Tochterunternehmen der Gauselmann AG. Es gilt aber als sicher, dass aus der Westspiel-Spielbank in Hohensyburg bald offiziell eine Merkur-Spielbank wird. Das Firmenlogo ist die lachende, zackige, gelbe Sonne.
Westspiel erzielte 2019 erstmals seit Jahren wieder einen Überschuss
Zum Kaufpreis oder Besucherzahlen befragt, äußert sich David Schnabel nicht: „Wir haben vereinbart, zu Zahlen nichts zu sagen.“ Nach Medienberichten wurden 2019 in den vier Spielbanken in NRW Spielerträge von gut 117 Millionen Euro erzielt.
Die politisch umstrittene Privatisierung der Westspiel-Casinos hatte mit dem Bieterverfahren im vergangenen Dezember begonnen. Interessenten mussten laut den Ausschreibungsunterlagen schon im Spielbank-Geschäft sein und mindestens 20 Millionen Euro Eigenkapital haben.

Paul Gauselmann ist Unternehmensgründer und Vorstandssprecher der Gauselmann Gruppe. Der Glücksspiel-Konzern hat die landeseigene Westspiel-Gruppe gekauft und betreibt jetzt unter anderem die Spielbank Hohensyburg. Paul Gauselmann spricht von einem „Meilenstein in der Unternehmensgeschichte“. © Marco Urban/obs
Der Gesamtwert des Unternehmens wurde damals - über die aktuelle Konzession von 15 Jahren gesehen - in den Ausschreibungsunterlagen mit 2,7 Milliarden Euro taxiert. Über einen möglichen Kaufpreis sagt das nichts aus. Denn tatsächlich hatte Westspiel 2019 das erste Mal seit Jahren mit knapp 3,2 Millionen Euro überhaupt einen Konzernjahresüberschuss erzielt, wie es im Abschlussbericht hieß.
Gauselmann: „Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte“
Bei der Gauselmann AG ist man auf jeden Fall überzeugt, ein gutes Geschäft gemacht zu haben und sieht in den NRW-Spielbanken „noch viel Potenzial“. In einer Pressemitteilung des Unternehmens wird Firmenchef Paul Gauselmann zitiert mit dem Satz: „Wir freuen uns sehr über diesen neuen, bedeutenden Meilenstein in unserer über 60-jährigen Unternehmensgeschichte.“
Der Weg in die Zukunft soll in der Spielbank Hohensyburg gemeinsam mit den über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Westspiel Gruppe beschritten werden. „Es werden alle übernommen“, sagt David Schnabel. Man wolle das vorhandene Know how nutzen, um jetzt noch erfolgreicher zu werden: „Ohne die neuen Kolleginnen und Kollegen könnten wir die bestehenden und die zwei neu geplanten Standorte gar nicht betreiben.“
Nachdem 2014 der Tiefpunkt für alle Spielbanken in Deutschland erreicht worden sei, gehe es seitdem wieder aufwärts. „Die Corona-Pandemie hat die Branche natürlich getroffen, aber unabhängig davon sind die Spielbanken in NRW und damit auch die Spielbank Hohensyburg gut aufgestellt“, so David Schnabel.
Merkur-Spielbanken in anderen Bundesländern bereits erfolgreich
Was in Merkur-Spielbanken in anderen Bundesländern bereits erfolgreich gewesen sei, soll nun auch hier forciert werden. Beste Technologien, etwa beim Cash-Management am Spieltisch, beste und neueste Automatenspiele, bestes Ambiente und bestens geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verspricht der Merkur-Geschäftsführer.
„Im Bereich der Spielbanken haben wir außerhalb Nordrhein-Westfalens in den letzten Jahren zahlreiche Optimierungen eingeführt und damit in vielen Bereichen neue Prozesse und Abläufe etabliert, die uns eine stärkere Fokussierung auf unsere Servicekonzepte ermöglichen“, so David Schnabel. „Hier konnten wir auf die jahrzehntelange Erfahrung der Gauselmann Gruppe als Betreiber von europaweit rund 800 Spielstätten zurückgreifen. In Deutschland verfügt kein anderes Unternehmen der Branche über eine solche Expertise.“
Obwohl die Gauselmann Gruppe auch ein Glückspielautomaten-Hersteller ist, will man am „klassischen Spiel“ in der Spielbank Hohensyburg festhalten. „Seit den 90er-Jahren hat sich das Angebot zwar zu Gunsten der Automaten verkehrt in ein Verhältnis von 70 Prozent Automatenspiel zu 30 Prozent klassischem Spiel. Das klassische Spiel ist aber weiterhin das Aushängeschild einer Spielbank“, so David Schnabel.
Polit-Debatte um Privatisierung und Spielerschutz
In der politischen Auseinandersetzung um die Privatisierung der Westspiel-Casinos ging es im Düsseldorfer Landtag neben dem Finanziellen und der Frage, ob öffentliches Eigentum nur aufgrund der „Privatisierungsideologie“ von CDU und FDP „verschleudert“ werde, lange auch um den Spielerschutz. Der werde möglicherweise von einem privaten Unternehmen eher vernachlässigt.
Als Geschäftsführer der Merkur Spielbanken tritt David Schnabel diesem Vorbehalt entschieden entgegen. Der Spielerschutz, der Blick auf die mögliche Spielsucht eines Gastes, habe bei den Merkur Spielbanken einen großen Stellenwert. „Wir waren mit unseren Spielbanken in Sachsen-Anhalt die ersten, die sich dafür haben extern zertifizieren lassen“, so David Schnabel.
Der Betrieb in der Spielbank Hohensyburg läuft übrigens ungeachtet des Eigentümerwechsels weiter. Nach dem Lockdown ist das Casino seit Mitte Juni wieder geöffnet. Auch das Restaurant Syght ist geöffnet, das Sterne-Restaurant Palmgarden öffnet nach den Betriebsferien am 29.7. wieder.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
