Dr. Elmar Grabert, Technischer Leiter bei Tintometer, und Geschäftsführerin Maja Voss.

© Jörg Bauerfeld

Dortmunder Weltfirma produziert seit Corona Handdesinfektionsmittel

rnWirtschaft in Dortmund

Erstmals in ihrer 130-jährigen Geschichte hat die Tintometer-Gruppe ihre Produktpalette erweitert. Die Firma sorgt für den Nachschub von Handdesinfektionsmitteln. Die Rezeptur kommt von der WHO.

Aplerbeck

, 29.04.2020, 15:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für den Ottonormalverbraucher reiche das regelmäßige und gründliche Waschen mit Wasser und Seife, so Virologen. Damit habe man der Hygiene im Kampf gegen das Coronavirus zumeist Genüge getan. Nur hat man die Möglichkeit des regelmäßigen Händewaschens nicht immer, zum Beispiel direkt nach dem Einkaufen oder am Arbeitsplatz; besonders wenn man draußen arbeitet.

Handdesinfektionsmittel meistens ausverkauft

Daher gibt es einen regelrechten Run auf Handdesinfektionsmittel. Ausverkauft ist es meist in Apotheken und Drogeriemärkten. Im Internet werden mittlerweile teils horrende Preise verlangt.

Leidtragender sind hier Krankenhäuser, Pflegedienste oder auch städtische Einrichtungen, die nicht wissen, wo sie das für ihre Arbeit so wichtige Handdesinfektionsmittel herbekommen sollen.

Dr. Elmar Grabert mit einem der Desinfektionsmittel-Fläschchen

Dr. Elmar Grabert mit einem der Desinfektionsmittel-Fläschchen © Jörg Bauerfeld

Eine Dortmunder Weltmarktfirma mit Firmensitz in Aplerbeck hat sich seit Anfang März das Ziel gesetzt, zu helfen. Die Tintometer-Gruppe, die in 14 Ländern Verkaufs- und Produktionsstätten betreibt, produziert nun unter dem Markennamen Lovibond® Handdesinfektionsmittel.

Rezeptur kam von der WHO

Für die Aplerbecker Firma kein besonders logistisches Problem. Liegt doch der Schwerpunkt der Firma bei der Produktion von Testgeräten und Reagenzien für die Wasseranalytik und bei mikrobiologischen Tests auf Legionellen oder E.coli.

„Ausschlaggebend war eine Allgemeinverfügung, dass wir dieses Mittel auch herstellen dürfen“, sagt Dr. Elmar Grabert, Technischer Leiter bei Tintometer. Produktionstechnisch habe man alle Voraussetzungen vor Ort, da am Aplerbeck Firmensitz auch im „Normalbetrieb“ Flaschen mit chemischen Reagenzien hergestellt würden, beispielsweise zur Wasseranalyse.

Das Abfüllen erfolgt per Hand.

Das Abfüllen erfolgt per Hand. © Jörg Bauerfeld

Trotzdem brauchte es die offizielle Zulassung. Die gab es dann Anfang März. Und die Produktion von Handdesinfektionsmitteln konnte bei der Tintometer-Gruppe beginnen. Und zwar nach genauen Vorgaben.

Die Rezeptur für die alkoholische Flüssigkeit kam von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In Aplerbeck an der Schleefstraße setzt man bei der Produktion auf Handarbeit. Das Mittel wird in kleinen Mengen gemischt und dann per Hand und mithilfe einer digitalen Waage in Flaschen gefüllt.

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Die Größe der Behältnisse ist da recht unterschiedlich. Vom Fläschchen, das man in die Tasche stecken kann (Kittelflaschen für Ärzte) bis hin zum Nachfüllbehälter mit 500ml Inhalt.

Und wer ist der Abnehmer für die Dortmunder Hygienemittel? Unter anderem sind es Kliniken, Behörden, Pflegeeinrichtungen, Sportvereine und Industrieunternehmen, die größtenteils in Dortmund beheimatet sind.

Das Mittel gibt es in verschiedenen Flaschengrößen.

Das Mittel gibt es in verschiedenen Flaschengrößen. © Jörg Bauerfeld

„Es ist selbstverständlich, dass wir mit der Produktion von Handdesinfektionsmitteln dabei helfen, dass sich Menschen gegen das gefährliche Covid-19-Virus schützen können“, sagt Maja Voss, Geschäftsführerin der Tintometer-Gruppe.

Automobilhersteller bestellte 10.000 Flaschen

Und das Mittel ist gefragt, so habe ein Automobilhersteller 10.000 Flaschen bestellt, die jetzt in Produktion gehen – zu einem fairen Preis, wie Maja Voss betont. Und die Käufer bekämen zu dem flüssigen Mittel sogar noch etwas hinzu, das im Moment ebenso gefragt ist. Zusammen mit der Bestellung gibt es kostenfrei Atemschutzmasken oder Augenschutze, solange der Vorrat reicht.

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Schon zu Beginn der Krise habe man sich auf die Herstellung des Hygienemittels für die Handdesinfektion eingerichtet, so Maja Voss. Durch Berichte der Außenstellen in China oder Hongkong habe man in der Dortmunder Zentrale einen Vorgeschmack auf das bekommen, was da auf Deutschland zurollen könnte.

Die nötigen Inhaltsstoffe waren an der Schleefstraße vorhanden

„Wir haben innerhalb der Firma schnell reagieren können. Mit Homeoffice und verschiedenen Arbeitsschichten“, sagt Maja Voss. Die notwendigen Inhaltsstoffe für das Hygienemittel sind an der Schleefstraße ohnehin vorhanden, so konnte auch die normale Produktion weiterlaufen – so gut es in der Corona-Krise eben geht.

Die macht sich auch bei Tintometer bemerkbar. Ein Problem seien im Moment die immensen Transportkosten, so Maja Voss. Zu wenige Flugzeuge, Container-Stau an den Überseehäfen. Zum Glück gebe es außerhalb von Deutschland nur die zeitweise Schließung einer Produktionsstätte, nämlich der in Indien.

Offiziell darf die Tintometer-Gruppe im Übrigen bis 2024 die Handdesinfektionsmittel herstellen. Bis dahin können Dortmunder Einrichtungen auf jeden Fall auf Nachschub hoffen.

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