Die Millionenverluste am Flughafen Dortmund So viel Geld hat er in 20 Jahren gekostet

Millionengrab Flughafen: Das hat er die Bürger in 20 Jahren gekostet
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Der Flughafen Dortmund ist seit Jahrzehnten ein Verlust-Geschäft. Rund 354 Millionen Euro hat der Flughafen die Dortmunder seit 2004 bis heute gekostet. Das geht aus Berechnungen unserer Redaktion hervor. Berechnungsgrundlage dafür sind die Geschäftsberichte der Jahre 2004 bis 2023, aus denen sich die Verluste summieren.

Gleichzeitig ist klar: Die Wertschöpfung des Flughafens lässt sich nicht auf seine Finanzen reduzieren. Eine Studie vom Institut für Verkehrswissenschaft der Universität Münster zeigte 2020, dass der Flughafen Arbeitsplätze sichert, jährlich 60 Millionen Euro für öffentliche Haushalte generiert und dass Geschäftsreisende, die über den Flughafen eintreffen, im Durchschnitt 600 Euro in dieser Region ausgeben.

Dennoch steht der Flughafen Dortmund stark unter Druck, endlich positive Zahlen zu schreiben. Denn Verluste werden indirekt von den Bürgern bezahlt. Seit 1992 hat der Flughafen einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit seiner Hauptgesellschafterin, der Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21). Die bezahlt jedes Jahr die Verluste für den Flughafen und DSW21 gehört zu 100 Prozent der Stadt Dortmund.

Flughafen räumt Gewinnziel für 2025 ab

Der Dortmunder Flughafen hatte auch 2023 laut Geschäftsbericht erneut einen Verlust von über 3,5 Millionen Euro verbucht. Der fiel aber um 57 Prozent geringer aus als im Jahr 2022, ein Achtungserfolg für Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber: „Das Passagierwachstum hat unseren Verlust stark minimiert. Damit sind wir zufrieden.“

Zwar war der geringere Verlust ein positives Signal, doch wegen sinkender Passagierzahlen kann der Geschäftsführer nun ein wichtiges Ziel nicht erreichen. Im Januar 2024 kündigte van Bebber an: „2025 wollen wir die Verlustzone verlassen.“ Dazu sagte er nun im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das werden wir nicht halten können.“

Eine Wizzair-Maschine am Flughafen Dortmund.
Eine Wizzair-Maschine am Flughafen Dortmund. © Schaper

Grund dafür ist, dass das Management andere Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr 2024 hatte: „Der wichtigste Bereich, das Passagieraufkommen, hat sich anders entwickelt als wir das im Jahr 2023 eingeschätzt haben.“ Wegen der defekten Triebwerke des Unternehmens Pratt & Whitney befinden sich viele Flugzeuge in der Reparatur. Der Flughafen hatte 2024 mal mit 3,39 Millionen Passagieren gerechnet.

Wachstumsraten sind unter Plan

Van Bebber rechnet 2024 nun mit derselben Anzahl an Passagieren wie im Jahr 2023, mit 2,9 Millionen Menschen. Der Flughafen-Geschäftsführer hatte mit der Gewinnplanung für 2025 eigentlich ambitionierte Ziele. Die Flughafen Dortmund GmbH schreibt im Geschäftsbericht, 2024 werde ein Verlust von 900.000 Euro erwartet. Erst für 2028 wird nun ein Gewinnziel von 3,4 Millionen Euro beziffert.

Der Flughafen koppelt sein Ziel im Jahr 2028 Gewinn zu machen an ein Passagieraufkommen von 3,9 Millionen Menschen im selben Jahr. Geschäftsführer van Bebber braucht 2028 also über eine Millionen Passagiere mehr am Dortmunder Flughafen als 2023 mit 2,9 Millionen Menschen.

Wenn der Geschäftsführer 2028 wirklich 3,4 Millionen Euro mit dem Flughafen verdienen will, muss er bei den Passagieren ein durchschnittlich-jährliches Wachstum von 6,1 Prozent erreichen. Bislang allerdings liegt diese Wachstumsrate mit 5,14 Prozent seit 2003 fast einen Prozentpunkt darunter. Das zeigen die durchschnittlichen Wachstumsraten des Passagiersaufkommen seit 2003.

Flughafen-Geschäftsführer ist optimistisch

Van Bebber ist optimistisch, das Ziel für 2028 zu erreichen. Um langfristig profitabel zu werden, will er sowohl im Luftfahrtgeschäft zulegen als auch im Bereich von Parken, Gastronomie und dem zollfreien Handel: „Wir bauen unsere Passagierzahlen langfristig aus.“ Dabei plant der Geschäftsführer auch weitere Flugstrecken anzubieten. Als Beispiel verweist er etwa auf die Etablierung der Linie zwischen Dortmund und Istanbul mit Pegasus-Airlines.

Der Flughafen Dortmund aus der Luft.
Der Flughafen Dortmund aus der Luft. © Dortmund Airport / Aerowest GmbH

Derzeit ist der Flughafen vor allem vom Geschäft mit Flügen nach Osteuropa abhängig. Gleichzeitig sieht van Bebber darin weitere Wachstumschancen: „Wir haben hier mit Flügen nach Osteuropa ein Alleinstellungsmerkmal am Flughafen Dortmund.“ Er verweist darauf, dass die Geschäftsbeziehungen mit Osteuropa immer stärker werden und der Flughafen davon profitiert: „Wir haben acht Strecken, die keiner sonst in NRW anbietet. Das ist unsere Stärke.“

Mit weniger Flügen mehr Passagiere

Alles in Allem dürfte es weiter schwierig werden dauerhaft Gewinne zu erzielen. Der Geschäftsführer ist dafür auf verschiedene Entwicklungen angewiesen: Die Turbinenprobleme bei Pratt & Whitney müssen sich lösen, der Markt in Osteuropa muss trotz Ukraine-Krieg weiter stark wachsen und die Airlines müssen ihre Flotten auf größere Flugzeuge umstellen, um mit weniger Flügen mehr Menschen zu transportieren.

Zudem ist der van Bebber davon überzeugt, dass er deutlich höhere Wachstumsraten erzielen kann als in den vergangenen 20 Jahren: „Wir fliegen heute 3 Millionen Passagiere mit weniger Linienflugbewegungen als vor 15 Jahren. Die Wizzair bekommt neue Flugzeuge, die 239 statt 186 Sitze haben. Mit dem weiteren Passagierwachstum schaffen wir es, den Flughafen langfristig profitabel aufzustellen.“