Diebe vergreifen sich an Kindergrab in Dortmund „Ich konnte nur noch weinen“

Mutter appelliert an Grabschänder: „Geht mit den Toten respektvoll um“
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Der Geburtstag der kleinen Lena ist gleichzeitig ihr Todestag. Denn das Mädchen kam nach 40 Schwangerschaftswochen tot auf die Welt. Seit fünf Jahren muss eine 42-jährige Dortmunderin mit diesem furchtbaren Verlust leben.

Es vergeht kein Tag, an dem sie das Grab ihres geliebten Kindes nicht besucht. Für sie sei das der einzige Weg, die tiefe Trauer, die sie wie am ersten Tag empfinde, zu bewältigen. „Wenn ich nicht kommen würde, wäre es so, als würde ich meinem Kind keine gute Nacht wünschen.“ Lena sei ein Wunschkind gewesen. „Wir mussten lange auf sie warten.“

Bis zur 39. Woche sei mit ihrem Kind alles in Ordnung gewesen. „Eine Woche später konnte der Frauenarzt keinen Herzschlag mehr feststellen“, erzählt sie unter Tränen.

Bei jedem Besuch bringt die Dortmunderin neuen Schmuck für das liebevoll gestaltete Kindergrab auf einem Friedhof in Huckarde mit: Herzen, Engel, Schmetterlinge, Windmühlen, Steine, Kerzen, Lichter und viele bunte Blumen – meistens suche ihre jüngere Tochter (3) die Dekoration aus.

Am Geburtstag von Lena, am 10. März, sollte ihr Grab extra schön sein. Mutter und Tochter brachten unter anderem Bienen-Figuren und einen mit Helium befüllten Geburtstags-Ballon mit. Wenige Tage später musste die 42-Jährige dann feststellen, dass die Geburtstagsgeschenke entwendet wurden. Die Figuren waren unauffindbar, der Ballon wurde offensichtlich vom Band abgerissen.

Appell an Friedhofs-Diebe

Jeden Tag besucht die 42-jährige Dortmunderin das Grab ihrer Tochter, die nach 40 Schwangerschaftswochen tot auf die Welt kam.
Jeden Tag besucht die 42-jährige Dortmunderin das Grab ihrer Tochter, die nach 40 Schwangerschaftswochen tot auf die Welt kam. © Beate Dönnewald

„Ich bin nach Hause zu meinem Mann gelaufen, ich konnte nur noch weinen und mich gar nicht beruhigen“, erzählt die trauernde Mutter. Es sei nicht der erste Diebstahl gewesen, aber dieser habe sie wegen des 5. Geburtstags besonders getroffen. „Ich bin total traurig und erschrocken darüber, dass es Menschen gibt, die so etwas machen“, sagt sie.

Sie habe lange mit sich gerungen und sich dann aber entschlossen, mit ihrem Fall, der kein Einzelfall sei, an die Öffentlichkeit zu gehen. „Um diese Menschen zu sensibilisieren, um ihnen klarzumachen, dass es sich um eine letzte Ruhestätte handelt und man damit respektvoll umzugehen hat.“ So lautet ihr Appell an die unbekannten Friedhofs-Diebe und -Vandalen.

Auf diesem Bild sind die Geburtstags-Bienen (Hecke) zu sehen. Sie wurden wie vieles anderes vom Grab gestohlen.
Auf diesem Bild sind die Geburtstags-Bienen (Hecke) zu sehen. Sie wurden wie vieles anderes vom Grab gestohlen. © privat

Müll und Hundekot am Grab

Der materielle Wert des Grabschmucks spiele für sie überhaupt keine Rolle. Es sei einfach emotional nicht auszuhalten, dass Unbekannte weder Rücksicht auf die Toten noch die Hinterbliebenen nähmen. „Was sind das nur für Menschen?“

Die Respektlosigkeit kenne keine Grenzen, sagt sie. Immer wieder müsse sie auch Müll und sogar Hundekot am Grab von Lena entfernen. Anfangs habe sie versucht, mit den Hundehaltern zu reden – allerdings erfolglos.

Die ständigen unschönen Vorkommnisse könnten sie aber nicht davon abhalten, das Grab auch weiterhin zu schmücken und umzudekorieren, sagt sie. „Für meine jüngere Tochter mache ich das Kinderzimmer schön, für Lena das Grab.“

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