Diebe schlugen zum vierten Mal am selben Grab zu Witwe fasst einen traurigen Entschluss

Vier Mal schlugen Diebe am selben Grab zu: Witwe fühlt sich „angegriffen“
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Ein Diebstahl ist immer schlimm und unfassbar, aber manchmal kann der Zeitpunkt ihn fast noch ein wenig schlimmer machen: Als Alexandra Vasiliou am Sonntag (15.10) nach ihrem Urlaub das erste Mal wieder zum Grab ihres Mannes geht, kann sie es nicht fassen: Das Edelstahlherz, das hinter dem kleinen Grabstein des Urnengrabs steckte, ist verschwunden. Und das kurz bevor sich der Todestag ihres Mannes jährt.

Etwa anderthalb Jahre hat das Herz am Grab auf dem Friedhof der evangelischen Noah-Gemeinde in Mengede gestanden. „Jeder Tag ohne dich ist ein verlorener Tag“, ist in den Stahl eingraviert.

Vier Mal bereits bestohlen

Alexandra Vasiliou war erst 50 Jahre alt, als sie ihren Mann Pit verlor. Am Dienstag (17.10.) war das genau zwei Jahre her. Das ist noch nicht lange. Dennoch sagt Vasiliou an diesem Dienstagmorgen: „Ich werde heute nur einen Strauß frischer Blumen hinstellen.“ Mehr nicht. Obwohl es ihr „in der Seele weh tut“.

Die 52-Jährige mag aber nicht mehr, mag nicht mehr zum Friedhof kommen und feststellen müssen: Erneut haben Diebe zugeschlagen. Vier Mal ist ihr das in den vergangenen zwei Jahren bereits passiert. Erst ist eine Pflanzschale verschwunden, im Herbst 2022 dann wurden drei Grablichter gestohlen. An Ostern dieses Jahres sind erneut zwei Laternen samt LED-Kerzen plötzlich nicht mehr da gewesen.

Das Grab von Pit Vasiliou, dem verstorbenen Mann Alexandras, mit mittlerweile gestohlenem Edelstahlherz.
Da stand das Edelstahlherz noch hinter dem Grabstein. Mitte Oktober fiel auf, dass es gestohlen worden ist. © privat (Archiv)

„Ich bin echt erschüttert“, sagte Vasiliou damals im Gespräch mit uns. Schmuck auf einem Grab zu stehlen, sei eine „Respektlosigkeit, die kaum mit Worten zu beschreiben sei“. Und wenn, dann nur mit sehr deutlichen: In einer Mengeder Facebook-Gruppe schrieb die 52-Jährige von „asozialem Pack“ – und handelte sich dafür eine Abmahnung vom Administrator ein.

Sie stehe aber zu ihrer Wortwahl, sagte sie damals. In ihrem Fall zeigten sich die Diebe auch besonders dreist: Die drei Laternen, die im Herbst gestohlen worden waren, hat die Mengederin auf einem anderen Grab wiederentdeckt. Sie konnte das mit Sicherheit sagen, weil sie Kerze und Halterung eindeutig gekennzeichnet hatte.

Verfahren eingestellt

Die Polizei händigte ihr die Lichter daraufhin wieder aus – ansonsten verlief Alexandra Vasilious‘ Anzeige im Sande. Das Verfahren wurde eingestellt. Die 52-Jährige nahm selbst Kontakt zu Angehörigen des Grabes auf, auf dem sie die Lampen gefunden hatte. Doch es hieß, man habe keine Ahnung, wie die Kerzen dorthin gekommen seien.

Den erneuten Diebstahl an Ostern hat Vasiliou gar nicht mehr angezeigt. Und den jüngsten auch noch nicht, sagt sie. Das Edelstahlherz ist allerdings wieder eindeutig gekennzeichnet: Auf den Rand hat sie „Pit“ geschrieben, den Namen ihres Mannes. Mit Edding. „Den abzubekommen, dürfte sehr schwierig sein“, sagt Alexandra Vasiliou. Falls es woanders auftauchen sollte, würde sie es daher erkennen, ist sie sich sicher.

Schon nach dem dritten Diebstahl hatte Alexandra Vasiliou überlegt, ob es Diebe speziell auf sie abgesehen haben könnten, den Gedanken hat sie aber wieder verworfen. Gespräche auf dem Friedhof und Reaktionen auf ihren FB-Post hätten gezeigt, „dass allgemein sehr viel geklaut werde auf Friedhöfen“, sagt die Dortmunderin.

Nachdem das Herz nun verschwunden ist, schätzt sie die Lage aber etwas anders ein: „Ich nehme das jetzt auch persönlich.“ Sie sei nicht nur „sauer“ und „wütend“, sagt Vasiliou. „Ich fühle mich mittlerweile auch angegriffen.“ Es sei schließlich „verwunderlich“, dass immer wieder etwas vom Grab ihres Mannes verschwinde, während auf anderen stark geschmückten Urnen-Gräbern des Friedhofs gar nichts passiere. Dabei stünden dort teils viel hochwertigere Dekorationen, sagt die Witwe.

Grablicht auf dem Grab von Alexandra Vasilious Oma auf dem evangelischen Friedhof in Mengede.
Auch diese Grablichter haben Diebe mitgehen lassen. Nach dem ersten Diebstahl sind sie wieder aufgetaucht, seit Ostern sind zwei verschwunden. © privat (Archiv)

Was sie auch seltsam findet: Das Grab ihrer Oma und ihrer Mutter, die beide in unmittelbarer Nähe zu ihrem Mann liegen, treffe es nicht. Nur eine der drei im letzten Herbst gestohlenen Laternen habe auf dem Grab ihrer Oma gestanden.

Eine Idee, wer hinter den Diebstählen stecken könnte, wenn sie denn gezielt wären, hat Alexandra Vasiliou nicht. Wild rumspekulieren mag sie nicht. Vielmehr habe sie nun diesen festen Entschluss gefasst: den Dieben gar keine Gelegenheit mehr zu geben. Nichts Neues werde sie mehr auf das Grab ihres Mannes stellen, sagt die Witwe. Kein neues Grablicht, kein neues Herz. „Auch wenn es mir mein Herz echt zerreißt“, sagt die Witwe, dass sie gerade jetzt, zu Beginn der dunklen Jahreszeit, ein so trostloses Grab hat.

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