
© Janina Westerkowski
„Frau Lose“ plant mit Unverpackt-Laden im Unionviertel ein Zeichen gegen den Plastikwahn
Unverpackt-Laden
Für die 16-Jährigen ist es voll ihr Thema. Die 60-Jährigen erinnert es an früher - das schätzen sie. Sechs junge Frauen wollen mit ihrem Unverpackt-Laden im Unionviertel durchstarten.
Noch ist der Laden Frau Lose nur ein Konzept. Das allerdings immer konkrete Formen annimmt. Ein Ladenlokal im Unionviertel ist gefunden, seit Donnerstag (30. Mai) läuft eine Online-Finanzierungskampagne, ein sogenanntes Crowdfunding für Waagen, eine Mühle und ein Kassensystem. Im Sommer will Frau Lose eröffnen. Ein Jahr, nachdem sich Hannah Fischer und Swenja Reil bei einer Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit das erste Mal trafen, haben sie mit ihrer Idee vier weitere Mitstreiterinnen und zahlreiche Unterstützer gewonnen.
Dass es mittlerweile bereits einen ersten Unverpackt-Laden an der Saarlandstraße gibt, stört das Kernteam nicht. „Das zeigt doch, dass das Thema brennt“, sagt Hannah Fischer. Und außerdem wären es ja zwei verschiedene Viertel. „Wir wollen noch mehr Möglichkeiten schaffen, nachhaltig zu konsumieren“, ergänzt Swenja Reil. Ein Zeichen gegen den Plastikwahn. Ihre Firma will dabei mehr sein, als ein gewinnorientiertes Unternehmen. Deshalb gibt es Frau Lose auch als Verein, der unter anderem auf Festivals und Messen Bildungsarbeit leistet.
Eines war den jungen Frauen von Beginn an wichtig: Regionalität. Doch wie steht es um die Regionalität bei Produkten wie Reis oder Salz? Das Frau-Lose-Team recherchierte lange- und wurde fündig. Reis wollen sie in Österreich kaufen, das Salz kommt aus dem 250 Kilometer entfernten Göttingen.
Um viele Waren unverpackt anbieten zu können, will Frau Lose die Obergrenze von Erzeugungs- und Verarbeitungsgebiet bei 600 Kilometern ziehen. Der Richtwert bedeute allerdings nicht, dass es wahllos Produkte aus diesem Radius geben werde. „Wir stecken viel Zeit und Mühe da rein, die Transportwege der angebotenen Produkte so kurz wie möglich zu halten“, sagen die Gründerinnen. Welches Produkt wie weit unterwegs war, soll im Laden sichtbar sein.

Wer seine Hygiene-Mittel selbst herstellt, weiß genau was drin ist. © Janina Westerkowski
Neben Trockenprodukten und Hygieneartikeln soll es auch Obst und Gemüse zu kaufen geben - immer aus der Region. Deshalb arbeitet Frau Lose ohne festes Sortiment. „Im Januar wirst du bei uns keine Tomaten einkaufen können, dafür typisches Wintergemüse und zahlreiches Lagergemüse“, erklärt Hannah Fischer. Außerdem wolle man krummes Gemüse aus der Region anbieten, das es aufgrund von EU-Normen nicht in den Handel schafft.
70 bis 80 Produkte soll es am Ende bei Frau Lose zu kaufen geben. Ein Problem bei der Produktpalette: „Viele Preise überraschen“, sagt Hannah Fischer. Das Team bemüht sich, eine gute Mischung aus günstigen und teureren Alternativen anzubieten. „Wir wollen, dass jeder bei uns einkaufen kann“, sagt Swenja Reil.
Wie kann ich beim Kochen die Säure der Zitrone ersetzen?
In ihrem Laden möchten die jungen Frauen ihre Kunden auch über Alternativen informieren: Wie ersetze ich beim Kochen die Säure, wenn ich keine Zitrone zur Hand habe? Wie kreiere ich Schärfe ohne Chillies? Workshops und Ausstellungen sollen die Möglichkeit bieten, sich über problematische Auswirkungen unseres Konsumverhaltens zu informieren und Alternativen auszuprobieren. „Wir wollen zum müllreduzierten Leben inspirieren“, sagen Hannah Fischer und Swenja Reil. Es soll Food-Sharing-Boxen geben und Selbermach-Stationen, zum Beispiel für Deo.
Mit diesen Workshops sind die Frau-Lose-Gründerinnen schon bei Messen und Festivals im Einsatz. Und da stellen sie fest, dass sich Jung und Alt vom Thema Nachhaltigkeit begeistern lassen. Sogar einen Steuerberater packte die Idee - er beriet das Team kostenlos. Noch arbeiten die Sechs rein ehrenamtlich für ihr Projekt. Ihr Traum: Öffnungszeiten für Frau Lose an sechs Tagen die Woche von 10 bis 19 Uhr.
Kind des Ruhrgebiets, mit den Ruhr Nachrichten seit Schulzeiten verbunden. Neugierig auf Menschen und das, was sie begeistert und umtreibt. Mit einem (auch persönlichen) Interesse für Familien- und Kulturthemen.
