Renommierte Dortmunder Fachschule vor dem Aus „Das ist ein emotionaler Einschnitt“

Folge der Corona-Pandemie: Wihoga muss sich neu aufstellen
Lesezeit

Ihr 60-jähriges Bestehen feierte die Wirtschafts- und Hotelfachschule 2019. „Laufsteg in die Zukunft“ lautete das Motto bei der großen Festveranstaltung im markanten Schulgebäude am Rombergpark. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Und nun sieht die Zukunft ganz anders aus als geplant.

Corona mit längeren Lockdown-Zeiten sorgte nicht nur für eine Krise in der Gastronomie- und Hotelbranche, sondern im Nachgang auch für einen akuten Personal- und Nachwuchsmangel. Und der hat jetzt auch Folgen für die Wihoga, an der Hotel- und Gastronomie-Fachleute ausgebildet werden.

Wihoga-Schulleiter Harald Becker, 2019 für sein Engagement als innovativer Bildungsmanager mit dem Cityring ausgezeichnet, kündigt jetzt eine „grundlegende Änderung des Geschäftsmodells“ für die Wihoga an.

Das heißt konkret: Die Wihoga löst zum Sommer 2023 ihr Berufskolleg für die Ausbildung von Hotel- und Gastronomie-Fachleuten und das Wirtschaftsgymnasium auf. „Das bisherige Modell Ersatzschule hat keine ökonomische Perspektive mehr“, heißt es in einer Mitteilung. Die Wihoga werde künftig als Weiterbildungsträger berufsbegleitende Lehrgänge und Seminare und Arbeitsförderungs-Maßnahmen anbieten.

Betroffen vom Aus für das alte Schulmodell sind 19 Lehrkräfte und rund 200 Lernende. „Etwa 50 Schülerinnen und Schüler, die bis zum Sommer 2023 noch keinen Abschluss bei uns machen konnten, werden an andere Einrichtungen vermittelt. Ihnen soll daraus kein Nachteil entstehen“, sagt Harald Becker. Alle anderen können noch an der Wihoga ihren Abschluss machen. Die Lehrkräfte werden an andere Berufskollegs oder an Gymnasien und Gesamtschulen in NRW vermittelt.

Begründet wird der drastische Schritt mit einem „fundamentalen Wandel in der Gastronomiebranche“. Man reagiere damit auf veränderte Anforderungen für die Ausbildung in der Gastronomiebranche. „Wir müssen uns auf die neuen Marktbedingungen einstellen, wenn wir unserem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden wollen“, erklärt Harald Becker. „Das ist für alle ein Einschnitt - auch emotional.“

Da war die Welt noch in Ordnung: Im Oktober 2019 feierte die Wihoga mit dem Jürgen Wolf als Vorsitzendem des Trägervereins, Bürgermeisterin Birgit Jörder, Schulleiter Harald Becker und dem damaligen Regieungspräsidenten Hans-Josef Vogel ihr 60-jähriges Bestehen.
Da war die Welt noch in Ordnung: Im Oktober 2019 feierte die Wihoga mit dem Jürgen Wolf als Vorsitzendem des Trägervereins, Bürgermeisterin Birgit Jörder, Schulleiter Harald Becker und dem damaligen Regieungspräsidenten Hans-Josef Vogel ihr 60-jähriges Bestehen. © Stephan Schütze

Tiefgreifender Wandel

Schon seit Längerem befinde sich die Gastronomie und Hotellerie in einem tiefgreifenden Wandel, heißt es. Die geringe Wertschätzung der Berufe, schwierige Arbeitsbedingungen und zum Teil unzureichende Bezahlung sorgten bereits vor der Pandemie für sinkende Schülerinnen- und Schülerzahlen an der Wihoga.

„Vor Corona konnten wir dem negativen Trend mit innovativen Angeboten immer etwas entgegensetzen. Corona hat unserer Branche einen so herben Schlag versetzt, den wir nicht mehr auffangen können“, erklärt Becker. Die Bildungslandschaft in der beruflichen Aus- und Weiterbildung habe sich verändert. Der Trend gehe in Richtung Seminare und Kurzlehrgänge.

Schulgebäude wird verkauft

Dabei soll es aber nicht bleiben. Becker blickt durchaus optimistisch in die Zukunft. So arbeite man auch an der Entwicklung einer Gastro-Akademie. Die soll, so die Hoffnung, „die renommierte Marke Wihoga auch weiterhin in die Welt tragen“. Die Wihoga soll außerdem Studienzentrum für Masterstudiengänge werden.

Eine weitere drastische Folge des Wandels: Das 2007 bezogene repräsentative Schulgebäude mit angeschlossenem Wohnheim soll aufgegeben und verkauft werden. Mit dem Erlös soll der Aufbau des neuen Bildungsangebots finanziert werden. Dafür sollen dann an anderer Stelle Räume angemietet werden.

Wohnheim ist nicht betroffen

Nicht betroffen ist das von der Wihoga betriebene Wohnheim mit 260 Plätzen gleich neben dem Schulgebäude. Es bleibt erhalten, versichert Becker. Genutzt wird es unter anderem von Schülerinnen und Schülern des Sportinternats am Goethe-Gymnasium und Austauschstudierenden der TU.

Cityring der Innenstadt-Kaufleute geht an Wihoga-Leiter Harald Becker

Nach Corona: Experte erwartet neuen Gastro-Boom – und steigende Preise

Dortmunds Hotels droht Nach-Corona-Krise: „Viele werden wohl entlassen“

Von Dortmund aus in die Welt: Wihoga-Chef Harald Becker erhält den Cityring 2019

An der Wihoga ist Mode- und Luxusmanagement jetzt ein Schulfach