Film-Doku zum Jahr der Mandoline „Saiten aus Stahl“ würdigt Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde

Film-Dokumentation würdigt Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde
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Ein wichtiger Teil der Musikgeschichte in Hörde ist eng verknüpft mit der damaligen Hütten-Union, später Stahlwerk Phoenix und schließlich Thyssen-Krupp. Stahlarbeiter und deren Familien waren es, die sich 1922 zum gemeinsamen Musizieren zusammenfanden und die Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde als Verein gründeten.

Stets verbunden mit diesem Klangkörper, der weit mehr als ein Orchester war, ist die Familie Eppa. Als das wachsende Ensemble einen Dirigenten brauchte, stand Konstantin Eppa bereit. Ebenso wie dieser Mann des Stahlwerkes übernahm schon in jungen Jahren Sohn Dieter Teile der ehrenamtlichen Aufgabe, leitete das Orchester über 60 Jahre.

Enkel Johannes half später ebenfalls am Dirigentenpult aus, entschied sich aber wegen des deutlichen Mitgliederschwundes 2018 für andere künstlerische Auf-gaben. Auch die nächste Generation ist noch musikalisch orientiert, doch der Verein existiert nur noch in Erinnerungen, Musikeinspielungen und nun auch im Film

Film „Saiten aus Stahl“

Gemeinsam mit dem Wittener Filmproduzenten Christoph Böll verknüpfte Johannes Eppa in der Dokumentation „Saiten aus Stahl“ ältere und jüngere Impressionen in Film und Fotos mit Interviews der Vereinsmitglieder, Aufnahmen der Hochofenanlagen auf Phoenix West von außen, innen und aus der Luft – alles eingebettet in herrliche Musikaufnahmen des Orchesters.

Die Premiere dieses vom Land NRW und der Herdecker Dörken-Stiftung geförderten Films durften Vereinsmitglieder und Freunde an historischer Stätte erleben: im Café Begegnung, unweit der Hochöfen und direkt gegenüber dem Ort, an dem die ersten Proben stattfanden.

Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde
Die Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde beim Konzert mit einem Chor im Jahr 2011: Dirigent war Dieter Eppa, als Konzertmeister fungierte Stefan Prophet. © MaKoGe

Johannes Eppa und Gastgeber Alexander Lategahn präsentierten diese historische Zusammenschau gemeinsam mit Dirigent Dieter Eppa, der ersten Vorsitzenden Gabi Quiatek und Stefan Prophet, seit 40 Jahren als Mandolinist Vereinsmitglied und Solist des Orchesters. Als Gäste waren die Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann und der erste Bürgermeister der Stadt Dortmund, Norbert Schilff, anwesend.

Musikalische Entwicklung

Für die Ursprünge bedeutsam ist die Verknüpfung der schweren Arbeit mit dem Streben nach musikalischer Entwicklung und Vervollkommnung. Die Ausbildung des Nachwuchses, oftmals von den Eltern schon als Kinder in den Verein geschickt, erfolgte durch den Dirigenten und die Orchestermusiker, ehrenamtlich und nach Feierabend.

Ziel war die Befähigung zum Mitspielen im Konzert und Mitwirken bei Feiern anderer Vereine und Institutionen – alles immer ehrenamtlich. Der Verein hatte dabei im Sozialgefüge eine hohe Bedeutung. Pünktlichkeit und disziplinierte Probenarbeit fanden ihren Ausgleich im Erfolgserlebnis vor Publikum, aber auch bei gemeinsamen Feiern, Ausflügen und sogar Konzertreisen ins Ausland.

Für die Kinder waren Nikolaus- und Weihnachtsfeiern bedeutsam. Alt und Jung erlebten alles zusammen. „Die älteren Musiker waren für uns wie Onkel und Tanten“, verriet Gabi Quiatek.

Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde
Die Mandolinen-Konzertgesellschaft Hörde im Umfeld eines Konzertes 1994: Dirigent Dieter Eppa trägt eine rote Jacke. © MaKoGe

Jahr der Mandoline

Nicht nur die enge Verzahnung von Arbeitsleben, Nachwuchsausbildung und Probenbetrieb war den im Film befragten Mitgliedern erinnerlich. Gerade die Fernreisen, etwa nach Frankreich und Italien beeindruckten, aber auch das Zusammenwirken mit Chören und anderen Ensembles.

Ein Höhepunkt war das Konzert zur Eröffnung der Bundesgartenschau 1959 im Westfalenpark, gemeinsam mit dem Kölner Kinderchor und Solisten des Dortmunder Stadttheaters. Dreitausend Zuschauer konnte die Mandolinen-Konzertgesellschaft dabei zählen. Es folgte eine Zeit mit regelmäßigen monatlichen Konzerten im Park.

Diese Freude am gemeinsamen Musizieren, der Halt, den das Vereinsleben gab, ist weitgehend aus der Gesellschaft – gerade in der Großstadt – verschwunden. Die Menschen verfolgen heute andere Lebens-ideale. Vieles ist dadurch verloren gegangen.

Verschwunden sind zahlreiche Vereine mit 1. und 2. Mandoline, Mandola, Gitarre und Balalaika-Bass, zuweilen weiteren Instrumenten. Für das Jahr 2023 wurde die Mandoline von den Landesmusikräten der Republik zum Instrument des Jahres gekürt. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Instrument und die Strukturen seines Umfeldes eine Renaissance erleben.

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