
© Julian Preuß
Ukraine-Krieg: Familie Pylypets gelingt so gerade noch die gemeinsame Flucht
Flüchtlinge
In Dortmund sind die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Es war ein echter Glücksfall, dass sich die Familie von Roman Pylypets gemeinsam in Sicherheit bringen konnte.
Äußerlich macht Roman Pylypets einen ruhigen Eindruck, als er mit seiner Familie am Montagabend (28.2.) auf dem August-Wagner-Platz in Eving steht. Gemeinsam mit etwa 250 Menschen beten sie für Frieden in der Ukraine. Seit etwa einer Woche ist das Land den Angriffen des russischen Militärs ausgesetzt.
Ukrainische Familie kommt bei Schwester unter
Roman Pylypets muss nicht mehr um sein Leben, das Leben seiner Mutter (73), seiner Frau (38) und das der beiden Kinder (3 und 11) fürchten. Sie befinden sich in Sicherheit. Die Familie ist vorübergehend bei Pylypets Schwester in Eving untergekommen. Damit gehören die fünf zu den bislang etwa einer halben Million Menschen, die nach Angabe der Vereinten Nationen (UN) aus dem Kriegsgebiet geflohen sind.
Am Freitagmorgen (25.2) sei die Familie in Dortmund angekommen, erzählt der 47-Jährige. Der Familienvater spricht nur wenige Worte Deutsch - aber es reicht, um einen Eindruck davon zu bekommen, was die Familie hinter sich hat.
Hätten die Pylypets‘ mit ihrer Flucht gezögert, wären sie wohl nicht gemeinsam in Deutschland angekommen.
Denn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Tag nach dem Einmarsch der russischen Streitkräfte eine allgemeine Mobilmachung angeordnet. Wehrpflichtige und Reservisten wurden einberufen. Zudem dürfen Männer zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine nicht verlassen.
Grenzübertritt gelingt vor Mobilmachung
Noch bevor diese allgemeine Mobilmachung galt, konnte Familie Pylypets zusammen die ukrainisch-polnische Grenze überqueren. Bruchstückhaft berichtet das Familienoberhaupt von der Flucht aus der Region Lwiw (deutsch: Lemberg) im Westen des Landes. Die Metropole war bei der russischen Militäraktion ebenfalls angegriffen worden. Mit dabei nur das Nötigste: wichtige Dokumente und etwas Nahrung.
Die Familie sei zu Fuß zur Grenze gelaufen und von dort aus mit Bussen in die polnische Großstadt Krakau gefahren. Dort hätten Helfer sie im Bahnhof mit Essen, Kaffee und Tee versorgt. Am Donnerstag (24.2.) ging es für Roman Pylypets sowie dessen Mutter, Frau und Kinder weiter zur deutschen Grenze. Dort holten Verwandte sie am Abend mit dem Auto ab.
Dauerhaft wolle die Familie nicht bei der Schwester in Eving bleiben. Mit neun Menschen würden sie sich derzeit in einer etwa 80 Quadratmeter großen Wohnung aufhalten.
Am Montagabend betet Roman Pylypets mit Kerzen in der Hand dafür, dass er mit seiner Familie wieder nach Hause zurückkehren kann - wenn der Krieg beendet ist und wieder Frieden in der Ukraine herrscht.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.